Sonntag, 18. September 2016

Filmkritik: "SMS für dich"


Es wird Herbst und in den Kinos sorgen wieder Geschichten über die wahre Liebe für die nötige Wärme bei nasskaltem Wetter. Das Genre der "Romantic Comedy" (kurz RomCom) hat dabei aber alles andere als einen guten Ruf. Kitsch, Klischees und stumpfe Geschichten bestimmten bisher die Filme aus Hollywood und auch aus den deutschen Landen. Til Schweiger und Matthias Schweighöfer haben dazu sicherlich ebenfalls ihren Beitrag geleistet. Doch anscheinend gibt es auch noch das Gegenteil. Diese Komödien, die gekonnt zwischen Tragik und Komik wandeln, die mit grandiosen Schauspielern begeistern, zu Tränen rühren und gekonnt um den größten Kitsch herumwandern. Karoline Herfurth begeistert in "SMS für dich" als Darstellerin und Regisseurin mit einer herrlich natürlichen RomCom, die Hollywood nicht besser hätte machen können.


Nach dem Tod ihrer großen Liebe Ben stürzt Clara (Karoline Herfurth) in ein Loch. Um ihre Schreibblockade und ihr Leben wieder auf Vordermann zu bringen, entschließt sie sich zu ihrer Freundin Katja (Nora Tschirner) nach Berlin zu ziehen. Um Ben nicht ganz zu verlieren, schickt Clara immer wieder Kurznachrichten an dessen alte Nummer. Diese landen allerdings bei dem unglücklich verliebten Journalisten Mark (Friedrich Mücke), der es mit seiner planungssüchtigen Freundin Fiona (Friederike Kemptner) nicht mehr wirklich aushält. Er fasst daher den Entschluss die Urheberin der Nachrichten zu suchen........

Nora Tschirner sorgt als Claras Mitbewohnerin Katja für zahlreiche Lacher
Zugegeben: Die Handlung ist arm an Überraschungen und auch nicht wirklich neu. Allerdings schafft es Karoline Herfurth als Regisseurin und Co-Autorin jede Situation mit einer Natürlichkeit zu inszenieren, die man oft vergebens in solchen Filmen sucht. Ganz großes Highlight sind dabei die grandios witzigen Dialoge und die herrlich verrückten Nebencharaktere. Herfurth schafft den Spagat zwischen Herz, Witz und Trauerbewältigung so leicht, dass man sich nach dem Film das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht wischen kann, auch wenn etliche Szenen von Tod und Trauerbewältigung handeln.

Sogar Cordula Stratmann (Schillerstraße) ist in einer witzigen Nebenrolle als Verlegerin zu sehen
Dass diese Mischung nicht aus den Fugen gerät, liegt vor allem an den wahnsinnig engagierten Schauspielern. Nora Tschirner wirkte schon lange nicht mehr so natürlich und sympatisch wie hier. Zudem punkten in den weiteren Nebenrollen Frederick Lau, als Marks Kumpel und Katja Riemann, als esoterische Schlagersängerin. Und natürlich versprühen auch die beiden Hauptdarsteller ordentlich Charme. Die Chemie zwischen Friedrich Mücke und Karoline Herfurth stimmt von den ersten Augenblicken an. Besonders witzig sind dabei die Szenen, in denen die Beiden in so ziemlich jedes Fettnäpfchen treten, in die man beim ersten Date so treten kann.

Hier stimmt die Chemie !
Herfurth inszeniert dabei weniger plakativ als ihre männlichen, deutschen Kollegen. Zwar laufen auch hier im Hintergrund oft die kitschigsten Popsongs, aber dazwischen konzentriert sich die Regisseurin voll und ganz auf das grandiose Spiel ihres Schauspielensembles. Die Bilder sind dabei angenehm warm, ruhig und nicht derart übertrieben auf Sonnenschein getrimmt wie bei den letzten Schweiger/Schweighöfer Komödien. Zudem gibt es am Ende ein wirklich witziges Musikvideo mit Henriette Boot zu sehen. Das alles wirkt so leicht und unbeschwert, dass man gar nicht erst auf den Gedanken kommt, dass "SMS für dich" das Regiedebüt von Karoline Herfurth darstellt.

Fazit: Karoline Herfurth landet mit ihrem Regiedebüt, der Buchverfilmung "SMS für dich", einen absoluten Volltreffer und verhilft dem verrufenen Genre der Romantikkomödie zu neuer Frische. Man darf auf weitere Projekte gespannt sein!

Bewertung: