Dienstag, 17. September 2013

Filmkritik : "The Lone Ranger"

Einmal haben sie es bereits geschafft. Die Rede ist von der Wiederbelebung eines Genres. Als nämlich im Jahr 2003 "Fluch der Karibik" von Gore Verbinski und Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer in den Kinos startete, wurde daraus ein derart großer Erfolg, dass mittlerweile Teil 5 bereits in der Produktion steckt. Die fabelhafte Mischung aus Familienabenteuer, rauer Seeaction, einer gehörigen Prise Fantasy und natürlich Johnny Depp kam sowohl bei den Kritikern, als auch bei den Zuschauern gut an und verhalf dem in der Versenkung verschwundenem Piratenfilm zu neuem Erfolg. Im Jahre 2013 ist die Ausgangslage eine ähnliche. Gore Verbinski führt Regie, Jerry Bruckheimer produziert und Johnny Depp ist in einer Hauptrolle zu sehen. Daraus entstand tatsächlich ein qualitativ ähnlich guter Film, wie der damalige Erfolgshit.

Nach seinem Jura-Studium kehrt John Reid (Armie Hammer) in seine Heimat zurück und will an der Seite seines Bruders Dan Reid (James Badge Dale), einem Texas-Ranger, für Gerechtigkeit und Ordnung sorgen. Im Wilden Westen kann von Ordnung jedoch keine Rede sein, vor allem nach dem Bau der Eisenbahn vermehrt sich die Anzahl von Verbrechen und die Züge werden immer wieder überfallen. Als sich John Reid mit den Texas Rangers und seinem Bruder auf die Suche nach einer besonders zwielichtigen Räuberbande macht, die von dem berüchtigten Bartholomew "Butch" Cavendish (William Fichtner) angeführt wird, geraten die Gesetzeshüter in einen Hinterhalt. Außer John Reid überlebt keiner von ihnen und auch dessen Leben hängt nur noch am seidenen Faden. In diesem Zustand wird er von dem Indianer Tonto (Johnny Depp) gefunden, der sich erinnert, dass Reid ihm einmal das Leben rettete. Reid wird von Tonto wieder gesund gepflegt und entscheidet sich dafür, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Mit Tonto an seiner Seite kämpft er fortan als mysteriöser und maskierter Lone Ranger für die Gerechtigkeit.

Der "Lone Ranger" ist seit einigen Zeiten eine Art Volksheld der Amerikaner. Seinen ersten Auftritt hatte der berittene Held dabei in einem Radiohörspiel in den 60er Jahren. Seitdem hatten er und sein Gefährte Tonto zahlreiche Auftritte im Fernsehen, als auch im Kino. Die 2013er Version des "Lone Rangers" greift im Grunde auf die selben Zutaten zurück, wie "Fluch der Karibik", nur eben als Western. Man mag den Machern dabei Faulheit und mangelnde Kreativität vorwerfen, was aber bereits damals funktionierte, macht auch hier eine Menge Spaß. So kommt es, dass gerade die Actionsequenzen flott und unterhaltsam über die Leinwand laufen, während man in den ruhigeren Passagen einen näheren Einblick in die Vergangenheit der Charaktere erhaschen kann. Die Handlung ist dabei angenehm linear und dient als gelungenes Grundgerüst für allerlei witzige Szenen.

So sind gerade diese Szenen am Besten, in denen Armie Hammer als "Lone Ranger" und Johnny Depp als "Tonto" alleine durch die Wüste stapfen. Daraus entwickeln sich durchaus spritzige Dialoge. Das größte Problem findet sich allerdings in der Figur des Tonto, der in dieser Filmversion nahezu keinen Unterschied zu "Captain Jack Sparrow" erkennen lässt. Johnny Depp kopiert hier somit ganz klar seinen vielfach gelobten, aber mittlerweile auch ermüdend gewordenen Kultcharakter. Damit wäre auch das grundlegende Problem dieser 250 Mio. Dollar Produktion klar geworden, denn "Lone Ranger" fühlt sich einfach zu jedem Zeitpunkt an, wie der Westernbruder zu "Fluch der Karibik" nur eben mit weniger kauzigen Nebenfiguren und einer deutlich geradlinigeren Geschichte. Sozusagen ein "Fluch der Karibik" - Light im wilden Westen.

Dafür macht Armie Hammer als einsamer Kämpfer gegen die Ungerechtigkeit eine mehr als gute Figur und stiehlt damit gerade den blassen Bösewichten die Schau. Sei es "Butch" Cavendish oder auch sein später hinzukommender Bruder. Beide Bösewichte sind schnell durchschaut und versprühen weniger Präsenz als erhofft. Dafür entschädigen die liebevollen Kulissen, wie z.B. das Bordell von Red Harrington (überzeugend verkörpert von Helena Bonham Carter) oder auch die unglaublich schönen Weiten der Wüste. Nur manchmal erkennt man doch deutlich die Verwendung von Blue- und Greenscreens, was bei 250 Mio. Dollar Produktionskosten eigentlich nicht vorkommen sollte. Derartige Auffälligkeiten sind zum Glück aber selten.

Fazit : "The Lone Ranger" ist trotz aller Formelhaftigkeit ein unterhaltsames Kinovergnügen, dass aber ähnlich wie "John Carter" zu Unrecht an den Kinokassen baden ging.

Bewertung :


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