Sonntag, 4. August 2013

Filmkritik : "Pain & Gain"


Amerika ist das Land der Träume und unbegrenzten Möglichkeiten. Angefangen im 19. Jahrhundert, in dem zahlreiche "Tycoons" zu unermesslichem Reichtum kamen, bis hin zum heutigen Jahrhundert, in dem die amerikanische Wirtschaft trotz aller Krisen immer noch zu den ganz großen gehört. Den Traum vom schnellen Geld und großem Erfolg hatte auch die Truppe um Schwerverbrecher Daniel "Danny" Lugo, der als Fitnesstrainer ein zwar erfolgreiches aber verbesserungsfähiges Dasein fristet. Angewidert von den Menschen, die nach seiner Ansicht durch Faulheit zu Reichtum gekommen sind, fasste er einen bizarren Plan. Lugo entführte zusammen mit seinen trotteligen Kumpanen einen reichen Geschäftsmann und brachte ihn unter Folter dazu ihnen sein ganzes Geld zu überschreiben. Was wahrlich absurd klingt, trotzdem aber so geschehen ist und in allerlei merkwürdigen Situationen endet, nimmt sich Amerikas Actionspezialist Michael Bay nun zu Gemüte und inszeniert nach eigenen Aussagen ein kleines Werk zur Überbrückung der Zeit zwischen "Transformers 4" und "Teenage Mutant Ninja Turtles". Wer Michael Bays Werke kennt, der weiß, dass bei diesem Regisseur selten etwas ruhig, dezent oder klein daherkommt. Somit liefert Bay mit "Pain & Gain" statt einer aberwitzigen Satire auf den amerikanischen Traum ein viel zu langes und übertriebenes Machwerk.

Bodybuilder Daniel Lugo (Mark Wahlberg) und sein Kumpel Adrian Doorbal (Anthony Mackie) sind die besten Freunde. Sie wohnen im sonnigen Süden von Florida. Doch anstatt das Leben in vollen Zügen genießen zu können, rackert sich Lugo im Fitnessclub Sun Gym den Hintern ab. Der Job wirft nicht viel Geld ab und so ist der Muskelprotz am Ende des Tages ganz und gar nicht zufrieden mit sich und seinem Leben. Zusammen mit Doorbal heckt er schließlich einen Plan aus, um Victor Kershaw (Tony Shalhoub), seines Zeichens steinreicher Geschäftsmann und regelmäßiger Besucher der Muckibude, zu entführen und per Folter dazu zu bringen, ihnen all sein Geld zu überweisen. Der Plan scheint idiotensicher und mit der tatkräftigen Unterstützung des frisch aus dem Knast entlassenen Paul Doyle (Dwayne Johnson) scheint das aberwitzige Vorhaben tatsächlich zu gelingen. Als Kershaw jedoch die Flucht gelingt und er ihnen den Privatermittler Ed Du Bois (Ed Harris) auf den Hals hetzt, der sie finden und zur Strecke bringen soll, wird die Luft dünn für das aufgepumpte Trio.

Bereits zu Beginn begeht Bay einen gewaltigen Fehler. Seine comichafte Inszenierung findet nie wirklich den richtigen Ton. Während am Anfang jeder Charakter in schnellen Schnitten und Gedankenschnipseln eingeführt wird, so zieht sich der Film gegen Ende wie Kaugummi. Der Zuschauer ist somit anfangs gewaltig überfordert, während er gegen Ende zum herzhaften Gähnen ansetzt. Dabei ist das Drehbuch mehr als einfach und versucht zwanghaft so witzig, lässig und cool zu sein wie ein Tarantino. Das klappt zwar in einigen tollen Szenen, aber meistens läuft es darauf hinaus, dass die immer selben Gags wiederholt werden. Dass z.B. "The Rocks" Charakter Paul Doyle ein dummer und gläubiger Muskelberg ist, hat der Zuschauer bereits nach wenigen Minuten herausgefunden. Allerdings bekommt hier wirklich jeder Charakter zwei oder drei karikaturenhafte Züge, die im Verlaufe des Films immer wieder wie mit dem Presslufthammer präsentiert werden. So nähert sich der Krawallregisseur selten distanziert oder gar ironisch dem außergewöhnlichen Geschehen. Im Gegenteil : Michael Bay lässt jeglichen Raum für Kritik am amerikanischen Traum außen vor.


So hätte "Pain & Gain" aber wenigstens als intimes Gaunerwerk ala "Bank Job" funktionieren können, doch der Film ist keineswegs ein kleines, intimes Werk geworden. Bay wirft mit Zeitlupen, rasanten Schnitten und übertriebenen Szenen nur so um sich, sodass "Pain & Gain" selten ein zusammenhängendes Werk ergibt. Zumindest zeigt sich endlich mal wieder Mark Wahlbergs schauspielerisches Talent. Zwar ist er in den ernsthafteren Filmen oftmals überfordert, aber in seinen Komödien fühlt sich der Schauspieler stets wohl und offenbart das nötige Gespür für Pointen. Auch Dwayne "The Rock" Johnson ist hier in seiner wohl besten Rolle seit Langem zu sehen. So ist es fast doppelt schade, dass dem Gesamtwerk ein stimmiges bzw. zusammenhängendes Erzählgerüst fehlt.

Fazit . "Pain & Gain" ist kurzum zu lang, zu krampfhaft und zu oberflächlich. Michael Bays Herzensprojekt ist somit ein Sammelsurium der verschenkten Möglichkeiten.

Bewertung :

Filmkritik : "Pacific Rim"


Was haben wir "Hobbit"-Fans nicht gejammert, als der talentierte Regisseur Guillermo del Toro vom Peter Jackson - Projekt als Regisseur absprang. Der Mexikaner, der mit "Pans Labyrinth" und der "Hellboy" - Reihe zwei meisterhafte Fantasyprojekte stemmte, wollte sich lieber um ein anderes, ihm wichtigeres Projekt kümmern namens "Pacific Rim". Der erste Trailer ließ viele sprachlos zurück. Mit Power Rangers, die zusammen mit Godzilla auf Weltzerstörungstournee gehen hat man bei diesem Regisseur wirklich nicht gerechnet. Aber del Toro wäre nicht del Toro, wenn sich das Ganze nicht doch vom Krawallblockbustertum abheben würden. Und siehe da : Mit "Pacific Rim" veranstaltet der Regisseur ein voller liebevoller Details steckendes Actionfeuerwerk der Gigantonomieklasse inklusive anprechender Story und Charaktere.

Eine außerirdische Invasion völlig unerwarteten Ursprungs bricht über die Menschheit herein: Nicht aus dem All kommen die Feinde, sondern aus den Tiefen des Pazifischen Ozeans. Die monströsen Kreaturen, auch Kaiju genannt, attackieren weltweit Küstenstädte und dabei kommen Millionen von ums Leben. Um die Kaiju zu besiegen, entwickeln Wissenschaftler überdimensionale Maschinen namens "Jaeger". Jeweils zwei Piloten müssen diese gigantischen Roboter steuern, indem sie ihre Gehirne miteinander und mit der Maschine verknüpfen. Der Pilot Raleigh Becket (Charlie Hunnam) erzielt bei der Bekämpfung der Kaiju besonders gute Erfolge und zunächst scheint es, als würde die Verteidigungsstrategie aufgehen. Doch dies ist ein Irrtum, denn die Aliens gewinnen bald erneut die Oberhand und das nicht länger erfolgversprechende Jaeger-Programm soll eingestampft werden. Einzig Marshall Stacker Pentecost (Idris Elba) glaubt noch an die Roboter und holt Becket zurück, der nach einem folgenschweren Kampfeinsatz die Einheit verlassen hat. Zusammen mit der unerfahrenen Pilotin Mako Mori (Rinko Kikuchi) soll er "seinen" Jaeger in ein letztes Gefecht führen, um die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren. Denn obwohl die Kaiju übermächtig scheinen, so gibt es doch noch eine Möglichkeit, sie zu überlisten…

Ehrlicherweise muss man dazusagen, dass bereits die Openingszene einem waschechten Showdown gleicht. Hier treffen überdimensionierte Roboter auf überdimensionierte Alienechsen. Viele Produktionen verzetteln sich in solchen Situationen oftmals beim Bombastanteil. Nicht so del Toro. Im Gegensatz dazu schaltet der Regisseur nämlich in den nächsten Minuten deutlich zurück und das ist auch gut so, denn obwohl die Actionsequenzen wirklich toll anzusehen sind, so ist es doch etwas anderes, was "Pacific Rim" besonders macht. Der Detailreichtum ist nämlich wahrlich bewundernswert. Sei es in der Story oder in der Inszenierung, der Mexikaner findet immer wieder die Zeit sich um die liebevollen Kleinigkeiten zu kümmern. Wirklich grandios ist dabei unter anderem Nebenrollen-Legende Ron Perlman, als mafiöser Fischmarktbesitzer. Hierbei sei auch erwähnt, dass man unbedingt den Abspann sehen muss, denn dort gibt es noch die ein oder andere amüsante Szene zu sehen. Außerdem finden sich in den beiden Forschern Dr. Newton Geizler und Gottlieb herrlich witzige Sidekicks. Ihre Wortgefechte befinden sich zwar immer haarscharf in der Nähe zu übertrieben nervig, aber meistens findet das Drehbuch den richtigen Moment für einen Szenenwechsel.

Dieser Detailreichtum findet sich natürlich auch in der Inszenierung. Trotz gigantischer Schlachten, in denen gefühlt die halbe Welt das Zeitliche segnet, gibt es immer wieder überraschende Easter Eggs zu begutachten, die jedem achtsamen Zuschauer sofort ein Lächeln auf den Mund zaubern. Doch neben all diesen positiven Punkten ist es vor allem das clevere Drehbuch, dass "Pacific Rim" vor der Belanglosigkeit rettet. Zwischen all dem Krachbumm finden sich nämlich immer wieder sehr intensive Szenen, die die einzelnen Charaktere näher beleuchten. Zwar ist der Plot relativ linear, aber er arbeitet die vorhandenen Charaktere und Szenen hervorragend heraus. Am besten sind dabei die Szenen, die beim sogenannten "Driften" entstehen und in denen unsere Protagonisten ihre Gedankenwelt offenbaren. Allerdings muss man in diesem Zusammenhang erwähnen, dass sich "Pacific Rim" zu keinem Zeitpunkt Ernst nimmt, weswegen man einige übertrieben heroische Szenen schlicht und ergreifend als Karikatur ansehen muss, um nicht gleich den Kopf zu schütteln. Diese Szenen bilden aber zum Glück eine Seltenheit.

Auch auf schauspielerischer Ebene ist "Pacific Rim" gelungen. Zwar wirken die hierzulande relativ unbekannten Hauptdarsteller Rinko Kikuchi als Mako Mori und Charlie Hunnam als Raleigh Becket ein ums andere Mal etwas holprig, aber im Gesamten darf ihre Leistung als zufriedenstellend gewertet werden. Schauspielerische Höhepunkte finden sich dagegen in den Nebenrollen. Wie bereits erwähnt ist Ron Perlams Hannibal Chau ein grandioser Nebencharakter. Verrückt, durchtrieben, zäh wie eine Schuhsohle und vor allem hervorragend ironisch dargestellt. Genauso verhält es sich mit den beiden fast zur Karikatur verkommenden Forschern.

Fazit : "Pacific Rim" darf getrost in einem Zuge mit "Man of Steel" genannt werden, denn Guillermo del Toro zaubert ein Actionfeuerwerk auf die Leinwand, dass trotz allem Bombasts niemals seinen Humor verliert und immer wieder liebevolle Details dazwischenschiebt.

Bewertung :