Montag, 29. August 2016

Special: "Fantasy Filmfest München 2016" - Teil 2

Sonntag

Am Sonntag musste ich weit mehr Sitzfleisch beweisen als noch am Vortag.
Im Gespräch mit einigen netten anderen Besuchern, verflog mein Jammern aber ziemlich schnell.
Einige sahen sich wirklich jeden Film an, der am Sonntag im Kino 2 lief. Von 12 Uhr mittags, bis abends um ca. 23 Uhr. So sind wir Filmliebhaber nunmal: Für interessante Filme versitzt man auch gerne mal den kompletten Tag. Und es gibt definitiv Schlimmeres, als bei 30 Grad Außentemperatur in einem klimatisierten Raum zu sitzen.

Den Anfang machte am Sonntag folgender Film:

Into The Forest


Die meisten Horrorfilme liefern mit ihren Monstern und Gruselgestalten meist nur die Metapher für weitaus menschlichere Probleme. Bei "Into The Forest" ist das Monster nun allerdings der eigene Vater. Co-Autor und Regisseur Gilles Marchand versucht sich in seinem Drama "Into The Forest" an der Darstellung einer Scheidungsfamilie, dessen Vater komplett an der Einsamkeit zu zerbrechen droht. Gedreht im malerischen Schweden setzt Marchand dabei auf tiefgründige Dialoge und mystische Bilder des schwedischen Waldes. Leider vergisst er dabei aber seine 103 Minuten Film mit einer spannenden Geschichte zu versehen.

Die Brüder Benjamin (Théo Van de Voorde) und Tom (Timothé Vom Dorp) sollen ihren Vater im entfernten Schweden besuchen. Dieser ist den Kindern nach der unglücklichen Scheidung mehr als nur fremd. Ihr Vater (Jérémie Elkaïm) schläft nicht und benimmt sich zunehmend komischer. Als die beiden Kinder ihren Vater dann in die schwedischen Wälder begleiten sollen, wird der Urlaub für die beiden immer mehr zu einem beängstigenden Ausflug in die Einsamkeit.

Überzeugend: Timothé Vom Dorp als Tom

"Into The Forest" ist alles andere, als ein Horrorfilm. Vielmehr zeichnet Marchand das Bild eines Vaters, der nach der Scheidung seinen Lebensinhalt verloren hat und nun sein Glück zusammen mit seinen Kindern in der Wildnis sucht. Was die Kinder dabei wirklich wollen, interessiert den Vater nicht. Dennoch enthält die Geschichte auch einige fantastische Elemente, die sich allerdings nicht immer rund in das Handlungsgefüge einfügen wollen. Wenn der Vater seinen Sohn Tom auf telekinetische Fähigkeiten testet, fällt es schwer einen Bezug zur Rahmenhandlung herzustellen. Da sieht es mit den gelungenen Traumerscheinungen des kleinen Tom schon anders aus. Für ihn ist der Vater ein undefinierbares Monster, ein Fremder. Das Drehbuch schafft es dabei zwar einige sehr interessante Szenen zu gestalten, gerade in Hinsicht auf die durchdachten Dialoge, aber eine durchgehende Spannung stellt sich leider nicht ein. Dies liegt zum Einen daran, dass Regisseur Marchand sehr ruhig und langatmig inszeniert, was dem ohnehin handlungsarmen Film jegliche Geschwindigkeit raubt. Zum Anderen nutzt er seinen wunderbar mystischen Drehort nur bedingt aus. Der Wald als Symbol für Rückzug, Mystik und Einsamkeit verkommt hier leider zum reinen Statisten.

Bei aller Kritik muss man aber anmerken, dass die generelle Atmosphäre des Films als gelungen bezeichnet werden darf. Marchand verweigert sich jeglichen Horrorklischees und setzt voll und ganz auf seine Schauspieler. Das Dreigespann weiß dabei restlos zu überzogen. Timothé Vom Dorp spielt Tom als introvertierten und sensiblen kleinen Jungen, der in seinem Vater dann doch irgendwann etwas Gutes erkennt, während Jérémy Elkaïm als unberechenbarer Vater für die Spannung sorgt.
Gerade in der zweiten Hälfte bauen die Beiden eine interessante Beziehung zueinander auf, die in einem überraschenden Ende gipfelt. Leider dürfte Marchand bis dahin bereits den Großteil seines Publikums verloren haben.

Fazit: "Into The Forest" ist ein ambitioniertes Drama, dem es allerdings an einem stringenten Drehbuch fehlt und das seinen atmosphärischen Drehort leider nur bedingt ausnutzt.

Bewertung:

 Mittagspäuschen

Zugegeben war ich ordentlich enttäuscht von meinem ersten Film des Tages, denn aus einer interessanten Grundidee wurde leider nicht so viel herausgeholt wie erhofft. Ein Fazit, das ich an diesem Tag leider noch einmal ziehen werde, wenn auch nicht in gleichem Maße.
Bevor es für mich aber dann weiter zum nächsten Film geht, nutze ich die eineinhalbstündige Pause, um mich zu stärken. Hinter dem Isartor finden sich zahlreiche Restaurants und Cafés, die mit leckeren Spezialitäten auf die Gäse warten. Da das alles aber bedingt durch das hohe Preisniveau in München nicht gerade günstig ist, habe ich mich klassisch für Fastfood entschieden. Zugegeben nicht die beste Wahl und im Endeffekt war es auch nicht günstiger, aber......Naja, aus Fehlern lernt man bekanntlich. Immerhin habe ich mir am Marienplatz noch ein Eis gegönnt. 1,40€ zahlt man mittlerweile für die erwartungsgemäß winzige Eiskugel. War das Eis wenigstens lecker ? Darüber breite ich wohl lieber erstmal den Mantel des Schweigens aus.

Die 1,5 Stunden waren dann auch schnell wieder vorbei, gerade wenn man im Kinofoyer einen netten Gesprächspartner trifft, mit dem man über "Suicide Squad", "Warcraft" und andere nerdige Blockbuster quatschen kann. Gebt dem netten Herrn mit der Dauerkarte bitte einen Keks von mir. Er hat ihn sich redlich verdient !
Ein kurzer Blick auf das Programmheft verrät dann: Es ist Zeit für Bollywood.
Nur eben dreckiger, ohne Getanze, perverser......Ach, seht einfach selber:



Psycho Raman (Raman Raghav 2.0)


Wenn man an das indische Kino denkt, dann sind die ersten Assoziationen sicherlich tanzende Pärchen, die sich in kitschigen Popsongs gegenseitig ihre Liebe gestehen. Dass Indien aber weitaus interessantere Filme im Gepäck hat, wird man spätestens nach "Psycho Raman" anerkennen müssen.
Das Centerpiece des diesjährigen Filmfests ist ein krachender Thriller über einen gefühlskalten Mörder und einen korrupten Polizisten, die sich in den Slums von Bombay ein erbittertes Katz- und Mausspiel liefern. Visuell irgendwo zwischen Quentin Tarantino und Nicolas Winding Refn angesiedelt, ist "Psycho Raman" ein wahres Fest für die Augen und gibt darüberhinaus einen interessanten Einblick in die moderne indische Gesellschaft.

In acht Kapiteln erzählt Regisseur Anurag Kashyap die Geschichte des Mörders Ramanna (angelehnt an den tatsächlich existierenden Mörder Raman Raghav; Nawazuddin Siddiqui) und des Polizisten Raghavan (Vicky Kaushal), der sich zunehmend in seiner Drogensucht verliert. Bereits nach dem ersten Zusammentreffen der Beiden, ergreift Ramanna eine wahnsinnige Faszination für den Polizisten, der manchmal weit neben dem Gesetz agiert. Daher fasst Ramanna auch einen entscheidenden Entschluss......

Faszinierend und abstoßend zugleich: Nawazuddin Siddiqui als Massenmörder Ramanna

Die acht Kapitel des Films halten sich erzählerisch nicht immer an irgendwelche gängigen Regeln. Regisseur Anurag Kashyap springt gerne in der zeitlichen Ebene und wechselt oftmals unerwartet zwischen den beiden Protagonisten hin und her. Dennoch schafft er es am Ende ein logisches Ganzes zu erschaffen, das in seiner Wucht und seinem drastischen Ende sicherlich zur Diskussion einlädt. Dabei ist der Film nicht einmal unglaublich blutig. Vielmehr ist es Ramannas menschenverachtende Art, die den Charakter zu einem der interessantesten Mörder der letzten Jahre macht. Aber auch Raghavan ist nicht wirklich besser. Er kokst, schlägt seine Freundin und hat sich selber nicht wirklich unter Kontrolle. Die beiden sind sich somit ähnlicher, als dem Polizisten womöglich lieb ist. "Psycho Raman" gibt interessante Einblicke in das Leben in Bombay und etabliert gleichzeitig zwei durchaus interessante Charaktere. Das Problem dabei: Beide sind im Endeffekt unglaubliche Arschlöcher und somit nicht gerade Sympathiefiguren. Und dennoch bleibt die Handlung faszinierend. Gerade einige Dialoge sind durchzogen von Zynismus und interessanten Gedanken zum Menschen und seinem Hang zur Bösartigkeit. Selbst religiöser Fanatismus wird immer wieder angeschnitten. Das ganze ergibt eine interessante erzählerische Mischung, die zwar stellenweise für europäische Zuschauer befremdlich wirkt und hier und da kleinere Logikprobleme aufweist, aber über zwei Stunden hinweg durchgehend fesselt.

Sicher alles andere als ein "Good" Cop: Vicky Kaushal als Raghavan
 Die weiteren großen Pluspunkte des Films sind dabei aber die grandiosen Darsteller und die brilliante Inszenierung. Nawazuddin Siddiqui verleiht dem Serienmörder Ramanna eine grausame Faszination. Sein Spiel ist zu keinem Zeitpunkt over the top. Vielmehr verleiht er Ramanna die nötige Glaubwürdigkeit und macht aus ihm so den unberechenbaren Killer. Raghavan ist dagegen anfangs ein wandelndes Klischee. Koksend und mit dicker Sonnenbrille geht er seiner Arbeit als Polizist nach. Erst im weiteren Verlauf des Films offenbaren sich die seelischen Abgründe des Charakters, die gekonnt von Vicky Kaushal nach außen an den Zuschauer transportiert werden. Das Schauspielerduo macht aus "Psycho Raman" (im Original Raman Raghav 2.0) damit ein wahres Fest !
Zudem inszeniert Kashyap mit gekonnter Raffinesse das Geschehen. Zu indischem Elektro/Pop werden hier Menschen ermordet, die Farbgebung ist ähnlich der von Refn in Neonfarben gehalten und die Kamera findet immer wieder interessante Perspektiven um das Geschehen zu illustrieren. Zudem fängt der Regisseur auch immer wieder den Schmutz und die Armut in den Straßen von Bombay ein. So schlägt sein entfesselter Thriller auch immer wieder sozialkritische Untertöne an.
Eine packende Mischung !


Fazit: Das diesjährige Centerpiece auf dem Fantasy Filmfest ist ein grandioser Thriller, der durch seine ambitionierten Schauspieler und seiner entfesselten Inszenierung zu begeistern weiß.
Eine wahre Freude für alle Kinoliebhaber !

Bewertung:
 Und im Anschluss gab es gleich....

...Abattoir





Darren Lynn Bousmanns Filmografie ist nicht gerade ein Garant für Meisterwerke, dennoch muss man ihm zugute halten, dass er in all den Jahren leicht überdurchschnittliche Horrorfilme produziert hat. Von den Saw-Fortsetzungen mal abgesehen, konnte er mit "Repo! - The Genetic Opera" und "11-11-11" durchaus auch mit eigenen Stoffen bei den Zuschauern punkten. Mit "Abattoir" verfilmt Bousman nun seinen eigenen Comic und begeistert dabei mit einer grandiosen Grundidee und einer gelungenen Inszenierung, während die Handlung gerade zu Beginn sehr klassisch daherkommt.

Die Journalistin Julia (Jessica Lowndes) muss miterleben, wie ihre eigene Schwester und deren Familie grausam ermordet werden. Doch als die Journalistin einige Tage später nach dem Haus sehen will, muss sie feststellen, dass das Anwesen bereits verkauft wurde und der komplette Raum, in dem der Mord stattfand verschwunden ist. Zusammen mit Detective Grady (Joe Anderson) gelangt sie auf die Spur des seltsamen Dorfes New English, in dem sie auf die verrückte Außenseiterin Allie (Lin Shaye, bekannt aus Insidous) trifft. Was hat die Dorfgemeinde rund um den mysteriösen Priester Jepediah Crane (Bryan Batt) zu verbergen und was hat es mit dem riesigen Gebäude in der Mitte des Waldes auf sich ?

Das titelgebende "Abattoir" macht visuell Einiges her !
Die Grundidee ist in Zeiten von ständigen Sequels und Reboots nicht nur herrlich frisch, sondern auch Garant für exzellenten Grusel. Zwar ist die Handlung von "Abattoir" gerade zu Beginn sehr klassisch angelegt (Neugierige Journalistin und ihr knallharter Detective gehen auf Spurensuche), aber die Entwicklungen und das mehr als überraschende Ende, lassen den Film nie langweilig werden. Herzstück des Films ist dabei natürlich das titelgebende Schlachthaus (franz. Abattoire), das nicht nur wirklich hübsch inszeniert wurde, sondern dessen Innenleben auch herrlich schaurig ist. Im Endeffekt ist "Abattoir" die Filmversion eines begehbaren Geisterschlosses. An jeder Ecke befindet sich ein Geheimnis, ein Mord....etwas Schreckliches. Bousmann verbindet diese spaßige Geisterschlosstour mit einer an den Film-Noir erinnernden Inszenierung. Die Mischung ist kurzweilig und einigermaßen innovativ.
Was hat Priester Jepediah Crane mit all dem zu tun ?
Leider sieht man dem Film stellenweise sein geringes Budget an. Gerade im packenden Finale stechen an jeder Ecke einige schlechte Effekte unangenehm ins Auge, während die Kulissen weitestgehend überzeugen. Auch die Schauspieler wirken zwigespalten. Während Jessica Lowndes als eifrige Journalistin noch einigermaßen glaubwürdig erscheint, muss Joe Anderson mal mehr und mal weniger erfolgreich gegen die Klischeehaftigkeit seiner Rolle als Detective anspielen. Ein Highlight stellt dabei aber sicherlich Lin Shaye da, die mit ihrem gelungenen Auftritt als verrückte Allie nicht nur für einige Lacher sorgt, sondern auch sehr undurchsichtig bleibt. Zudem bleibt Bousmann auch in "Abattoir" den klassischen und mittlerweile arg ausgelutschten Horrorelementen treu. Laute Streichermusik verkündet auch hier den baldigen Jumpscare. Immerhin halten sich die billigen Schockmomente in Grenzen und gerade gegen Ende verlässt sich der Regisseur voll und ganz auf sein atmosphärisches Schlachthaus.

Der Look des Comics stimmt weitestgehend mit dem des Films überein
Fazit: Darren Lynn Boumanns Verfilmung seines gleichnamigen Comics "Abattoir" ist ein unterhaltsamer Spukhaustrip, der mit einer interessanten Grundidee begeistert, aber in seiner Inszenierung durchaus noch mehr Mut zum Anderssein beweisen hätte können.

Bewertung:

Mein Fazit zum Filmfest

Nach zwei Tagen und vier Filmen ist für mich das Fantasy Filmfest auch schon wieder vorbei.
Insgesamt muss ich feststellen, dass das Filmangebot wirklich angenehm breitgefächert und interessant gestaltet wurde. Vom absurden Trashfilm ("The Greasy Strangler") über langatmige Kunstfilme ("Into The Forest") bis hin zum ambitionieren Big-Budget-Film ("The Girl With All The Gifts") ist für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei. Wer sich selber noch vom Programm überzeugen möchte, hat in München noch bis zum 04.09.2016 die Gelegenheit dazu.

Mein Filmtip:
Desierto, produziert von "Gravitiy"-Regisseur Alfonso Cuarón und natürlich alle anderen Filme, die noch kommen.

Sonntag, 28. August 2016

Special: "Fantasy Filmfest München 2016" - Teil 1


Unter dem Motto "Fear Good Movies" geht das Fantasy Filmfest dieses Jahr in seine 30. Runde.
Noch bis zum 18.09.2016 lassen sich fantastische Produktionen von rund um den Globus erleben und das meist noch weit vor offiziellem Kinostart.
Als großer Fan von Fantasy- und Horrorfilmen war es dieses Jahr also auch für mich einmal an der Zeit teilzunehmen.
Vier Filme durfte ich im Laufe des Wochenendes begutachten von denen ich euch in diesem Special ausführlich berichten möchte.
Doch bevor ich euch in die Welt des Fantastischen entführe, gibt es als Einstieg einige Daten zum Filmfest.

Fantasy Filmfest



- seit 1987 durchgeführt von Rosebud Entertainment
- Kartenpreise:
               o 10€ pro Vorstellung oder
               o 200€ (Nürnberg) bzw. 230€ (restliche Städte) für eine Dauerkarte
- ca. 50 frische Filme pro Jahr
- alle Filme in der Originalfassung oder als OmU
- Ausgewählte Filme im Jahr 2016:
               o Abattoir
               o Psycho Raman
               o Swiss Army Man
               o Imperium
               o The Girl With All The Gifts
               o uvm.
- Offizielle Webseite: www.fantasyfilmfest.com

FFF im Cinemaxx München

Da München meinem Wohnort einfach am Nächsten liegt, habe ich mich für die bayrische Landeshauptstadt entschieden.
Das FFF findet hier im Cinemaxx am Isartor statt, das im Moment allerdings stark umgebaut wird.
Aufgrunddessen kommt es auch stellenweise zu Stau, wenn die Besucher sich vorbei an Stahlgerüsten in die Kinos begeben. Ansonsten ist das Kino aber die perfekte Wahl. Klimaanlage, bequeme Sitze, gutes Bild und ein ansprechendes Klangerlebnis bilden die Grundlage für einige unterhaltsame Stunden.
Und das Beste: Bei Vorlage des FFF Tickets an der Süßwarentheke gibt es ordentlichen Rabatt auf Nachos und co. !
Zudem liegt das Kino direkt an der S-Bahn Station "Isartor". Wer also mit den Öffentlichen anreist, freut sich über geringe Laufzeiten.

Doch nun zum Wichtigsten, den Filmen.
Im Rahmen des diesjährigen Filmfestes, konnte ich folgende Filme ansehen:
- Imperium
- Into The Forest
- Psycho Raman
- Abattoir

Imperium




Wer denkt, dass nur Deutschland ein Problem mit Rechtsextremismus hätte, wird in Daniel Ragussis Spielfilmdebüt vom Gegenteil überzeugt. Basierend auf den realen Erlebnissen des Undercover-Agenten Michael German, der auch das Drehbuch mitverfasste, stürzt sich Hauptdarsteller Daniel Radcliffe als FBI-Agent in die geistigen Abgründe der amerikanischen "White-Power" - Bewegung.
"Imperium" ist dabei ein brandaktueller Thriller, der mit einem umfangreichen Einblick in die Subkultur und einem grandiosen Hauptdarsteller nahezu restlos überzeugt.

Der FBI-Agent und Außenseiter Nate Foster (Daniel Radcliffe) wird von Agentin Angela Zamparo (ebenfalls großartig: Toni Collette) zu einem riskanten Auftrag berufen: Foster soll als Undercover-Agent die lokale "White Supremacy"-Gruppe infiltrieren und sicherstellen, dass keine terroristischen Aktivitäten geplant sind. Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Hassprediger Dallas Wolf (Tracy Letts), der in seinen Websendungen den Rassenkrieg ankündigt und somit gefährliches Gedankengut verbreitet. Aber ist Wolf wirklich die einzige Gefahr oder sind es eher Wolfs Anhänger, die die Botschaften zu eigenen Taten anstacheln ?



Daniel Radcliffe wird wohl immer als "Harry Potter"- Darsteller bekannt sein. Den Briten aber nur auf diese Rolle zu reduzieren, ist spätestens nach seiner Rolle in "Imperium" einfach nicht mehr tragbar. Radcliffe stellt glaubhaft und unglaublich intensiv die Figur des Nate Foster dar. Der FBI-Agent zweifelt während der Mission nicht nur einmal an seinen Zielen, denn als Außenseiter fühlt er sich in der rechtsextremen Szene schnell akzeptiert und baut Sympathien auf. Das Drehbuch liefert dabei einige denkwürdige Szenen ab. Da werden auf einer Grillparty Cupcakes mit Hakenkreuzen als Verzierung angeboten, während an anderer Stelle bereits den Kindern vom Rassenkrieg erzählt wird. Das Wort bzw. die radikalen Theorien sind dabei das Herzstück der Bewegung. Die meisten Figuren, denen Nate im Laufe seiner Ermittlung begegnet sind allesamt keine direkten Gewalttäter. Vielmehr folgen sie blind einer Theorie vom Genozid der Weißen durch andere Völker, die ihnen von Dallas Wolf und anderen Quellen eingetrichtert werden. 

Radcliffes Performance ist atemberaubend
Gerade in solchen Momenten zeigt sich wie aktuell das Thema auch bei uns wieder ist. Im Rahmen der Flüchtlingskrise kommen auch die rechtsextremen Ideen wieder zurück ins Bewusstsein einiger Menschen und einige Hassprediger suchen mit kruden Theorien den kurzzeitigen Ruhm bei diesem Teil der Bevölkerung. Das Drehbuch von "Imperium" zieht dabei die Spannungsschraube immer enger bis zum unausweichlichen Ende. Inszenatorisch geht Regisseur Ragussis dagegen auf Nummer sicher. "Imperium" ist ruhig inszeniert und konzentriert sich voll und ganz auf seine Geschichte, anstatt mit visuellem Firlefanz das Geschehen zu stark zu stilisieren. Dennoch gelingt es ihm mit gekonntem Musikeinsatz und einigen verstörenden Bildercollagen von Ku-Klux-Klan-Feiern und Naziversammlungen ein Unwohlsein zu vermitteln, das auch lange nach Filmende noch anhält.
Leider muss man erwähnen, dass "Imperium" bisher in Deutschland noch keinen Verleih gefunden hat und somit derzeit nicht in den Kinos starten wird.
Ein Ärgernis, wenn man bedenkt wie aktuell und wichtig dieser Film in diesen schwierigen Zeiten ist !

Fazit: "Imperium" ist ein beklemmender Thriller über die "white supremacy"-Bewegung in Amerika, der gerade durch seine grandiosen Hauptdarsteller und seiner Aktualität zu überzeugen weiß. Es bleibt zu hoffen, dass der Film hierzulande noch einen Verleih für eine Kinoauswertung findet !

Bewertung:
Die Besprechung der anderen drei Filme folgt bald in Teil 2 des Specials.
Seid gespannt !!