Freitag, 19. April 2013

Filmkritik : "Zimmer 205 - Traust du dich rein ?"


Deutsche Produktionen habe es nicht gerade leicht.
Niedrige Budgets, begrenzte Drehorte und schwaches Marketing führen oft zum finanziellen Desaster. Dabei sind gerade deutsche Produktionen inhaltlich stark und weisen einen eigenwilligen Stil auf, der durch kreative Nachwuchsregisseure realisiert wird, die an den hiesigen Filmhochschulen ihr Studium gefunden haben. Mit "Zimmer 205" verhält es sich allerdings anders.
Mit tollen Sets, ordentlichen Darstellern und einem soliden Plot, entstand ein international konkurrenzfähiges Produkt, dass allerdings gerade wegen seiner Anbiederung an den Mainstream nur selten vom immerhin internationalen Genre-Durchschnitt abweicht.

Katrin (Jennifer Ulrich) hat es endlich geschafft - sie zieht von zu Hause aus und bewohnt ein Zimmer im Studentenwohnheim. Sie ist heilfroh, nun von ihrem Vater (Hans Uwe Bauer) weg zu sein, der wie eine Klette an ihr hing. Sie will einen neuen Abschnitt in ihrem Leben beginnen und freut sich auf die Zukunft. Im Wohnheim wird ihr das Zimmer mit der Nummer 205 zugewiesen, das seltsamerweise lange leer stand und von dem man sagt, es spuke darin. Katrin ist das eigentlich völlig egal, sie freut sich einfach auf den Neuanfang. Doch nach einer Eingewöhnungsphase mit vielen Partys und Alkohol nachts und einem straffen Semester-Plan am Tag findet Katrin eine Videobotschaft ihrer Vormieterin Annika (Julia Dietze). Diese ist seit über einem Jahr verschwunden. Als sich die seltsamen Vorkommnisse häufen und Katrin immer wieder Nachrichten von Annika erhält, beginnt sie an ihrem Verstand zu zweifeln. Katrin fühlt sich von Annikas Geist regelrecht verfolgt. Aufgrund ihres hysterischen Benehmens wird sie von ihren neuen Freunden bald gemobbt. Für Katrin beginnt eine alptraumhafte Zeit, doch es scheint mehr hinter alldem zu stecken und einige ihrer Kommilitonen scheinen in die Sache verwickelt…

"Zimmer 205", das im Übrigen ein Remake des dänischen Horrorfilms "Kollegiet" darstellt, beginnt atmosphärisch. Gedreht in einem alten DDR Studentenwohnungskomplex versprüht der Film einiges an Düsternis. Bereits als Katrin in dieses Heim zieht, steht fest, dass damit etwas nicht stimmt. Auch im weiteren Verlauf überzeugt die Inszenierung und auch die Schauspieler geben ihr Bestes. Hervorzuheben sei hier besonders Jennifer Ulrich, die in "Wir sind die Nacht" und "Die Welle" bereits ihr Können gezeigt hat. Ulrich verkörpert Katrin, die durch ihr Kindheitstrauma schwer gezeichnet ist, als labile, aber gleichzeitig auch starke Persönlichkeit.

Doch spätestens nach dem ersten Opfer stellt sich Routine ein, vor allem weil in Zeiten von "Insidious" oder "Sinister" eine gespenstische rote Frau nicht unbedingt für Grusler sorgt. Auch drehbuchtechnisch orientiert sich der Film am einfachen "10-Negerlein" - Prinzip : Nach und nach sterben die Figuren auf unterschiedlichste Weise. Zwar sind die einzelnen Tode schön böse und auch die Atmosphäre ist bedrohlich, doch dieses Prinzip ist mittlerweile einfach zu abgenutzt. Vielmehr sorgt eine einzige Frage für Spannung : Ist ein Geist wirklich der Mörder oder ist es gar Katrin selbst ? Diese Frage wird im Verlauf der Handlung gelungen in der Schwebe gehalten und sorgt für Spannung bis zum überraschenden Ende.

Aber so überraschend das Ende auch ist, so viele Fragen lässt es zurück und so viele Logiklücken werden offenbart. Immerhin versteht es Rainer Matsutani zu inszenieren. In kühlen und dunklen Bildern, die durchaus an Hollywood heranreichen schildert der Regisseur seinen Psychothriller. Unterstützt wird er dabei neben Jennifer Ulrich auch von Andre Hennicke ("Antikörper"), der einen gelungenen Auftritt als Komissar hinlegt. Zwar strotzt seine Figur nicht gerade vor Tiefe, aber Hennickes Auftreten macht daraus einen ordentlichen Auftritt.

Fazit : Was letztendlich bleibt ist ein routinierter Psychothriller aus Deutschland, der zwar im internationalen Vergleich mithalten kann, allerdings zu wenig eigene Akzente in diesem Genre setzt und gerade dadurch Potenzial verschenkt.

Bewertung : 


Sonntag, 14. April 2013

Filmkritik : "Oblivion"


Aliens überfallen die Erde, zerstören sie und die Menschen kämpfen fortan ums Überleben.
Diese einfache Formel ist die Grundzutat für einen Science-Fiction-Endzeit-Thriller und wurde bereits von zahlreichen Regisseuren verwendet. Und gerade, wenn man meinen würde, dass nach "Independence Day", "Transformers" und "Battleship" diese Formel langsam an Substanz verliert, kommt Joseph Kosinski, visionärer Regisseur des "Tron" - Sequels "Tron : Legazy", mit seinem neusten Werk daher und beweist just das Gegenteil. "Oblivion" mit Tom Cruise ist ein packender und visionär inszenierter Science-Fiction-Thriller, der gekonnt Klischees umschifft.

In naher Zukunft ist unsere Welt nach einem Krieg mit außerirdischen Wesen nahezu komplett zerstört. Die Menschheit muss seitdem über den Wolken leben, wo sie sich vor den furchterregenden Aliens, die die letzten Trümmer der Erde belauern, in Sicherheit wähnt. Der Spezialtechniker Jack (Tom Cruise) ist als einer der wenigen Menschen auf der Erde stationiert. Doch seine Jahre andauernde Mission, lebenswichtige Ressourcen zu sammeln, um der Menschheit einen Neuanfang zu ermöglichen, neigt sich dem Ende zu. Er wird wieder in das Wolkenreich der Menschen zurückbeordert. Kurz vor Abflug entdeckt er auf einem Routine-Flug ein abgestürztes Raumschiff, neben dem er eine Überlebende findet. Als Jack Meldung macht, bekommt er den Befehl erteilt, sich nicht weiter um den Vorfall zu kümmern, doch Jack widersetzt sich dieser Anweisung und will die junge Frau retten. Das bringt den Stein ins Rollen und macht Jack zum Gejagten. All diese mysteriösen Ereignisse bringen ihn auf eine neue, ungeahnte Fährte, an deren Ende dunkle Geheimnisse aufgedeckt werden.

Joseph Kosinski hat bereits mit seinem Hollywood-Debüt "Tron : Legazy" gezeigt, dass er ein unglaubliches Gespür für futuristische Formen und wunderschöne Bildkompositionen hat. Nach seinem Erfolg, nahm sich Kosinski seine bereits acht Jahre alte Graphic-Novel "Oblivion" zur Hand, die als Grundlage für diesen abendfüllenden Spielfilm dient. In Filmform läuft der Regisseur zu Höchstleistungen auf und erschafft eine sterile, aber gleichzeitig atemberaubende Endzeitvision der Erde. Die visuelle Qualität von "Oblivion" ist schier unglaublich. Die Fahrzeuge, Häuser und Maschinen sind dermaßen durchdacht und gut animiert, dass man meint es wären Prototypen der hiesigen Automobilhersteller.

Doch im Gegensatz zu Kosinskis Vorgängerfilm, verliert sich "Oblivion" nicht in einer gestreckten Handlung voller aufgeblasener Dialoge, sondern liefert ein durchdachtes und spannendes Handlungskonstrukt, das mit einigen Wendungen stets überraschend und unvorhersehbar bleibt.
Zwar machen sich hier und da Logikfehler breit und auch die Charaktere strotzen nicht gerade vor Tiefe, aber "Oblivion" schafft das, was so ziemlich alle Sci-Fi-Filme der letzten Jahre inklusive "Prometheus" nicht geschafft haben : Der Film fesselt, wartet mit kreativen Ideen auf und erreicht dank einiger aufrüttelnder Szenen sogar eine angenehme Note von Tiefgang.
Allerdings fehlt dem Film ein gutes Ende. Nachdem das vorherige Geschehen jederzeit beeindruckt hat, enttäuscht das Ende aufgrund seiner Kürze und Schlichtheit.

Dafür entschädigen die Schauspieler rund um Weltstar Tom Cruise. Während Cruise eine ordentliche Leistung abliefert, beeindruckt vor allem Andrea Riseborough, als pflichtbewusste und unterkühlte Victoria. Riseborough erreicht eine unglaubliche Intensität, wenn sie mit ihrer Mimik als Nahaufnahme auf der Kinoleinwand erscheint. Daneben wirkt Bond-Girl Olga Kurylenko ("Ein Quantum Trost") ein wenig blass, aber auch sie erledigt souverän ihre Rolle. Der einzige, der nahezu keine Akzente setzen kann ist Morgan Freemann, dessen Charakter leider zu wenig Leinwandzeit bekommen hat. Dafür sind die Szenen mit ihm immerhin unglaublich cool.

Fazit : Joseph Kosinskis Zweitwerk ist ein perfektionistisches Meisterwerk mit visueller Brillianz und packender Story. Kleine Schwächen im Storytelling und ein ausbaufähiges Finale enttäuschen da nur ein kleines bisschen.

Bewertung :