Dienstag, 23. August 2016

Filmkritik: "Suicide Squad"


Die Bösewichte aus Film und Comics üben seit jeher eine besondere Faszination aus.
Seien es die seelischen Abgründe der Charaktere oder auch einfach nur das Diabolische an sich. Meistens steckt in den Bösewichten ja auch ein großer Batzen Missverständnis und Enttäuschung mit dem sich der Zuschauer identifizieren kann. Nach Marvels politisch inkorrektem Überraschungserfolg "Deadpool" verwundert es also nicht, dass auch DC mit seinem Antihelden-Sammelsurium "Suicide Squad" nachzieht. Nachdem die grandiose Trailerkampagne Lust auf mehr gemacht hat, zeigt sich aber, dass der fertige Film des Regisseurs David Ayer leider weniger konsequent und anarchisch geworden ist, als anfangs erhofft.

Geheimagentin Amanda Waller (Viola Davis) arbeitet an einem Team von Metawesen, die im Kampf gegen nichtmenschliche Gefahren einspringen sollen. Knackpunkt an der Sache: Die Metawesen bestehen aus den schlimmsten Schwerverbrechern, die Gotham City in den letzten Jahren gesehen hat. Darunter befinden sich der Auftragskiller Deadshot (Will Smith), Jokers (Jared Leto) Geliebte und Verbrechenspartnerin Harley Quinn (Margot Robbie), das Echsenwesen "Killer-Croc" (Adewale Akinnuoye Agbaje), der menschliche Flammenwerfer "El Diablo" (Jay Hernandez) und der durchgeknallte Bankräuber Captain Boomerang (Jai Courtney). Unter der Leitung von Colonel Rick Flag (Joel Kinnaman) bekommt es der "Suicide Squad" in seinem ersten Auftrag mit einer uralten Hexe namens "Enchantress" (Cara Delevingne) zu tun.

Die klare Heldin des Films: Margot Robbie als Harley Quinn.
 Das Intro zeigt bereits, wie der ganze Film zu einem Meisterwerk hätte werden können. Regisseur David Ayer stellt uns die einzelnen Mitglieder des Squads vor und spielt dabei mit den Eigenheiten der Charaktere. Seien es Harley Quinns Wahnsinn oder auch Captain Boomerangs Hang zu pinken Plüscheinhörnern (!). Ayers Inszenierung ist anfangs bunt und wild, seine Dialoge gewitzt, zynisch und böse. Leider kann Ayer diese Qualitäten aber nicht lange aufrecht erhalten. Sobald das "Suicide Squad" zu seinem ersten Auftrag aufbricht, verkommt der Film zu einem 0815-Actioner, dessen Actionsequenzen nicht nur langweilig inszeniert sind, sondern sich auch noch ziehen wie Kaugummi. Dabei wäre es ein Leichtes gewesen die einzelnen Charaktere mit ihren individuellen Kampfstilen zu präsentieren. Doch mehr als stinklangweilige Prügeleien und Schießereien hat der Film nicht zu bieten.


Das ist umso trauriger, da die Schauspieler sichtlich Spaß an ihren Rollen haben. Gerade Margot Robbie als sexy Wahnsinnige Harley Quinn stiehlt so ziemlich jedem die Show. Margot Robbie verleiht ihrem Charakter den nötigen Wahnsinn, einen fetten Brocken Erotik, aber auch die nötige Zerbrechlichkeit, wenn es um ihre Liebesbeziehung zum Joker geht. Apropos Joker: Jared Letos Interpretation des bekannten Bösewichts darf als gelungen bezeichnet werden. Zwar wurden viele Szenen mit ihm und Harley unverständlicherweise aus dem fertigen Film entfernt, aber in seinen wenigen Auftritten weiß der "30 Seconds to Mars"-Sänger zu begeistern. Man darf gespannt sein wie sich sein Charakter bei möglichen Fortsetzungen entwickelt. Will Smith als "Deadshot" geht dagegen weitestgehend unter. Seine viel zu uninspirierte Hintergrundgeschichte wird unnötig aufgeblasen und sein Charakter gibt auch nicht wirklich viel her. Zwar hat auch Deadshot einige gelungene Szenen, die wahren Trümpfe sind aber eindeutig Harley und der Joker. Der Rest des Trupps bekommt ebenfalls den nötigen Raum, aber die nachdrücklicheren Szenen werden sich womöglicherweise in den Fortsetzungen finden. Gerade "Killer Croc" geht ein wenig unter.

Jared Leto gibt einen gelungenen Einstand als neuer Joker.
Aber wie sieht es mit den "richtigen" Bösewichten aus ? David Ayer schafft es zumindest den Mitgliedern des "Suicide Squads" Sympathie zu verleihen. Sie alle haben Probleme oder schlimme Erfahrungen mit ihren Fähigkeiten gemacht. Leider kommen die Momente, in denen Ayer diese Konflikte offenbart aber viel zu kurz. Stattdessen geht es um den Kampf gegen die uralte Gottheit "Enchantress". Selten hatte ein Bösewicht so wenig Profil wie "Enchantress" und ihr Bruder. Hier verpasst es das Drehbuch einen passenden Gegenspieler aufzubauen, der dem Team wirklich alles abverlangt. Stattdessen setzt man auf das übliche "Wir wollen die Weltherrschaft". Wie man eine Gottheit als spannenden Bösewicht etabliert, zeigte doch vor Kurzem erst "X-Men: Apocalypse". Genau von diesem Film hätte sich Ayer in Sachen Charakterzeichnung einiges abschauen können, findet sich doch dort mit "Magneto" ebenfalls ein gelungener ambivalenter Charakter, der Probleme damit hat den richtigen Weg zu finden.

Die Konflikte innterhalb der Gruppe hätten ausführlicher behandelt werden können.
Leider bleiben auch die Effekte austauschbar. Während "Killer Croc" wirklich exzellent animiert wurde, bleiben die restlichen Effekte oftmals hinter dem heutigen Standard zurück. Wenn sich "El Diablo" im Finale in seiner wahren Gestalt zeigt, dann weckt das unschöne Erinnerungen an die eher schwachen Effekte aus "Ghost Rider". Zudem ist die Gestaltung der von "Enchantress" geschaffenen Soldaten mehr als nur uninspiriert. Durch die Menge an Comicverfilmungen in den letzten Jahren, liegt in diesem Bereich die Messlatte nunmal sehr hoch und "Suicide Squad" kann diese Messlatte stellenweise nicht halten. Das heißt aber nicht, dass der Film schlecht aussieht. Im Gegenteil, denn trotz viel uninspirierter 0815-Action zeigt David Ayer dann doch stellenweise inszenatorische Kreativität. Die erste Verwandlung von Dr. June Moone in Enchantress zum Beispiel ist wirklich gut gelungen. Leider gibt es diese gelungenen Inszenierungskniffe viel zu selten, denn im Gesamten ist "Suicide Squad" einfach zu bieder inszeniert, um begeistern zu können.

Die Animation von Killer-Croc ist technisch sehr gut gelungen.
Fazit: Stark angefangen, noch stärker abgebaut. David Ayers "Suicide Squad" ist eine Sammelsurium an verschenktem Potential. Die grandiosen Antihelden werden hier für einen durchschnittlichen Actionblockbuster verheizt, dem es an Kreativität und Pepp fehlt. Die Hoffnung auf eine mutigere Fortsetzung bleibt aber bestehen.

Bewertung: