Samstag, 28. Dezember 2013

Filmkritik : "Der Medicus"


Es gab Zeiten, in denen europäische Produktionen den hiesigen Blockbusterproduktionen aus Hollywood in nahezu nichts nachstanden. Deutsche und europäische Produktionen wie "Das Parfüm" , aber auch "Der Name der Rose" waren produktionstechnisch hervorragende Produkte, die beweisen, dass auch mit geringerem Budget, aber dafür mit der richtigen Vision ein guter Film entstehen kann. Mit "Der Medicus" kommt nach langer Zeit nun wieder eines dieser Produkte in die Kinos. Basierend auf Noah Gordons Weltbestseller schildert der Münchner Musikvideo- und Werberegisseur Philip Stölzl die Lebensgeschichte des jungen Mediziners Rob Cole. Auf den epochalen 170min schafft es der Regisseur allerdings nicht ganz die komplexe Handlung für die Leinwand zu adaptieren.

London im beginnenden Hochmittelalter. Der junge Rob Cole (Tom Payne) besitzt eine besondere Gabe: Er konnte den nahenden Tod seiner Mutter bereits einige Zeit zuvor spüren. Nachdem dieser tatsächlich eintritt, bleibt Cole jedoch nicht lange allein. Der fahrende Bader (Stellan Skarsgård) nimmt ihn mit auf seine Fahrten und lehrt ihn kleine Taschenspielertricks, führt in aber auch in die Heilkunde ein. Cole erkennt frühzeitig, dass diesen Methoden Grenzen gesetzt sind, so dass er nach größerem Wissen zu streben beginnt. Er entschließt sich, in das persische Isfahan zu reisen und dort den "Arzt aller Ärzte" Ihn Sina (Ben Kingsley) aufzusuchen. Die Reise ist verboten und gefährlich, doch getrieben von seinem Wissensdurst nimmt der junge Rob die Strapazen auf sich. Auf seinem abenteuerlichen Trip muss er allerlei Herausforderungen meistern, aber er lässt sich durch nichts von seinem Weg abbringen. 

Es ist immer schwer einen dicken Schmöker ohne Abstriche auf die Leinwände zu bannen. Hier und da müssen Kürzungen erfolgen, um eine angemessene Dramaturgie zu schaffen. Es gibt sicherlich schlechtere Beispiele, aber auch bei diesem Film ging das ganze Prozedere ein wenig daneben. Zwar muss ich zugeben, dass ich die Romanvorlage selbst noch nicht gelesen habe, aber anhand des Schnittes und der vielen Sprünge in der Handlung kann man schnell vermuten, dass es sich hier um Kürzungen im Vergleich zum Roman handelt. Von Rob Coles Kindheit bis zum jungen Mann vergehen gerade einmal fünf Minuten und auch die Reise durch die ganze Welt wird innerhalb von zwei Minuten abgehandelt. Zwar setzt man damit den Fokus deutlich auf die hintere Hälfte, in denen es dann auch um die thematischen wichtige Punkte geht, aber dem Zuschauer wird dadurch die Identifikation mit dem Protagonisten erschwert, da er nicht sonderlich viel über Rob Coles haarsträubende Reise erfährt.

Sobald Cole aber Persien erreicht, offenbart sich die unglaubliche Tiefe des Stoffes. Wir werden Zeuge von religiösem Fanatismus gegenüber der "modernen" Heilkunst und man erkennt auch in welchem Zwispalt die Wissenschaft mit der Religion zu dieser Zeit stand. Leichen öffnen, um zu sehen wie unser Körper von innen aussieht ist eine Freveltat, die sofort mit dem Tod bestraft wird. Einzig und allein Rob Cole, der mit einer wahnsinnigen Neugierde ausgestattet ist, versucht sich daran und erntet anstatt Gottes Zorn, Lob und Freundschaft. Der Weg der Erkenntnis und der Zusammenstoß der vielen Kulturen ergeben ein spannendes Konfliktpotenzial, das mit politischen Intrigen noch angereichert wird. Stölzl transportiert diese Thematiken sehr gut und reduziert sie auf das Wesentliche. Holprigkeiten finden sich dagegen in der hinzugedichteten Liebesgeschichte zwischen Rebecca und Rob Cole. Diese Episode gibt dem Film zwar eine emotionale Ebene und behandelt auch hier religiöse Themen und die Unterwürfigkeit der Frau zur damaligen Zeit, aber anstatt Rebecca zu einer starken Frau werden zu lassen, die sich gegen diese Problematiken stellt, ist es Emma Rigbys Charakter nicht erlaubt mehr zu tun, als ihren Geliebten Rob Cole anzuhimmeln.

Emanzipation sieht zwar anders aus, aber Emma Rigby setzt trotzdem mit ihrer natürlichen Schönheit und ihrer sympathischen Art einige Akzente. Was ihrem Charakter an Tiefe fehlt, macht sie mit einer guten schauspielerischen Leistung somit wieder gut. Als ebenfalls ideal besetzt empfinde ich Tom Payne als der titelgebende Medicus Rob Cole. Der noch sehr unbekannte Schauspieler transportiert gekonnt Coles fast schon naive Neugierde, die von dem Tod seiner Mutter her rührt. Für diese Neugierde muss er zwar einiges einstecken, aber dennoch ist dieser Weg des Wissens für ihn das Richtige. Deutlich prominenter geht es in den Nebenrollen zu. Neben dem Schah, der von Olivier Martinez verkörpert wird, bleiben vor allem Stellan Skarsgaard, als mürrischer, aber dennoch beherzter Bader und Sir Ben Kingsley als mystischer und äußerst weiser Mediziner Ibn Sina im Gedächtnis.

In Sachen Inszenierung gibt sich der Regisseur dagegen routiniert. Es gibt hier und da wunderschöne Außenaufnahmen zu bewundern und vor allem die Kulissen wissen dank ihrem Detailreichtum zu überzeugen. Ebenfalls toll sind die Kostüme, denn im Gegensatz zu vielen Hochglanzproduktionen sammelt sich hier auch mal der Dreck auf den Gesichtern der Protagonisten. Das düstere Mittelalter und auch Persien entsprechen hier somit nicht nur den klassischen Abziehbildern. Allerdings gibt es auch hier wieder einen kleinen, aber dennoch wichtigen Kritikpunkt. Die Spezialeffekte, die für manche Hintergründe gebraucht wurden, lassen sich das ein oder andere mal deutlich als solche erkennen.

Fazit : "Der Medicus" ist ein klassischer Monumentalfilm, mit grandiosen Schauspielern und vielen visuellen Schmankerln. In Sachen Handlung wurden dagegen zwar die interessanten Thematiken aufgegriffen, aber die Kürzungen, um vom Roman auf einen abendfüllenden Kinofilm zu kommen fallen gerade in der ersten Hälfte störend auf.

Bewertung :
  

Dienstag, 24. Dezember 2013

Filmkritik : "Saving Mr. Banks"

Walt Disney hat mit seinen Filmen und Figuren die Kindheit von so vielen Menschen weltweit geprägt, dass es längst abzusehen war, dass eine solche Erfolgsgeschichte bibliografisch aufgearbeitet werden muss. Doch anstatt sich einzig und allein auf das Leben des umstrittenen Ausnahmetalents zu stürzen, nahmen sich die Produzenten von "Saving Mr. Banks" vielmehr eine einzige wichtige Etappe zu Herzen. Mit "Mary Poppins" kam nämlich in den 70ern der Klassiker der Kinderstuben schlechthin in die Kinos und dahinter verbirgt sich allerdings auch eine ganz besondere Geschichte. Diese herzerwärmende Geschichte über die Verarbeitung von Traumata und über eine Freundschaft zweier unterschiedlicher Menschen ist der wohl beste Disney Realfilm seit Langem !

1940 verspricht Walt Disney (Tom Hanks) seinen beiden Töchtern einen Film über Mary Poppins zu realisieren. Dazu muss er sich mit P.L. Travers (Emma Thompson), der Autorin des Original-Romans, einigen. Nach jahrelangen Verhandlungen reist Travers 1961 schließlich von London nach Hollywood, um mit Disney über dessen Vorhaben zu sprechen. Doch es stellt sich heraus, dass Travers kaum bereit ist Kompromisse bei der Adaption ihres Romans einzugehen. Denn während Walt an ihrer Starrköpfigkeit verzweifelt, stellt sich heraus, dass Travers enger mit ihrer Geschichte verbunden ist, als gedacht. Marry Poppins kam nämlich nicht, um die Kinder in der Geschichte zu retten, sondern den unsensiblen Mr. Banks zu befreien, die Figur, die auf Travers früh verstorbenem Vater Goff (Colin Farrell) basiert. Zusammen mit Walt begibt sich Travers mit der Neuinszenierung ihres Werkes auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit.

"Saving Mr. Banks" beginnt verwirrend. Ständig wechselt das Geschehen zwischen Kindheit und Gegenwart von P.L.Travers. Erst nach und nach erkennt man die Zusammenhänge und versteht, warum die "Mary Poppins" - Bücher so sind wie sie sind. Sobald Travers auf Walt Disney höchstpersönlich trifft, beginnt sich in ihr etwas zu verändern und aus der anfangs gefühlskalten Dame wird eine lebenslustige Frau. Die Original-Tonbandaufnahmen aus den Walt Disney Studios standen Pate für die amüsanten Dialoge während der Vorbereitung zur Verfilmung und generell fühlt sich der Film äußerst authentisch an. Das liegt zum Einen an der tollen Ausstattung des Films, die die 70er Jahre gekonnt auf die Leinand zaubert und zum Anderen auch an der perfekten Besetzung.

Liest man sich durch die Darstellerliste trifft man auf bekannte Namen, wie Paul Giamatti (als liebevoller Chauffeur), Colin Farell (als fürsorglicher und träumerischer Vater) oder auch Tom Hanks, der Walt Disney höchstpersönlich verkörpern darf. Dafür hat er augenscheinlich ein paar Pfunde zugelegt. Sein Walt ist eine liebevolle Figur, die sich um andere sorgt und vor allem seine und die Kinder auf der ganzen Welt glücklich sehen will. Da mag man angesichts der Gerüchte, die man hier und da hört dem Film ein wenig Euphemismus vorwerfen, denn antisemitische Äußerungen und die Tatsache, dass sich Walt Disneys Leiche nicht auf einem Friedhof befindet, sondern eingefroren wurde, weil Walt Disney sich das wünschte, lassen den Strahlemann etwas weniger glänzen. Aber das ist kein Unding, denn schließlich will "Saving Mr. Banks" an vorderster Stelle Berühren und zum Nachdenken anregen, was angesichts des schicken Inszenierung und des cleveren Drehbuchs auch gelingt.

In warmen Farbtönen gehalten, erscheint P.L. Travers Kindheit, wie ein wunderschöner Traum, ohne jedoch kitschig zu werden, denn in dieser Familie ist leider bei weitem nicht alles Gold, was glänzt.
Nach und nach wird das Bild der idyllischen Familie dekonstruiert und es zeigt sich der dramatische Kern der Geschichte. Als absoluter Glücksfall erweist sich dabei die Besetzung der Autorin mit der wunderbaren Emma Thompson. Thompson liefert die Verwandlung glaubhaft ab und wirkt durch und durch sympathisch mit ihrer nicht immer charmanten Art. Schon allein ihre Darstellung macht den Film sehenswert und man darf gespannt sein, ob da nicht vielleicht wieder eine kleine goldene Statuette dabei herausspringt.

Fazit : "Saving Mr. Banks" ist eine liebevolle Tragikomödie, die nicht nur an die eigene Kindheit erinnert, sondern dank toller Schauspieler, grandiosem Drehbuch und einer wunderbaren Inszenierung ein interessantes Stück Geschichte aufarbeitet.
Kleiner Tipp : Unbedingt beim Abspann sitzen bleiben !

Bewertung :

Sonntag, 8. Dezember 2013

Filmkritik : "Carrie"


Hollywood beweist mal wieder Kreativität, wenn es darum geht neue Stoffe für die abendliche Unterhaltung zu finden. Nach unzähligen Romanverfilmungen und Fortsetzungen bekannter Franchises, beginnt in Hollywood nun wieder die Zeit für mehr oder weniger nötige Remakes. Diesmal stand Brian de Palmas Kultschocker "Carrie" auf der Liste. Mit Chloe Grace Moretz und Julianne Moore in den Hauptrollen ist eine gute Grundlage immerhin gegeben und das zugehörige Buch des Horroraltmeisters Stephen King zählt ja ebenfalls zu den ganz großen Klassikern. Und zugegeben : "Carrie" ist auch in der 2013er Version sehenswert, wenn auch lange kein Meisterwerk.

Carrie White (Chloë Grace Moretz) ist ein Einzelkind und wächst bei ihrer extrem religiösen Mutter Margaret (Julianne Moore) auf. Der streng erzogene Teenager hat Schwierigkeiten, sich in den Schulalltag einzugliedern und Freunde zu finden. Die unsichere und schüchterne Carrie ist ein leichtes Opfer für Schikanen und wird regelmäßig zum Ziel von Hänseleien und Streichen ihrer Mitschüler. Verzweifelt versucht sie, sich zu wehren und entdeckt dabei schließlich, dass sie telekinetische Fähigkeiten besitzt. Mit dieser neuen Macht ausgestattet, scheut sie sich nicht, ihre Kräfte gegen ihre Peiniger einzusetzen. Am Tag des Abschlussballs kommt es schließlich zur Katastrophe: Die Schulkameraden gehen endgültig zu weit und reizen Carrie bis zur Belastungsgrenze. Diese nimmt daraufhin fürchterliche Rache...

Zwischen dem Original und dem Remake liegen nun tatsächlich bereits 36 Jahre. Eine Zeitspanne, in der sich viel entwickeln kann. So verwundert es auch nicht, dass im neuen Film das digitale Zeitalter Einzug hält. Hier werden die Videos gleich auf Youtube geladen und jeder Schüler, der auch was von sich hält, läuft natürlich mit einem Handy durch die Gegend. Und auch das Thema Mobbing, das sich als zentrales Kernthema durch "Carrie" zieht, hat in den letzten Jahren wieder deutlich mehr Einfluss gewonnen. So muss man den Machern des Remakes wenigstens zu Gute halten, dass der Stoff sorgfältig für die heutige Zeit adaptiert wurde. Regisseurin Kimberly Peirce widmet sich dabei anfangs ausgiebig der jungen Protagonistin und schildert in eleganten und ruhigen Bildern den Leidensweg der jungen Carrie White. Carries Gefühlswelt wird dabei gut dem Zuschauer näher gebracht. Szenen, wie der Streich in der Dusche oder auch wenn Carrie sich den Stoff für ihr Ballkleid kauft, zeigen eindrucksvoll was in ihr vorgeht. Von der anfänglichen Demütigung, über die Freude auf dem Ball bis hin zur Rache nach der bitteren Zurschaustellung.

Mit Chloe Grace Moretz (bekannt als "Hit-Girl" aus den "Kick-Ass" - Filme) haben die Verantwortlichen genau die Richtige für den Job gefunden. Carries Verschlossenheit und Zerbrechlichkeit transportiert die Jungdarstellerin gekonnt über ihre Mimik. Wenn man nach etlichen Bildern voller Qual für die Kleine das erste Mal ein Lächeln auf deren Gesicht sieht, dann muss auch der Zuschauer schlucken.
Und wenn es am Ende dann richtig zur Sache geht, steigt auch die Spannung endlich weiter an. Nach knapp 10 Minuten ist das Ganze aber auch schon wieder vorbei, was aufgrund der soliden Inszenierung allerdings mehr als schade ist. Somit bleibt also die Frage, ob sich das Remake lohnt anzusehen oder eben nicht. Im Endeffekt macht "Carrie" nichts falsch. Die Inszenierung ist ohne Tadel, die Soundkulisse hervorragend und natürlich sind auch die Charaktere gut gezeichnet. Allerdings hat "Carrie" auch keine signifikanten Höhepunkte. Es fehlt schlicht und ergreifend das gewisse Etwas, dass das Original aufgrund von Brian de Palmas eigenwilliger Inszenierung erhalten hat.

Fazit : "Carrie" ist einfach ein guter Film. Wer noch nie in Kontakt mit Stephen Kings Geschichte kam kann genauso einen Blick riskieren wie auch die Fans des Originals oder Fans der Schauspieler. Für ein Meisterwerk fehlen allerdings die Höhepunkte.

Bewertung :

Samstag, 16. November 2013

Filmkritik : "Ender´s Game"


Die Ausbildung zum Soldaten kann gerade in Amerika hart sein. Hier gibt es Drill, knallharte Disziplin und sportliche Höchstleistungen. Dass dabei die Psyche des Menschen auf der Strecke bleiben kann, zeigt Regisseur Gavin Hood eindrucksvoll in der Buchverfilmung des Klassikers "Ender´s Game". Hier müssen sich bereits Kinder, dem Druck des Militärs stellen und das ohne Rücksicht auf Verluste.

In der nahen Zukunft wird die Erde von den Formics attackiert, einer feindlichen Alien-Rasse. Ohne den legendären Flotten-Kommandanten Mazer Rackham (Ben Kingsley) wäre schon längst alles verloren. In Vorbereitung auf den nächsten Angriff der insektenartigen Außerirdischen sucht der hochangesehene Colonel Graff (Harrison Ford) für das Militär nach den talentiertesten Kindern, die in den Kampf gegen die Feinde aus dem All ziehen könnten. Ein schüchterner, aber strategisch brillanter Junge namens Ender Wiggin (Asa Butterfield) wird aus der Schule genommen, um der Eliteeinheit beizutreten. Beim militärischen Training meistert er unglaublich schwierige Kriegsspiele und gewinnt bald den Respekt seiner Mitstreiter. Graff sieht in Ender die neue große Hoffnung für seine Armee. Auf der Kommandanten-Schule bildet schließlich Mazer Rackham persönlich den Jungen weiter aus: Ender soll die Soldaten in eine epische Schlacht führen, die das Schicksal der Erde und der menschlichen Rasse bestimmen wird...

Nach den kommerziell erfolgreichen Jugendbuchverfilmungen "Die Tribute von Panem", "Twilight" und "Percy Jackson", kommt mit "Ender´s Game" der nächste hochbudgetierte Blockbuster. Allerdings verhält sich auch hier, wie bei den Tributen, denn "Ender´s Game" setzt zwar auf spektakuläre Schauwerte und reichlich Action, im Mittelpunkt steht aber das Leben des Jungen Ender, der nicht nur ein Genie zu sein scheint, sondern auch noch die letzte Hoffnung der Menschheit darstellt. Doch anstelle von Gehorsam bleibt Ender standhaft und bleibt seinem Charakter treu. Trotz aller Härte lässt sich der Kleine nie aus dem Konzept bringen. Doch mit der Zeit fällt es ihm immer schwerer, den Befehlen des Colonel zu widerstehen, was ihn am Ende zu der schlimmsten Tat seines Lebens verführt. Gavin Hood zeichnet Enders Entwicklung in spannenden Bildern nach. Die Trainingsduelle sind spannend inszeniert und die Special-Effects sind definitiv State of the Art.

Doch trotz aller visueller Schmankerl sind es die grandiosen Schauspieler und die packende Geschichte, die den Film sehenswert machen. Ender wird dabei von Asa Butterfield verkörpert, der in Martin Scorseses "Hugo Cabret" bereits sein Schauspieltalent unter Beweis stellen durfte. In "Ender´s Game" zeigt er Ender als sympathischen, aber auch zerbrechlichen Jungen, der als Spielball der Militärsmächte zugrunde zu gehen scheint. Ihm zur Seite steht die bezaubernde Oscargewinnerin Hailee Steinfeld, die als Petra Arkanian ebenfalls gute Leistungen erbringt. Diese beiden Jungdarsteller behaubten sich wacker gegen die Schauspielurgesteine Harrison Ford und Ben Kingsley, die im Film mehr oder weniger die Gegnerrolle einnehmen. So ist "Ender´s Game" nicht nur ein spektakulärer Blockbuster, sondern kritisiert zudem auf spannenden und intensive Art und Weise das Militärtum.

Fazit : "Ender´s Game" ist perfektes Blockbusterkino mit Hirn !

Bewertung :

Filmkritik : "You´re Next!"


Wer bei dem Poster von "You´re Next!" zunächst an eine Kopie von "The Purge" denkt, der sollte vielleicht wissen, dass Adam Wingards herrlich ironisches Splatterfest bereits vor zwei Jahren auf einigen Filmfesten seine Uraufführung feierte. Damals konnte der Film die Zuschauer begeistern und es gab Standing Ovations zu Hauf. Dennoch dauerte es weitere zwei Jahre, bis man das Werk endlich auch in den normalen Kinos begutachten konnte, aber das Warten hat sich definitiv gelohnt ! Adam Wingard führt uns durch ein Familientreffen, das schwarzhumoriger und spannender nicht sein könnte.

Die Davison-Familie ist genauso reich wie dysfunktional. Als die gesamte Sippe in einem mondänen Landhaus zusammenkommt, um den Hochzeitstag der Eltern zu feiern, bringt Crispian (AJ Bowen) zum ersten Mal seine neue Freundin Erin (Sharni Vinson) mit – natürlich nicht ohne sie zu warnen, dass die Dinge aus dem Ruder laufen könnten, da man sich in der Familie leidlich hasst. Doch was dann geschieht, übertrifft die schlimmsten Befürchtungen: Während sich Crispian in einer handfesten Auseinandersetzung mit seinem Bruder Drake (Joe Swanberg) befindet, segeln plötzlich Armbrust-Pfeile durch die Fenster auf die Festgesellschaft nieder. Die Familie wird aus dem Hinterhalt attackiert und die Intention der unbekannten Angreifer ist schnell klar: Am Ende dieser Nacht soll der gesamte Davison-Clan tot auf dem Boden liegen. Doch nicht alle Familienmitglieder sind so wehrlos, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte...

Bereits der Beginn ebnet den Weg für die weitere Richtung des Films, denn gerade anfangs wirken die Kabbeleien der einzelnen Familienmitglieder herrlich erfrischend und witzig. Hier werden die zwei kleinen Brüder schamlos vom Älteren gemobbt, der nicht nur von sich selbst überzeugt ist, sondern auch noch die hübscheste (aber nicht schlagfertigste!!!) Freundin mit an den Start bringt. Den Kontrast dazu bildet die verängstigte und von Selbstzweifeln zerfressene kleine Schwester, die sich in ihrer Haut nicht nur unwohl fühlt, sondern auch von den eigenen Geschwistern müde belächelt wird. Wingard hat hier eine nette Kombination geschaffen und zeigt eine Familie, die "verkorkster" nicht sein könnte. Für Horrorfanatiker dürfte bereits jetzt ins Auge stechen, dass Ti West, Regisseur von Independent Meisterwerken wie "The Innkeepers" eine kleine Rolle als Filmemacher ergattern konnte. Auch hier kommt zu einem ganz netten Wortgefecht zwischen großem Bruder und Freund der Schwester.

Nach diesem gemütlichen Einstieg dauert es aber auch nicht lang, bis die ersten Toten auftauchen. Auch hier spielt der Regisseur gekonnt mit schwarzhumorigen und schockierenden Elementen. Zwar sind die Splatterelemente gelungen und kreativ konstruiert, aber sie allesamt stehen meist in einem herrlich ironischen Kontext, der dem Film fast schon eine satirische Note verleiht. Wer seine Familie also noch nie leiden konnte, sollte von vornherein eine Karte lösen. Er wird überrascht sein, welche fiesen Fantasien Menschen aufgrund von Hass entwickeln *zwinker* . Kreativ ist auch die Geschichte, die sich aus dem Familientreffen entwickelt. Einige Wendungen sind zwar vorhersehbar, aber das Ende hätte besser und "schlagkräftiger" nicht sein können. Dazu muss man auch noch die Schauspieler positiv hervorheben. Zwar spielen hier allesamt unbekannte Mimen mit, aber keiner leistet sich hier einen größeren Fauxpas. Zudem gibt es auch in "You´re Next!" ein wahres Naturtalent zu bewundern. Während es in "Evil Dead" Jane Levy war, die den Film aufgrund ihres faszinierenden Schauspiels trug, ist es hier nun Sharni Vinson, die als Erin wirklich alle Register zieht.

Fazit : "You´re Next!" ist ein dreckiger kleiner Genrebeitrag, der mit seinem schwarzen Humor, seinen tollen Darstellern und einer gekonnten Inszenierung die Horrorfans überzeugen wird.

Bewertung :

Samstag, 2. November 2013

Filmkritik : "Prisoners"

Die Nachrichten sind voll von Schmerz und Trauer. Jeden Tag gibt es Meldungen von Mord und Totschlag und mittendrin auch tragische Meldungen über Kindesentführung. Mit einem solchen Szenario wird auch Keller Dover, Hauptprotagonist in Denis Villeneuves Thriller-Drama "Prisoners", konfrontiert und muss sich nun damit zurechtfinden. Villeneuve widmet sich in seinem Film eindringlich den Themen Selbstjustiz und Trauerverarbeitung, was vor allem dank eines exzellenten Drehbuchs für Spannung sorgt. Bei der Inszenierung des ca. 150 Minuten langen Werkes hätte ein wenig mehr Geschwindigkeit allerdings nicht geschadet.

Keller Dover (Hugh Jackman) ist ein bibeltreuer Kriegsveteran. Der harte Kerl steht mit beiden Beinen fest im Leben. Dovers Welt gerät jedoch aus den Fugen, als seine sechsjährige Tochter Anna (Erin Gerasimovich) und deren Freundin Joy an Thanksgiving entführt werden. Es beginnt eine fieberhafte Suche, die von dem jungen und ambitionierten Polizisten Loki (Jake Gyllenhaal) angeführt wird, dessen primäres Ziel es jedoch ist, nach erfolgreichem Abschluss der Ermittlungen endlich der Kleinstadt zu entfliehen und in eine Großstadt versetzt zu werden. Doch alle Spuren im Entführungsfall verlaufen im Nichts. Auch den einzigen Verdächtigen, den geistig zurückgebliebenen Alex Jones (Paul Dano), muss Loki aus Mangel an Beweisen wieder laufen lassen. Familienvater Dover fasst daraufhin einen folgenschweren Entschluss: Er will die Wahrheit auf eigene Faust herausfinden und begibt sich auf einen verhängnisvollen und gnadenlosen Weg der Selbstjustiz, um die beiden kleinen Mädchen vielleicht doch noch zu finden.

"Prisoners" erfreut sich seit seinem Kinostart vor einigen Wochen an zahlreichen Besuchern, was sicherlich nicht von ungefähr kommt, denn um es kurz zu sagen : Das zugrunde liegende Drehbuch ist ein Meisterwerk. Der Film vereint einerseits anspruchsvolles Drama, mit einem intelligenten Detektiv-Thriller ala "Zodiac". Dabei sind vor allem die Szenen am interessantesten, in denen der Regisseur unangenehme Fragen aufwirft. Ich denke jeder von uns hatte schon den ein oder anderen Gedanken daran verschwendet, was man tun würde, wenn die eigenen Kinder Opfer eines Sexualstraftäters oder ähnlichem werden würden. In jedem von uns steckt der Sinn nach Gerechtigkeit, doch jeder geht auch anders damit um. Genau diese verschiedenen Perspektiven auf das Thema werden von den vier Elternteilen der entführten Kindern verkörpert. Zwar ist Keller Dover der einzige Charakter, der seine Überzeugung der Selbstjustiz nuanziert verkörpert, während die anderen Drei weitestgehend die Klischees bedienen, aber nichtsdestotrotz baut sich durch diese  geschickte Beobachtung eine Menge Spannung auf.

Zudem gestaltet sich der Entführungsfall als weitaus komplexer als gedacht. Ständig ertappt man sich als Zuschauer dabei, wie man Personen verdächtigt, die sich im Nachhinein als unschuldig herausstellen, aber dennoch irgendetwas mit dem Fall zu tun haben. "Prisoners" baut seine Handlung dabei sehr geschickt auf und hinterlässt trotz seiner Irrungen und Wirrungen nie das Gefühl unlogisch oder unglaubwürdig zu sein. Allerdings muss man zugeben, dass die Geschichte trotz ihrer Komplexität sehr langatmig präsentiert wird. Zwar sind die starren Kameraeinstellungen ein sinnvolles Stilmittel, aber in einigen Situationen nervt die gedehnte Darstellung. Oftmals möchte man den Charakteren zuschreien, um ihnen zu sagen, dass sie sich doch endlich bewegen sollen. In diesen Momenten stört die bedächtige Inszenierung, die dem Film die Geschwindigkeit raubt, auch wenn die düstere Lichtstimmung sehr überzeugend die innere Gefühlswelt der Betroffenen darstellt.

Diese Betroffenen werden hervorragend von zahlreichen Hollywoodstars verkörpert. Am Markantesten sind dabei natürlich Hugh Jackman als trauernder und nicht ganz rechtmäßig handelnder Keller Dover und Jake Gyllenhaal als Polizist Loki, der von seinem eigenen Fall von Minute zu Minute mehr und mehr mitgenommen wird. Außerdem entdeckt man in den Nebenrollen Maria Bello, als trauernde Mutter, die aber aufgrund ihres Charakters eher weniger Akzente setzt, ebenso wie Terrence Howard, der aber immer wieder mit seinem eigenen Gewissen konfrontiert wird.

Fazit : "Prisoners" ist ein anspruchsvolles und perfekt aufgebautes Thrillerdrama mit grandiosen Schauspielern, dem in Sachen Inszenierung allerdings ein wenig mehr Pepp nicht geschadet hätte.

Bewertung :




Samstag, 19. Oktober 2013

Filmkritik : "Insidious : Chapter Two"


Es ist soweit ! Nach dem bahnbrechenden Kinoerfolg von James Wans "The Conjuring" versucht sich der Regisseur, der zusammen mit Drehbuchautor Leigh Whannel "Saw" auf die Beine stellte, an einem anderen Genre. Im nächsten Jahr wird Wan mit "Fast and the Furious 7" dem Horrorgenre den Rücken zuwenden. Doch davor gibt es für alle Fans den ultimativen Abschied. Nachdem "Insidious" mit einer interessanten Story und einer stilvollen Inszenierung die Zuschauer vollends überzeugte, folgt nun das zweite Kapitel der Horrormär. Zugegeben : das offene Ende von Teil 1 hätte ohne Fortsetzung weitaus mehr Schrecken verbreitet, aber wenn der Inhalt der Fortsetzung stimmt, dann kann es ja durchaus sinnvoll sein. Nunja, im Endeffekt ist "Insidious 2" inszenatorisch wieder ein Hochgenuss, aber der Schauerfaktor will diesmal nicht so recht überspringen.

Nachdem Familie Lambert es geschafft hat, ihren Sohn Dalton (Ty Simpkins) aus den Klauen von Geistern und Dämonen zu befreien, verlässt sie den Ort des Geschehens und sucht Zuflucht bei Großmutter Lorraine (Barbara Hershey). Dort wiegen sich Renai (Rose Byrne) und Josh Lambert (Patrick Wilson) in Sicherheit. Doch schon bald machen die Geister sie ausfindig und obwohl Dalton, der besonders empfänglich für die übernatürlichen Erscheinungen ist, die Gefahr frühzeitig erkennt, gelingt es den Dämonen zunehmend von Josh Besitz zu ergreifen. Das Familienoberhaupt kann sich immer weniger gegen diese feindliche Übernahme wehren. Als die anderen ihm zur Hilfe kommen wollen, offenbart sich, dass die Verbindung zu den Geistern und ihrer Welt viel tiefergeht, als sie dies bisher angenommen haben und ein grausiges Geheimnis wird enthüllt...

James Wan zeigt sich auch hier wieder von seiner detailverliebten Seite, denn die Kulissen und die bedächtige Inszenierung spielen zum Glück in der selben Liga wie Teil 1. Auch hier steigt die Spannungskurve stetig an. Während anfangs noch Türen knarzen und unheilvolle Geräusche das Haus durchfluten, kommen später erschreckendere Erscheinungen hinzu. Das Ganze packt Wan in stimmungsvoll ausgeleuchtete Digitalbilder. Es bleibt also alles beim Alten und dieses Prinzip setzt sich zum Glück auch bei den bereits erprobten Darstellern fort. Rose Byrne und Patrick Wilson liefern als von Geistern verfolgtes Ehepaar auch hier wieder solide Leistung, wobei Patrick Wilson durch seine Rolle noch mehr zeigen muss, als seine Leinwandpartnerin.

Es gäbe somit nichts zu meckern, wenn Drehbuchautor Leigh Whannel sich auf die Tugenden von Teil 1 verlassen hätte. Dort wurde mit "Astralreisen" ein neues interessantes Thema für Horrorfilme eingeführt, das den ganzen Film vom Horroreinerlei abhob. Ebenfalls nett, waren die kleinen, auflockernden Kalauer der trotteligen Geisterjäger, unter denen sich auch Leigh Whannel befindet. Während diese Sidekicks in Teil 1 allerdings nur der Auflockerung dienten, spendierte der Drehbuchautor diesen zwei Chaoten gleich eine ganze Nebenhandlung. Das wäre an und für sich kein Problem, aber Whannel gibt den Film damit der Lächerlichkeit preis. Zwar ist die Haupthandlung nüchtern betrachtet sehr banal, aber eben Stoff für einen düsteren und dreckigen Horrorstreifen. Da sich die beiden Geisterjäger aber ständig durch die Gegend kalauern, verliert "Insidious 2" die bedrohliche Atmosphäre des Vorgängers. Zudem ist Whannels Handlungsaufbau unsagbar verwirrend, denn hier wird zwanghaft versucht die Ereignisse des ersten Teils in ein neues Licht zu rücken, was darin endet, dass der Film öfters zwischen den Zeiten wechselt. Immerhin bleibt der neuste Ableger des Franchises seinem Vorgänger in einer Sache treu : Am Ende gibt es mal wieder einen Cliffhanger !

Fazit : Es bleibt zu hoffen, dass "Insidious 3" wieder einen deutlichen Schritt in Richtung Horror macht, denn sonst bleibt wie hier nicht mehr viel von der Spannung übrig. Ein ausgefeilterer Handlungsaufbau wäre ebenfalls nicht zu verachten.

Bewertung :

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Filmkritik : "Lost Place 3D"

 

Das deutsche Genrekino ist mittlerweile ziemlich in der Versenkung verschwunden. Dabei gab es gerade in den letzten Jahren immer wieder tolle und vor allem kreative Beiträge aus unserem Lande. Vor allem im Bereich der Science-Fiction setzte z.B. ¨Hell¨ im vorletzten Jahr einen kleinen Marker für das deutsche Filmtum. Da fällt es umso schlimmer auf, das der Großteil der deutschen Produktionen sich auf Schweigersche Komödien und anspruchsvolle Dramen beschränkt. Zwar existieren gerade im letzteren Bereich tolle Beiträge, aber wenn ein deutscher Regisseur einen Horrorfilm mit einer unverbrauchten Grundidee ins Kino bringen möchte und noch dazu in real gedrehtem 3D und Dolby Atmos, dann ist das nicht nur ambitioniert, sondern ebenfalls schwierig, muss man im unserem Land doch mit einem wesentlich kleineren Budget zurechtkommen als in den USA. Umso erstaunlicher ist es dann, das das Endergebnis produktinstechnisch ein kleines Meisterwerk geworden ist, erzählerisch aber deutliche Schwächen aufweist.

Der 17-jährige Daniel (François Goeske) lernt in einem Internetchat die gleichaltrige Elli (Jytte-Merle Böhrnsen) kennen. Beide begeistern sich für Geocaching, eine Art elektronischer Schatzsuche, bei der man Rätsel lösen und mit Hilfe eines GPS-Gerätes Koordinaten ermitteln muss, die den Weg zu einem "Schatz" weisen. Zur ersten gemeinsamen Schatzsuche bringt Daniel seinen Kumpel Thomas (Pit Bukowski) mit. Elli hat ihre Smartphone-fixierte Freundin Jessica (Josefine Preuß) an ihrer Seite. Ihre Schatzsuche führt die vier Teenager in den scheinbar endlosen Pfälzer Wald. Doch der idyllische Herbsttag findet ein abruptes Ende, als ein mysteriöser Mann (Anatole Taubman) im Strahlenschutzanzug auftaucht. Seinen Warnungen vor einer unsichtbaren Gefahr in diesem Teil der Wälder wollen die vier keinen Glauben schenken. Erst als Jessica plötzlich verschwindet, eskaliert die Situation. Ob der zwielichtige Mann hinter Jessicas Verschwinden steckt oder ob noch eine weitaus größere Bedrohung existiert, wissen die Freunde nicht. Entgegen der Warnungen machen sich die Jugendlichen auf die Suche nach ihrer Freundin und stoßen in den Tiefen des Waldes auf eine ehemalige geheime Militäranlage, aus deren Mitte sich ein gewaltiger Funkturm in pulsierendem Licht erhebt...

Im Gegensatz zu vielen anderen Genrekollegen wurde "Lost Place" tatsächlich mit demselben Kamerasystem gedreht, mit dem bereits James Cameron sein Meisterwerk "Avatar" inszenierte. Trotz weniger effekthascherischen Pop-Outs merkt man das dem Film allerdings jederzeit an, denn die Tiefenschärfe ist beeindruckend und gerade lästige Unschärfen, die oftmals beim nachträglichen konvertieren auftreten finden sich nicht einmal ansatzweise. Und das ist auch gut so, denn sonst wären die wirklich tollen Aufnahmen völlig umsonst gewesen. Regisseur Thorsten Klein spielt gekonnt mit Licht und Schatten und setzt die spärlichen Special-Effects im richtigen Moment ein. Der wirkliche Star in dieser Produktion ist aber der "Dolby Atmos" - Ton. Zwar gibt es weltweit erst 50 Filme, die diese neue Technik unterstützen und nur wenige Kinos, aber wer die Möglichkeit bekommt den Film damit zu sehen, sollte nicht zögern, denn die Töne klingen erstaunlich realistisch in den Raum platziert und unterstützen die hervorragende visuelle Gestaltung des Streifens. Bild und Ton in Perfektion und das aus Deutschland.

Leider waren das auch die größten Stärken des Films, denn gerade auf erzähltechnischer Ebene ist "Lost Place" im besten Falle durchwachsen. Zwar ist die Grundidee des Geocaching sehr intelligent und wird gerade durch das Ende in ein beängstigendes Licht gerückt, aber dazwischen herrscht gähnende Langeweile. Das große Problem liegt dabei nicht unbedingt an den wenig markanten Charakteren, die allesamt nur wenig mehr als Stereotypen repräsentieren, sondern vielmehr am Fehlen eines Bösewichts. Die ständig auftretende Strahlung sorgt zwar dank kluger Tontechnik und kleineren Drehbuchkniffen für Spannungsspitzen, aber eigentlich passiert nichts weiter, als dass die beiden Hauptprotagonisten Daniel & Elli, die zudem noch eine gestelzt wirkende Liebesgeschichte überstehen müssen, durch leere Räumlichkeiten stampfen. Zwar sind die dunklen Gänge des Bunkers inszenatorisch ein Hochgenuss, aber abseits davon bleibt das Geschehen stets langweilig. Es fehlt schlicht an einem greifbaren Antagonisten. Dieser Part wird zwar streckenweise vom undurchsichtigen Anatole Taubman übernommen, der seinen Strahlungsforscher überzeugend mysteriös darstellt, aber um den ganzen Film zu tragen, hätte dieser mehr Leinwandzeit benötigt

So schwach "Lost Place" stellenweise aber auch ist, so engagiert versuchen sich die deutschen Jungdarsteller daran ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Am besten gelingt das Josefine Preuß, die gekonnt die Egozentrik von Jessica wiedergibt. Ihr Charakter ist es auch, der eine der unvorhersehbarsten Szenen überhaupt abliefert und somit einen der wenigen Höhepunkte abliefert. Deutlich übers Ziel hinausgeschossen ist dagegen Pit Bukowski, der Thomas dank übertriebener Jugendsprache zum wandelnden Klischee verkommen lässt. Da schlagen sich die beiden Hauptdarsteller Francois Goeske und Jytte-Merle Böhrnsen schon besser, aber gegen die schwache Charakterzeichnung kommt auch ihr Spiel nicht an.

Fazit : Was am Ende übrig bleibt, ist leider zwispältig, denn einerseits überzeugt die Inszenierung mit tollen Bildern und einer hervorragenden Soundkulisse in Dolby Atmos, aber andererseits wurde die kreative Grundidee nur schwach ausgearbeitet. Hoffentlich war das nicht der letzte kreative deutsche Beitrag in diesem Filmgenre......

Bewertung :

Dienstag, 17. September 2013

Filmkritik : "Riddick"

Lange war es unklar, ob die "Riddick" - Trilogie weitergeführt wird oder nicht, denn nachdem "Chroniken eines Kriegers" schwer an den Kinokassen floppte und nur knapp seine Produktionskosten von rund 105 Mio. Dollar einspielen konnte, war der Glaube an das Franchise für die Studios Geschichte. Bald kündigte Hauptdarsteller Vin Diesel aber an, dass Film 3 und 4 bereits in der Produktion stecken und nun ist es soweit. "Riddick" , der zweite Teil der Trilogie ("Pitch Black" erzählt die Vorgeschichte, aber die Trilogie beginnt mit "Riddick - Chroniken eines Kriegers") ist nun endlich bei den Kinos angekommen und David Twohy und Vin Diesel dürfen definitiv stolz auf ihren Film sein, der tatsächlich zum großen Teil von Vin Diesel selber finanziert wurde, denn anstatt auf glattgebügelte Hollywoodklischees setzen zu müssen, darf sich Twohy nun endgültig austoben und liefert einen linearen, aber dennoch spannenden und oftmals bitterbösen Sci-Fi-Actioner, der Lust auf mehr macht !

Riddick (Vin Diesel) wird von seinen eigenen Leuten verraten und auf einem unwirtlichen, sonnenverbrannten Planeten ausgesetzt, um dort sein unrühmliches Ende zu finden. Doch schnell findet Riddick heraus, dass der Planet alles andere als unbelebt ist, denn er wird von Aliens angegriffen, gegen deren Attacken er sich nur schwer zur Wehr setzen kann. Der Krieger will schleunigst von dem tödlichen Ort verschwinden und schmiedet einen Plan: Er sendet ein Notrufsignal, um Kopfgeldjäger auf sich aufmerksam zu machen, die in Scharen hinter ihm her sind. Gleich zwei Schiffe landen dann auch bald auf dem Planeten und während sich die beiden Teams gegenseitig das Leben schwer machen, um den gesuchten Riddick zuerst zu fassen zu bekommen, will dieser mit einem der Raumschiffe entkommen. Doch er hat die Rechnung ohne einen der Kopfgeldjäger gemacht, einem ganz persönlichen Feind Riddicks, der noch eine Rechnung mit ihm offen hat. Und dann zieht auch noch ein Sturm über dem Planeten auf…  

In "Riddick" kehrt Twohy wieder zurück zu den Wurzeln, denn nachdem bei "Riddick - Chroniken eines Kriegers" viel auf Action gesetzt wurde und der Grundaspekt von "Pitch Black" , der Survival-Horror, dabei komplett aufgegeben wurde, sind die ersten Minuten des neuen Films ein wahres Fest für alle "Riddick" - Fans. Hier geht es ums nackte Überleben und das wird zum Glück mal mit Augenzwinkern und mal mit purer Gänsehaut serviert. Der Survival-Horror ist somit endlich zurück ! Sobald die eigentliche Handlung aber einsetzt, kommt die zweite große Stützäule des Franchises zum Tragen. Die lässigen Sprüche und der Coolnessfaktor sind endlich wieder auf ähnlichem Niveau wie bei "Pitch Black". Dazu gesellen sich einige bitterböse, schwarzhumorige Splatterszenen, die trotz niedrigen Budgets durchaus gelungen umgesetzt wurden.

Generell ist der Look der 38 Mio. Dollar Produktion über die meisten Zweifel erhaben. Zwar sieht man den Außenaufnahmen deutlich die Computerherkunft an, aber gerade die wichtigen Monster wurden überzeugend animiert. Auch die Handlung erinnert stark an den Erstling des Franchises, denn auch hier müssen sich "Riddick" und seine Jäger wieder zusammenraufen, um eine andere Bedrohung zu besiegen. Die Handlung ist klarerweise frei von Überraschungen, schafft es aber trotzdem dank spannender Kämpfe und aussichtslosen Situationen zu fesseln. Kritik gibt es hier, wie auch bei den Vorgängern, bei den Nebencharakteren, die zum großen Teil leider verheizt wurden. Zwar sind z.B. "Santana" oder auch "Riddicks" tierischer Begleiter markante Figuren, aber die meisten Kopfgeldjäger liefer nicht mehr ab, als zwei oder drei gute Sprüche. Immerhin gibt es eine kleine Überraschung für Kenner des ersten Teils.

Fazit : "Riddick" ist dank engagierter Mitarbeiter ein fesselnder und gleichzeitig auch augenzwinkernder zweiter Teil der "Riddick" - Trilogie geworden und macht auch dank eines lässigen Vin Diesel Lust auf den krönenden Abschluss.

Bewertung :


Filmkritik : "The Lone Ranger"

Einmal haben sie es bereits geschafft. Die Rede ist von der Wiederbelebung eines Genres. Als nämlich im Jahr 2003 "Fluch der Karibik" von Gore Verbinski und Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer in den Kinos startete, wurde daraus ein derart großer Erfolg, dass mittlerweile Teil 5 bereits in der Produktion steckt. Die fabelhafte Mischung aus Familienabenteuer, rauer Seeaction, einer gehörigen Prise Fantasy und natürlich Johnny Depp kam sowohl bei den Kritikern, als auch bei den Zuschauern gut an und verhalf dem in der Versenkung verschwundenem Piratenfilm zu neuem Erfolg. Im Jahre 2013 ist die Ausgangslage eine ähnliche. Gore Verbinski führt Regie, Jerry Bruckheimer produziert und Johnny Depp ist in einer Hauptrolle zu sehen. Daraus entstand tatsächlich ein qualitativ ähnlich guter Film, wie der damalige Erfolgshit.

Nach seinem Jura-Studium kehrt John Reid (Armie Hammer) in seine Heimat zurück und will an der Seite seines Bruders Dan Reid (James Badge Dale), einem Texas-Ranger, für Gerechtigkeit und Ordnung sorgen. Im Wilden Westen kann von Ordnung jedoch keine Rede sein, vor allem nach dem Bau der Eisenbahn vermehrt sich die Anzahl von Verbrechen und die Züge werden immer wieder überfallen. Als sich John Reid mit den Texas Rangers und seinem Bruder auf die Suche nach einer besonders zwielichtigen Räuberbande macht, die von dem berüchtigten Bartholomew "Butch" Cavendish (William Fichtner) angeführt wird, geraten die Gesetzeshüter in einen Hinterhalt. Außer John Reid überlebt keiner von ihnen und auch dessen Leben hängt nur noch am seidenen Faden. In diesem Zustand wird er von dem Indianer Tonto (Johnny Depp) gefunden, der sich erinnert, dass Reid ihm einmal das Leben rettete. Reid wird von Tonto wieder gesund gepflegt und entscheidet sich dafür, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Mit Tonto an seiner Seite kämpft er fortan als mysteriöser und maskierter Lone Ranger für die Gerechtigkeit.

Der "Lone Ranger" ist seit einigen Zeiten eine Art Volksheld der Amerikaner. Seinen ersten Auftritt hatte der berittene Held dabei in einem Radiohörspiel in den 60er Jahren. Seitdem hatten er und sein Gefährte Tonto zahlreiche Auftritte im Fernsehen, als auch im Kino. Die 2013er Version des "Lone Rangers" greift im Grunde auf die selben Zutaten zurück, wie "Fluch der Karibik", nur eben als Western. Man mag den Machern dabei Faulheit und mangelnde Kreativität vorwerfen, was aber bereits damals funktionierte, macht auch hier eine Menge Spaß. So kommt es, dass gerade die Actionsequenzen flott und unterhaltsam über die Leinwand laufen, während man in den ruhigeren Passagen einen näheren Einblick in die Vergangenheit der Charaktere erhaschen kann. Die Handlung ist dabei angenehm linear und dient als gelungenes Grundgerüst für allerlei witzige Szenen.

So sind gerade diese Szenen am Besten, in denen Armie Hammer als "Lone Ranger" und Johnny Depp als "Tonto" alleine durch die Wüste stapfen. Daraus entwickeln sich durchaus spritzige Dialoge. Das größte Problem findet sich allerdings in der Figur des Tonto, der in dieser Filmversion nahezu keinen Unterschied zu "Captain Jack Sparrow" erkennen lässt. Johnny Depp kopiert hier somit ganz klar seinen vielfach gelobten, aber mittlerweile auch ermüdend gewordenen Kultcharakter. Damit wäre auch das grundlegende Problem dieser 250 Mio. Dollar Produktion klar geworden, denn "Lone Ranger" fühlt sich einfach zu jedem Zeitpunkt an, wie der Westernbruder zu "Fluch der Karibik" nur eben mit weniger kauzigen Nebenfiguren und einer deutlich geradlinigeren Geschichte. Sozusagen ein "Fluch der Karibik" - Light im wilden Westen.

Dafür macht Armie Hammer als einsamer Kämpfer gegen die Ungerechtigkeit eine mehr als gute Figur und stiehlt damit gerade den blassen Bösewichten die Schau. Sei es "Butch" Cavendish oder auch sein später hinzukommender Bruder. Beide Bösewichte sind schnell durchschaut und versprühen weniger Präsenz als erhofft. Dafür entschädigen die liebevollen Kulissen, wie z.B. das Bordell von Red Harrington (überzeugend verkörpert von Helena Bonham Carter) oder auch die unglaublich schönen Weiten der Wüste. Nur manchmal erkennt man doch deutlich die Verwendung von Blue- und Greenscreens, was bei 250 Mio. Dollar Produktionskosten eigentlich nicht vorkommen sollte. Derartige Auffälligkeiten sind zum Glück aber selten.

Fazit : "The Lone Ranger" ist trotz aller Formelhaftigkeit ein unterhaltsames Kinovergnügen, dass aber ähnlich wie "John Carter" zu Unrecht an den Kinokassen baden ging.

Bewertung :


Samstag, 7. September 2013

Filmkritik : "Chroniken der Unterwelt - City of Bones"

Das Jahr 2013 geht langsam zu Ende und damit auch eine ganze Ära an Jugendfilmen, denn mit "Breaking Dawn" fand die "Twilight" - Reihe ihr Ende. Die Frage die sich danach stellt ist natürlich klar : Welches Buch nehmen wir als Nächstes, um einigermaßen viel Kohle zu scheffeln.
Nachdem der finanzielle Erfolg bei "Percy Jackson" , trotz beachtlichter Qualität, nicht so wirklich ins Rollen kam, entschied man sich kurzerhand für die hier in Deutschland nicht ganz so bekannte Reihe "The Mortal Instruments" oder wie man sie hier nennt : "Chroniken der Unterwelt". Auch wenn ich die Buchvorlage von Cassandra Clare nicht kenne, so sind meine Informationen darüber aber durchwegs positiv, denn anders als Stephanie Meyer, scheint Frau Clare ihrer erfolgreichen Romanreihe durchaus Atmosphäre und kreative Ideen eingeflößt zu haben. Was Harald Zwart nun allerdings aus dem ersten Roman "City of Bones" herausholt ist leider nicht nur unglaublich hektisch, sondern auch unglaublich kitschig.


Clary Fray (Lily Collins) ist ein normaler und vor allem nur durchschnittlich beliebter Teenager. Doch als sie erfährt, dass sie einer überaus langen Blutlinie von sogenannten "Schattenjägern" entstammt, ändert sich für sie alles. Auch schon ihre Mutter Jocelyn (Lena Headey) war eine Kriegerin gegen das Böse und hat Jagd auf Dämonen gemacht, doch hat sie dieses Geheimnis stets vor ihrer Tochter gehütet. Als Clary während einer Party auf den geheimnisvollen Jace Wayland (Jamie Campbell Bower) trifft und kurz darauf auch noch ihre Mutter entführt wird, kommt das Mädchen hinter das Geheimnis seiner Familie und entdeckt, welche Kräfte in ihm schlummern. Jace führt Clary in die Gesellschaft der Schattenjäger ein und unterstützt sie bei der Suche nach ihrer Mutter. Doch schnell merken beide, dass noch viel mehr auf dem Spiel steht, denn der überaus gefährliche Valentine Morgenstern (Jonathan Rhys Meyers) schart eine riesige Armee bestehend aus Werwölfen, Vampiren und anderen tödlichen Kreaturen um sich, um einen letzten finalen Schlag gegen die Schattenkrieger auszuführen.  

Gerade Nichtkenner des Buches dürften bereits in den ersten Minuten schlucken, denn das Drehbuch lässt selten viel Zeit für Erklärungen. Hier reiht sich neuer Charakter an Charakter und Wendung an Wendung. So kommt es, dass "City of Bones" zu keinem Zeitpunkt den richtigen Erzählrhythmus findet, was die Identifikation mit den Figuren erheblich beschwert. Dabei wirkt der Look der 60 Mio. Produktion jederzeit sehenswert und interessant, was vor allem an der deutlich düsteren Machart liegt, die auch der "Twilight" - Reihe nicht geschadet hätte. Doch das Drehbuch lässt keine Zeit für Pausen und so hetzen unsere Protagonisten von Kampf zu Kampf. Hier zeigen sich Parallelen zum leider ähnlich missratenen "Die Legende von Aang", der dadurch selten das Interesse des Zuschauers wecken konnte.

Während man über das schwache Drehbuch durch die hervorragend inszenierten Actionsequenzen noch einigermaßen hinwegsehen kann, so reißt einen der romantische Part der Story sofort wieder aus seinen Träumen, den dieser ist an Peinlichkeit wohl nicht mehr zu überbieten. Es ist einfach nur unglaubwürdig, dass Jace nach einem flüchtigen Zusammentreffen in Clary seine große Liebe entdeckt, die ja angeblich so leidenschaftlich vor sich hinlodert. Im Film reduziert sich dieses Gefühlswirrwarr auf drei Sätze und zwei oder drei auffällige Gesten. Wer Romantik inszenieren will, braucht nunmal Zeit, die hier leider an jeder Ecke fehlt. Ironischerweise hat "Twilight" , trotz aller eklatanten Schwächen, das alles besser gelöst, obwohl "City of Bones" in einer kleinen Szene zwischen Jace und Clary den Konkurrenten sogar ein wenig angreift. In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht das bekannte Sprichwort "Hochmut kommt vor dem Fall" zitieren.

Immerhin gibt es auch einen Pluspunkt, der "City of Bones" deutlich vor "Twilight" setzt, denn hier agieren die Schauspieler tatsächlich angenehm natürlich. Zwar ist es auch hier unglaubwürdig, dass Clary ihre Erlebnisse zu keinem Zeitpunkt hinterfragt - Ich meine Werwölfe, Vampire, Magier usw. sind ja alltägliche Dinge des Lebens - , aber wenigstens liegt das am Drehbuch und nicht am soliden Spiel der zauberhaften Lily Collins. Diese harmoniert mir ihren Leinwandpartnern zu jeder Zeit und das macht "City of Bones" wenigstens einigermaßen erträglich. Auch Schauspieler vom Kaliber eines Jonathan Rhys Meyers oder einer Lena Headey helfen über die Schwächen hinwegzusehen. Doch das ändert letztendlich wenig daran, dass "City of Bones" zu keiner Zeit fesseln kann.

Fazit : "Chroniken der Unterwelt - City of Bones" ist eine visuell ansprechende, aber erzählerisch komplett missglückte Jugendbuchverfilmung, die immerhin im Gegensatz zu ebenfalls missglückten Genrekollegen wie "Eragon" oder "Die Legende von Aang" ein Sequel bekommen wird, denn "City of Ashes" steckt bereits in der Produktion. Hoffen wir, dass das engagierte Schauspielerensemble, dann auch die Möglichkeit bekommt sich zu beweisen......

Bewertung :

Donnerstag, 5. September 2013

Filmkritik: "Percy Jackson - Im Bann des Zyklopen"


 Als mit "Percy Jackson" im Jahr 2010 erneut ein Jugendbuch verfilmt wurde, war die Resonanz fast durchwegs negativ. Der Grund war einfach, denn nach ,,Harry Potter" und der ,,Twilight"-Saga war das Publikum schlicht und ergreifend übersättigt mit Jugendbuchverfilmungen. Dabei war die Mischung aus Mythen und Fantasie ein kurzweiliges Abenteuer , das sich vor der Konkurrenz eigentlich nicht zu verstecken braucht. So kommt es auch, dass mit ,,Percy Jackson - Im Bann des Zyklopen" nun der Nachfolger in die Kinos kommt. Das Ergebnis ist überraschenderweise noch runder und kurzweiliger als Teil 1.

Percy Jackson (Logan Lerman) ist mehr als ein gewöhnlicher Junge. Vor einiger Zeit fand er heraus, dass er der Sohn des Meeresgottes Poseidon ist. Nachdem er dem Göttervater Zeus seinen Herrscherblitz wieder zurückgebracht hat, kehrt er mit seinem besten Freund Grover Underwood (Brandon T. Jackson) und seiner neuen Begleiterin Annabeth (Alexandra Daddario) ins Camp der Halbgötter zurück. Doch das Lager wird angegriffen, der schützende Wall existiert auf einmal nicht mehr und Grover wird entführt. Nur wenn Percy das Goldene Vlies findet, kann er das Camp retten und seinen besten Freund aus den Fängen des mächtigen Zyklopen befreien. Dazu braucht er die Hilfe von Annabeth und seinem Halbbruder Tyson (Douglas Smith). Zusammen mit seinen Begleitern begibt er sich auf zur tollkühnen Rettungsaktion, die sie zum "Meer der Monster" führt, welches den Menschen auch unter dem Namen "Bermuda-Dreieck" bekannt ist.

Der größte Pluspunkt der "Percy Jackson" - Buchreihe ist die kreative Verwendung der griechischen Mythologie. In Teil 2 nutzt Regisseur Thor Freudenthal dieses Sagenspektrum für einige spektakuläre Monster und Kulissen. So kommt es, dass z.B. ein Besuch beim Versandriesen "UPS" selten so spaßig war wie hier. Die Qualität der Produktion ist dank sattem Budget dabei jederzeit überzeugend und auch das hier verwendete 3D lässt dank angenehmer Schärfe keinerlei Kritik zu. Dazu gesellt sich eine kurzweilige Story, die dank kleineren Überraschungen sogar weniger vorhersehbar ist, als bei "Percy Jackson : Diebe im Olymp". Zudem wird die Erzählung flott vorangetrieben ohne jedoch die typischen Jugendthemen zu vernachlässigen, wie unter anderem Freundschaft oder auch Selbstzweifel.

Das Ganze wird auch hier wieder von dem bewährten Schauspielerensemble rund um Logan Lerman vorgetragen. Logan Lerman, der zuletzt bei den "3 Musketieren" enttäuschte, findet zum Glück zu altem Charme zurück. Ähnlich wie in "Harry Potter" liegen die Stärken aber auch hier bei den Nebendarstellern. Gerade der sympathische Brandon T.Jackson als witziger Grover oder Alexandra Daddario als Percys Stimme der Vernunft Annabeth, geben einen wirklich sympathischen Trupp ab, der nun mit Douglas Smith gekonnt erweitert wurde. Sein tollpatschiger Zyklop ist liebenswert und wächst schnell zu einer Sympathiefigur für das Publikum heran.

Fazit : "Percy Jackson - Im Bann des Zyklopen" macht auch hier wieder alles richtig. Es ist und bleibt ein sympathisches Fantasyabenteuer mit tollen Darstellern und gelungenen Schauwerten, nicht mehr, aber vor allem auch nicht weniger.

Bewertung :
 

Sonntag, 18. August 2013

Filmkritik : "Kick-Ass 2"


Lange war unklar, ob es eine Fortsetzung zu der mittlerweile fast schon zum Kult avancierten Comicverfilmung "Kick-Ass" von Matthew Vaugh geben würde, denn leider war das Einspielergebnis nicht ganz so hoch wie erhofft. Die Mischung aus witziger Parodie auf das "normale" Superheldentum, absurd brutalen Actionsequenzen und wunderbaren Schauspielern, konnte dennoch die Meisten überzeugen. Für den jetzt erschienenen Teil 2 wurde der Regiestuhl nun allerdings an den weniger bekannten Jeff Wadlow übergeben. Trotz des Wechsels macht der Regisseur aber zum Glück genau da weiter, wo "Kick-Ass" endete und beschenkt uns mit einem mindestens genauso guten zweiten Teil.

Für "Kick-Ass" Dave (Aaron Taylor-Johnson) und "Hit-Girl" Mindy (Chloë Grace Moretz) stehen die schulischen Abschlussprüfungen bevor und das, obwohl sie sich gerade erst zu einem erfolgreichen Superhelden-Paar zusammengeschlossen haben und mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind als Schule und Lernen. Als sich Mindy eines Nachts nach draußen schleichen will, um wieder in die Rolle des Hit-Girl zu schlüpfen, wird sie erwischt und trifft daraufhin die Entscheidung, fortan keine Verbrechen mehr bekämpfen zu wollen. Kick-Ass muss sich auf die Suche nach neuen Partnern begeben und wird in der Amateur-Helden-Gruppierung "Justice Forever" unter der Leitung von Colonel Stars and Stripes (Jim Carrey) fündig. Nach einiger Zeit verläuft die Bekämpfung von Verbrechen auch schon recht erfolgreich. Dies ruft allerdings den auf Rache sinnenden Chris D'Amico (Christopher Mintz-Plasse) auf den Plan, der sich mittlerweile schlicht "The Motherfucker" nennt. Er gründet seine eigene Gruppierung von Verbrechern und will die Mitglieder von "Justice Forever" eins nach dem anderen zur Strecke bringen, um Rache für seinen von Kick-Ass getöteten Vater zu nehmen - und auch Hit-Girl steht auf seiner Abschussliste...

Im neuen Teil müssen sich Kick-Ass und Hit-Girl nun mit der Verantwortung herumschlagen, die das Superheldentum so mit sich bringt. Gerade für Hit-Girl ist es auch eine Suche nach der eigenen Identität und so kommt es, dass gerade die erste Hälfte eher einem Coming-Of-Age Drama ähnelt, als einer waschechten Comicverfilmung. Doch Wadlow überzeugt ebenso wie Vaughn mit einer eleganten Inszenierung, die dank erhöhtem Budget doppelt so viel Spaß macht. Gerade die Actionsequenzen machen einiges her und zeugen von Kreativität, wenn z.B. Mother Russia mit einem Rasenmäher den Ordnungshütern an den Kragen geht. Generell muss man postulieren, dass es "Kick-Ass 2" im Gegensatz zum etwas zahmeren Teil 1 deutlich mit der Gewalt übertreibt. Die Vorwürfe eines Jim Carrey scheinen in diesem Zusammenhang gar nicht mehr so abwegig. Das Resultat ist ein rotes "Ab 18"- Cover, auch wenn die Story sich dafür mehr dem Mainstream zuwendet und so in das ein oder andere Klischeefettnäpfchen tritt.

Um diese zu umschiffen geben auch hier wieder alle Darsteller das Beste. So ist Jim Carreys Nebenrollenauftritt als "Colonel Stars & Stripes" herrlich absurd und verrückt. Wahres Glanzstück sind aber wie bereits in Teil 1 auch hier wieder Aaron Taylor Johnson als nerdiger "Kick-Ass" und Chloe Grace Moretz als durchgeknalltes "Hit-Girl". Gerade Moretz zeigt einmal mehr ihr schauspielerisches Können und das in ihrem relativ jungen Alter. Sei es die sich ans normale Leben gewöhnende Mindy Macready oder das Verbrecher vermöbelnde "Hit-Girl". Man darf somit gespannt sein auf das "Carrie"- Remake, in dem sie die titelgebende Hauptrolle einehmen wird.

Fazit : "Kick-Ass 2" macht exakt da weiter, wo der grandiose erste Teil aufgehört hat. Nur mit noch mehr Gewalt und mehr verrückten Superhelden !

Bewertung :

Filmkritik : "Das ist das Ende"


Wenn gute Kumpels zusammenarbeiten kann dabei etwas ganz schön Absurdes herauskommen. Das mussten auch Seth Rogen und Jay Baruchel feststellen, als sie zusammen auf die absurde Idee gekommen waren sich selbst in einem augenzwinkernden Kurzfilm zu inszenieren. Auf engstem Raum konnten sich die beiden bald nicht mehr ausstehen. In diesem Jahr folgt mit "Das ist das Ende" nun die lange Version und das Warten hat sich gelohnt, denn "Das ist das Ende" ist ein Fest für alle Fans der Schauspieler und ihren Werken.

Während einer Party im Haus von James Franco (James Franco) müssen Jay Baruchel (Jay Baruchel), Seth Rogen (Seth Rogen) und einige andere Berühmtheiten feststellen, dass draußen seltsame Dinge vor sich gehen, wie zum Beispiel unerklärliche Erdrutsche und Feuerwände, die durch die Gegend walzen. Der Großteil der Partygäste entschließt sich dazu, panisch zu flüchten, während sechs Freunde beschließen, sich in Francos Haus zu verbarrikadieren. Bald jedoch sinkt die Stimmung bei ihnen ins Bodenlose, denn die Vorräte schwinden, alle benehmen sich völlig daneben und plötzlich taucht auch noch Emma Watson (Emma Watson) auf. Vor der Tür häufen sich schließlich die merkwürdigen Vorfälle und drinnen ist die Gemütslage alsbald ähnlich apokalyptisch. Schließlich beschließen James Franco und Co., das Haus zu verlassen und sich dem vermeintlichen Weltuntergang zu stellen - ganz nebenbei erkennen sie den wahren Wert von Freundschaft.

Selten gibt es Schauspieler, die selber über sich lachen können. So ist es auch ein wahrer Segen, wenn James Franco, Jay Baruchel, Jonah Hill usw. allesamt ihr über die Jahre aufgebautes Image durch herrlich augenzwinkernde Szenen und Sprüche einreißen. Von der "Pussy" Jonah Hill, bis hin zum nach Erfolg geiernden Seth Rogen ist alles dabei und so verwundert es nicht, dass die Szenen, in denen diese Charaktere auf engstem Raum agieren, zu den besten des ganzen Films gehören. Dazwischen gibt es immer wieder auch tolle Gastauftritte, unter anderem von Emma Watson, die uns ewig als Hermine in Erinnerung bleiben wird, Michael Cera, der zuletzt als "Scott Pilgrim" zu sehen war und auch Channing Tatum, der mit seinem Auftritt gerade bei den Herren der Schöpfung einiges an Sympathie gewinnen dürfte.

All das wurde von dem Autorenduo Rogen/Goldberg in eine zweckdienliche Grundhandlung eingebettet, auch wenn man zugeben muss, dass gerade diese Handlung den Film in zwei Teile spaltet, denn die Storysequenzen erreichen nur selten denselben Unterhaltungswert wie die Szenen in James Francos Haus. Das liegt vor allem daran, dass sich in diesen Szenen der Humor von clever und satirisch zu kalauerhaft wandelt, was dem Gesamtwerk ein wenig schadet. Dazu gehören auch die ziemlich brutalen, wenn natürlich auch comichaft übertriebenen Splattersequenzen, die dem ganzen Treiben einen bitteren Beigeschmack geben. Abgetrennte Genitalien inklusive. Doch dafür wird man mit herrlichen Zitaten aus etlichen filmischen Werken belohnt. So finden unter anderem "Der Exorzist" oder auch der Kultfilm "Ananas Express" den Weg ins Skript, wobei letzterer sogar mit einer nicht ganz ernstgemeinten Fortsetzung versehen wird, die jedem Fan sicherlich Lachtränen in die Augen treiben wird.

Fazit : "Das ist das Ende" ist im Großteil eine clevere Satire, die mit viel absurdem Humor gewürzt wird. Unterbrochen wird dies nur von einigen unpassenden Storysequenzen.

Bewertung :

Donnerstag, 15. August 2013

Filmkritik : "The Conjuring - Die Heimsuchung"


Wer sich für paranormale Sachen interessiert und sich bereits im Internet informiert hat, dürfte bereits früh auf die Warrens gestoßen sein. In den 60ern gründeten Ed und Lorraine Warren ein Institut zur Untersuchung paranormaler Ereignisse. Seitdem haben die beiden Eheleute weit mehr als 1000 Fälle von Heimsuchungen untersucht. Bereits in den 80ern wurde ihr wohl bekanntester Fall, "Der Amityville Horror", verfilmt und seitdem greift Hollywood immer wieder gern auf diese Trickkiste zurück, denn der Zusatz "basierend auf wahren Geschehnissen" ist mittlerweile ein gängiges Mittel zur Angsterzeugung. Natürlich handelt es sich hier mehr um Lug und Trug, als um eine detailgetreue Wiedergabe von tatsächlichen Ereignissen, zumal die Warrens sehr umstritten sind. Vielfach gab es den Vorwurf der Tatsachenfälschung und die meisten Kritiker sehen auch heute noch in den meisten Fällen Betrug. In "The Conjuring" wagt sich Kultregisseur James Wan ("Saw", "Insidious") nun an genau diese zwispältigen Figuren heran, bleibt dabei allerdings relativ unkritisch und leider auch ein wenig unkreativ.

Das Ehepaar Roger und Carolyn Perron (Ron Livingston und Lili Taylor) will mit seinen fünf Töchtern ein beschauliches Leben im neuen Haus auf dem Land führen. Damit ist es jedoch vorbei, als sich merkwürdige Vorkomnisse häufen. Langsam glauben die geplagten Perrons, dass ihr Haus im Griff einer unheimlichen unsichtbaren Macht ist. Weil sie sich nicht mehr anders zu helfen wissen, beschließen Roger und Carolyn wenig später, das Gebäude auf paranormale Phänomene untersuchen zu lassen. Dazu holen sie sich Hilfe bei den Eheleuten Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga), international bekannten Psi-Wissenschaftlern und Dämonologen. Schon bei ihrer Ankunft auf dem Grundstück der Perrons spürt Lorraine, dass dort eine Macht wirkt, die hasserfüllter und gefährlicher ist als alles, was sie und ihr Partner jemals erlebt haben. Trotzdem beginnen die Spezialisten für das Paranormale mit ihren Nachforschungen - und erlangen bald Gewissheit: Dies ist der schwierigste Fall ihrer Karriere. Er bringt schließlich alle Beteiligten an ihre Grenzen und darüber hinaus...

James Wan ist seit dem Revival des Torture-Horrors ein Phänomen. Seine günstig produzierten Horrorfilme sind jedesmal ein Garant für einschlagenden Kassenerfolg. Der Grund dafür ist einfach, denn Wan hat ein gutes Händchen für düstere Bilder, effektive Jump-Scares und seine Schauspielerführung ist bemerkenswert. So verwundert es auch nicht, dass "The Conjuring" in all diesen Disziplinen brilliert. Wie in klassischen Horrorfilmen üblich, steigt das Grauen immer weiter an, bis es sich in einem schaurigen Finale entlädt. Zu Beginn sind es seltsame Geräusche, blaue Flecken und stehen gebliebene Uhren. Doch später gibt es den ganz großen Terror. James Wan bleibt den klassischen Pfaden treu und verfeinert diese mit einigen ungewöhnlichen Kamerafahrten und einer düsteren Beleuchtung. Auch in Sachen Jump-Scares hat der Regisseur seine Hausaufgaben gemacht, zumal Wan immer wieder gerne mit der Erwartungshaltung der Zuschauer spielt. Gerade wenn man denkt jetzt kommt der große Schock, dann wechselt der Film die Perspektive und hinterlässt ein mulmiges Gefühl beim Zuschauer.

Mit Vera Farmiga und Patrick Wilson wurden dabei zwei fähige Schauspieler für die Geisterjäger gefunden. So wundert es auch nicht, dass die beiden für die nächsten Teile bereits den Vertrag unterzeichnet haben. Die wohl beachtlichste Leistung liegt aber bei Lili Taylor, die in "Das Geisterschloss" bereits Opfer einer Heimsuchung wurde. Ihr Charakter muss gerade in der zweiten Hälfte die wohl schlimmste Entwicklung durchmachen, doch Lily Taylor spielt das alles beklemmend realistisch und zutiefst beängstigend. Jetzt kommen wir aber zu dem Grund, warum "The Conjuring" nicht das erhoffte Meisterwerk geworden ist, als das es beworben wurde. Der große Schnitzer liegt nämlich im Drehbuch. Der Drehbuchautor vermischt nämlich zwei Fälle der Warrens, um auf der einen Seite das Leid der Familie Perron zu zeigen und um auf der Anderen die Sehnsucht der Warrens nach einem normalen Leben zu zeigen. Dabei schafft es der Autor allerdings nicht den Erzählstrang um die besessene Puppe Annabel zu einem befriedigenden Ende zu führen. Gerade deswegen fehlt oftmals ein solider Erzählrythmus, denn während beim Handlungsstrang der Perrons die Spannung immer weiter steigt, so sind die Szenen bei den Warrens eher zurückhaltend.

Dies fällt noch schlimmer ins Gewicht, wenn man bedenkt, dass beide Fälle nur vage miteinander verbunden wurden. Der weitaus größere Schnitzer ist allerdings die fast schon freche Art und Weise, in der James Wan von den großen Klassikern des Horrorfilms zitiert. Zwar gibt es immer wieder eigene verspielte Einfälle, aber eine unschuldige Familie, die in ein verfluchtes Haus zieht, hat man bereits zu oft gesehen. Dazu gesellen sich deutliche Anliehen bei "Der Exorzist" , "Die Vögel" und anderen Klassikern, die den Eindruck erwecken, dass den Mitarbeitern bei diesem Projekt die Ideen ausgegangen sind. Zudem stilisiert der Regisseur die Warrens fast schon zu Helden, obwohl die Realität eine kritischere Auseinandersetzung verlangt hätte. Doch auch wenn man das alles kritisieren könnte, so muss man dem Regisseur zugute halten, dass er es jedesmal schafft, die Spannung ins Unermessliche zu steigern. Zwar ist "The Conjuring" weniger gruselig und kreativ als Wans Vorgängerwerk "Insidious" und auch den direkten Vergleich mit Scott Derricksons Meisterwerk "Sinister" verliert "The Conjuring" ganz klar, doch wer sich mal wieder solide gruseln möchte, der sollte sich "The Conjuring - Die Heimsuchung" nicht entgehen lassen.

Fazit : "The Conjuring" bringt wenig innovatives, schafft dabei aber trotzdem eine beachtliche Atmosphäre. Leider verzettelt sich James Wan das ein oder andere mal bei der Handlung und bei der Darstellung der beiden Hauptcharaktere. So bleibt im Endeffekt ein solider Horrorfilm, der sein Werbeversprechen nicht vollends halten kann.

Bewertung :



Sonntag, 4. August 2013

Filmkritik : "Pain & Gain"


Amerika ist das Land der Träume und unbegrenzten Möglichkeiten. Angefangen im 19. Jahrhundert, in dem zahlreiche "Tycoons" zu unermesslichem Reichtum kamen, bis hin zum heutigen Jahrhundert, in dem die amerikanische Wirtschaft trotz aller Krisen immer noch zu den ganz großen gehört. Den Traum vom schnellen Geld und großem Erfolg hatte auch die Truppe um Schwerverbrecher Daniel "Danny" Lugo, der als Fitnesstrainer ein zwar erfolgreiches aber verbesserungsfähiges Dasein fristet. Angewidert von den Menschen, die nach seiner Ansicht durch Faulheit zu Reichtum gekommen sind, fasste er einen bizarren Plan. Lugo entführte zusammen mit seinen trotteligen Kumpanen einen reichen Geschäftsmann und brachte ihn unter Folter dazu ihnen sein ganzes Geld zu überschreiben. Was wahrlich absurd klingt, trotzdem aber so geschehen ist und in allerlei merkwürdigen Situationen endet, nimmt sich Amerikas Actionspezialist Michael Bay nun zu Gemüte und inszeniert nach eigenen Aussagen ein kleines Werk zur Überbrückung der Zeit zwischen "Transformers 4" und "Teenage Mutant Ninja Turtles". Wer Michael Bays Werke kennt, der weiß, dass bei diesem Regisseur selten etwas ruhig, dezent oder klein daherkommt. Somit liefert Bay mit "Pain & Gain" statt einer aberwitzigen Satire auf den amerikanischen Traum ein viel zu langes und übertriebenes Machwerk.

Bodybuilder Daniel Lugo (Mark Wahlberg) und sein Kumpel Adrian Doorbal (Anthony Mackie) sind die besten Freunde. Sie wohnen im sonnigen Süden von Florida. Doch anstatt das Leben in vollen Zügen genießen zu können, rackert sich Lugo im Fitnessclub Sun Gym den Hintern ab. Der Job wirft nicht viel Geld ab und so ist der Muskelprotz am Ende des Tages ganz und gar nicht zufrieden mit sich und seinem Leben. Zusammen mit Doorbal heckt er schließlich einen Plan aus, um Victor Kershaw (Tony Shalhoub), seines Zeichens steinreicher Geschäftsmann und regelmäßiger Besucher der Muckibude, zu entführen und per Folter dazu zu bringen, ihnen all sein Geld zu überweisen. Der Plan scheint idiotensicher und mit der tatkräftigen Unterstützung des frisch aus dem Knast entlassenen Paul Doyle (Dwayne Johnson) scheint das aberwitzige Vorhaben tatsächlich zu gelingen. Als Kershaw jedoch die Flucht gelingt und er ihnen den Privatermittler Ed Du Bois (Ed Harris) auf den Hals hetzt, der sie finden und zur Strecke bringen soll, wird die Luft dünn für das aufgepumpte Trio.

Bereits zu Beginn begeht Bay einen gewaltigen Fehler. Seine comichafte Inszenierung findet nie wirklich den richtigen Ton. Während am Anfang jeder Charakter in schnellen Schnitten und Gedankenschnipseln eingeführt wird, so zieht sich der Film gegen Ende wie Kaugummi. Der Zuschauer ist somit anfangs gewaltig überfordert, während er gegen Ende zum herzhaften Gähnen ansetzt. Dabei ist das Drehbuch mehr als einfach und versucht zwanghaft so witzig, lässig und cool zu sein wie ein Tarantino. Das klappt zwar in einigen tollen Szenen, aber meistens läuft es darauf hinaus, dass die immer selben Gags wiederholt werden. Dass z.B. "The Rocks" Charakter Paul Doyle ein dummer und gläubiger Muskelberg ist, hat der Zuschauer bereits nach wenigen Minuten herausgefunden. Allerdings bekommt hier wirklich jeder Charakter zwei oder drei karikaturenhafte Züge, die im Verlaufe des Films immer wieder wie mit dem Presslufthammer präsentiert werden. So nähert sich der Krawallregisseur selten distanziert oder gar ironisch dem außergewöhnlichen Geschehen. Im Gegenteil : Michael Bay lässt jeglichen Raum für Kritik am amerikanischen Traum außen vor.


So hätte "Pain & Gain" aber wenigstens als intimes Gaunerwerk ala "Bank Job" funktionieren können, doch der Film ist keineswegs ein kleines, intimes Werk geworden. Bay wirft mit Zeitlupen, rasanten Schnitten und übertriebenen Szenen nur so um sich, sodass "Pain & Gain" selten ein zusammenhängendes Werk ergibt. Zumindest zeigt sich endlich mal wieder Mark Wahlbergs schauspielerisches Talent. Zwar ist er in den ernsthafteren Filmen oftmals überfordert, aber in seinen Komödien fühlt sich der Schauspieler stets wohl und offenbart das nötige Gespür für Pointen. Auch Dwayne "The Rock" Johnson ist hier in seiner wohl besten Rolle seit Langem zu sehen. So ist es fast doppelt schade, dass dem Gesamtwerk ein stimmiges bzw. zusammenhängendes Erzählgerüst fehlt.

Fazit . "Pain & Gain" ist kurzum zu lang, zu krampfhaft und zu oberflächlich. Michael Bays Herzensprojekt ist somit ein Sammelsurium der verschenkten Möglichkeiten.

Bewertung :

Filmkritik : "Pacific Rim"


Was haben wir "Hobbit"-Fans nicht gejammert, als der talentierte Regisseur Guillermo del Toro vom Peter Jackson - Projekt als Regisseur absprang. Der Mexikaner, der mit "Pans Labyrinth" und der "Hellboy" - Reihe zwei meisterhafte Fantasyprojekte stemmte, wollte sich lieber um ein anderes, ihm wichtigeres Projekt kümmern namens "Pacific Rim". Der erste Trailer ließ viele sprachlos zurück. Mit Power Rangers, die zusammen mit Godzilla auf Weltzerstörungstournee gehen hat man bei diesem Regisseur wirklich nicht gerechnet. Aber del Toro wäre nicht del Toro, wenn sich das Ganze nicht doch vom Krawallblockbustertum abheben würden. Und siehe da : Mit "Pacific Rim" veranstaltet der Regisseur ein voller liebevoller Details steckendes Actionfeuerwerk der Gigantonomieklasse inklusive anprechender Story und Charaktere.

Eine außerirdische Invasion völlig unerwarteten Ursprungs bricht über die Menschheit herein: Nicht aus dem All kommen die Feinde, sondern aus den Tiefen des Pazifischen Ozeans. Die monströsen Kreaturen, auch Kaiju genannt, attackieren weltweit Küstenstädte und dabei kommen Millionen von ums Leben. Um die Kaiju zu besiegen, entwickeln Wissenschaftler überdimensionale Maschinen namens "Jaeger". Jeweils zwei Piloten müssen diese gigantischen Roboter steuern, indem sie ihre Gehirne miteinander und mit der Maschine verknüpfen. Der Pilot Raleigh Becket (Charlie Hunnam) erzielt bei der Bekämpfung der Kaiju besonders gute Erfolge und zunächst scheint es, als würde die Verteidigungsstrategie aufgehen. Doch dies ist ein Irrtum, denn die Aliens gewinnen bald erneut die Oberhand und das nicht länger erfolgversprechende Jaeger-Programm soll eingestampft werden. Einzig Marshall Stacker Pentecost (Idris Elba) glaubt noch an die Roboter und holt Becket zurück, der nach einem folgenschweren Kampfeinsatz die Einheit verlassen hat. Zusammen mit der unerfahrenen Pilotin Mako Mori (Rinko Kikuchi) soll er "seinen" Jaeger in ein letztes Gefecht führen, um die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren. Denn obwohl die Kaiju übermächtig scheinen, so gibt es doch noch eine Möglichkeit, sie zu überlisten…

Ehrlicherweise muss man dazusagen, dass bereits die Openingszene einem waschechten Showdown gleicht. Hier treffen überdimensionierte Roboter auf überdimensionierte Alienechsen. Viele Produktionen verzetteln sich in solchen Situationen oftmals beim Bombastanteil. Nicht so del Toro. Im Gegensatz dazu schaltet der Regisseur nämlich in den nächsten Minuten deutlich zurück und das ist auch gut so, denn obwohl die Actionsequenzen wirklich toll anzusehen sind, so ist es doch etwas anderes, was "Pacific Rim" besonders macht. Der Detailreichtum ist nämlich wahrlich bewundernswert. Sei es in der Story oder in der Inszenierung, der Mexikaner findet immer wieder die Zeit sich um die liebevollen Kleinigkeiten zu kümmern. Wirklich grandios ist dabei unter anderem Nebenrollen-Legende Ron Perlman, als mafiöser Fischmarktbesitzer. Hierbei sei auch erwähnt, dass man unbedingt den Abspann sehen muss, denn dort gibt es noch die ein oder andere amüsante Szene zu sehen. Außerdem finden sich in den beiden Forschern Dr. Newton Geizler und Gottlieb herrlich witzige Sidekicks. Ihre Wortgefechte befinden sich zwar immer haarscharf in der Nähe zu übertrieben nervig, aber meistens findet das Drehbuch den richtigen Moment für einen Szenenwechsel.

Dieser Detailreichtum findet sich natürlich auch in der Inszenierung. Trotz gigantischer Schlachten, in denen gefühlt die halbe Welt das Zeitliche segnet, gibt es immer wieder überraschende Easter Eggs zu begutachten, die jedem achtsamen Zuschauer sofort ein Lächeln auf den Mund zaubern. Doch neben all diesen positiven Punkten ist es vor allem das clevere Drehbuch, dass "Pacific Rim" vor der Belanglosigkeit rettet. Zwischen all dem Krachbumm finden sich nämlich immer wieder sehr intensive Szenen, die die einzelnen Charaktere näher beleuchten. Zwar ist der Plot relativ linear, aber er arbeitet die vorhandenen Charaktere und Szenen hervorragend heraus. Am besten sind dabei die Szenen, die beim sogenannten "Driften" entstehen und in denen unsere Protagonisten ihre Gedankenwelt offenbaren. Allerdings muss man in diesem Zusammenhang erwähnen, dass sich "Pacific Rim" zu keinem Zeitpunkt Ernst nimmt, weswegen man einige übertrieben heroische Szenen schlicht und ergreifend als Karikatur ansehen muss, um nicht gleich den Kopf zu schütteln. Diese Szenen bilden aber zum Glück eine Seltenheit.

Auch auf schauspielerischer Ebene ist "Pacific Rim" gelungen. Zwar wirken die hierzulande relativ unbekannten Hauptdarsteller Rinko Kikuchi als Mako Mori und Charlie Hunnam als Raleigh Becket ein ums andere Mal etwas holprig, aber im Gesamten darf ihre Leistung als zufriedenstellend gewertet werden. Schauspielerische Höhepunkte finden sich dagegen in den Nebenrollen. Wie bereits erwähnt ist Ron Perlams Hannibal Chau ein grandioser Nebencharakter. Verrückt, durchtrieben, zäh wie eine Schuhsohle und vor allem hervorragend ironisch dargestellt. Genauso verhält es sich mit den beiden fast zur Karikatur verkommenden Forschern.

Fazit : "Pacific Rim" darf getrost in einem Zuge mit "Man of Steel" genannt werden, denn Guillermo del Toro zaubert ein Actionfeuerwerk auf die Leinwand, dass trotz allem Bombasts niemals seinen Humor verliert und immer wieder liebevolle Details dazwischenschiebt.

Bewertung :
 

Samstag, 27. Juli 2013

Filmkritik : "Imaginaerum by Nightwish"


Die Kombination aus Film und Musik spielt im Kino eine außerordentlich große Rolle oder was wäre "Herr der Ringe" ohne Howard Shore, "Avatar" ohne James Horner und "Inception" ohne den berühmten Hans Zimmer. Nicht vergessen darf man dabei, dass die Musik erst nach dem Bildmaterial entsteht. Bei "Imaginaerum" liegt die Sache dagegen komplett anders, denn vor einigen Jahren kam "Nightwish"-Bandmitglied Toumas Holopainen eine Geschichte in den Sinn, die die komplette Band letztendlich auf dem gleichnamigen Album "Imaginaerum" erzählt. Freilich sprechen manche Lieder mehr als tausend Bilder, aber in diesem Fall entschied man sich den finnischen Regisseur Stobe Harju ins Boot zu holen und mit einem Budget von unter 5 Mio. € ein Fantasydrama zu inszenieren, das die tragische Geschichte des Musikers und Poeten Thomas Whitman erzählt. Was sich als extrem schwierig anhört, wurde dabei allerdings von allen Beteiligten mit Bravour gemeistert. "Imaginaerum" ist eine der besten Independent und Genre-Produktionen der letzten Jahre !

Tom Whitman (Francis X. McCarthy), ein alternder Komponist, leidet unter schwerer Demenz. Immer wieder hat er Erinnerungslücken und kann sich plötzlich nicht mehr an vertraute Personen erinnern. Er ist bereits seit vielen Jahren krank und erinnert sich nicht mehr an sein Leben als Erwachsener, lediglich die Erinnerungen seiner Kindheit sind ihm geblieben. So reist er als zehnjähriger Junge (Quinn Lord) durch seine eigene Fantasie. Während Tom langsam ins Koma abdriftet, versucht seine Tochter Gem (Marianne Farley), sich dem ihr über die Jahre fremd gewordenen Vater wieder etwas anzunähern. Da jedoch die Hindernisse - Toms Koma und sein bevorstehender Tod - übermächtig sind, ist seine Tochter am Verzweifeln. Doch durch die dunkelsten Geheimnisse ihres Vaters entdeckt Gem einen Weg, der es ihr vielleicht ermöglicht, Tom wiederzufinden...

Das selbst mit kleinem Budget großartige Werke entstehen können, zeigt sich bereits am hochwertigen Bild und natürlich am perfekt eingespielten Soundtrack. Stobe Harju kleidet das teiftraurige Drama in sehr düstere, aber gleichzeitig atemberaubend schöne Bilder. Selbst die CGI-Effekte brauchen sich nicht zu verstecken. Diese sind natürlich nicht vergleichbar mit großen Hollywoodproduktion, aber die Bildkompositionen sind clever durchdacht. Die neuaufgenommenen "Nightwish"-Titel geben dabei eine hervorragende Klangkulisse für das bunte Treiben auf der Leinwand ab. Selbst auf der DVD ist die Qualität dieser Musikaufnahmen ausgesprochen klar und gleichzeitig kräftig. Man merkt, dass hier eine professionelle und alteingesessene Truppe am Werk war. Doch neben der tontechnischen Qualität sind es vor allem die verzaubernden Melodien und magischen Klänge, die aus den Boxen kommen. Selten fand ein Film eine derart gute Abstimmung zwischen Bild und Ton.

Dazu gesellt sich eine Geschichte rund um Reue, Tod, Schuldgefühle und Traumata. Holopainen erzählt davon anhand von Thomas Whitman, der sich auf die Reise macht, sein Leben in geordnete Bahnen zu bringen, bevor der Hauch des Todes nach ihm greift. Die Erzählung ist sicherlich nicht, wie das FSK-Cover uns weis machen will, ab 12 Jahren geeignet, denn hier geht es um tiefgründige, poetische Fragen des Lebens, die ein Kind in derartigem Alter sicherlich noch nicht ganz verstehen kann. Für die leider viel zu kurzen 82 Minuten Laufzeit wurde die Geschichte allerdings hervorragend ausgearbeitet und liefert keinerlei Langweile. Im Gegenteil : Einige Szenen gehen durchaus an die Nieren und stimmen nachdenklich. Alles perfekt also ? Nein, nicht ganz. Wie bereits angesprochen ist "Imaginaerum" , wahrscheinlich aufgrund des knappen Budgets, etwas zu kurz geraten. Zwar werden alle wichtigen Thematiken und Konflikte angesprochen, doch einige Details werden verschwiegen, so z.B. bleiben sowohl Gems Mutter, als auch Thomas Mutter nicht weiter als undetaillierte Erzählungen. Das Ganze liegt allerdings nicht ganz so schwer im Magen, wie die ein oder andere holprige Dialogzeile. Gerade die Gespräche zwischen Gem und Thomas Whitmans Bandkollegin Ann wirken manchmal gestelzt. Solche Kleinigkeiten fallen aber nur gering ins Gewicht, vor allem weil die schauspielerischen Leistungen als gelungen bezeichnet werden können.

Fazit : Das Gesamtwerk "Imaginaerum" ist ein nachdenkliches Meisterwerk mit viel Herz und Seele.
Wenn engagierte Musiker auch solche Filmprojekte stemmen können, dann sollten das ruhig auch noch andere versuchen oder was haltet ihr von einem "Blind Guardian" - Epos.......

Bewertung :