Sonntag, 2. Februar 2014
Filmkritik : "47 Ronin"
Lange hat es gedauert, bis "47 Ronin" in die deutschen Kinos kam. Nachdem der Produktionsstart bereits in 2011 war, brauchte es fast drei Jahre, bis schließlich alle Nachdrehs erledigt waren und das Gesamtwerk den Menschen dort draußen gezeigt werden durfte. Bereits die Grundidee klingt schon spannend, denn "47 Ronin" vermischt die originale japanische Geschichte um Ruhm, Ehre und Rache mit allerlei mythischen Fantasywesen. Doch die erste Ernüchterung folgte bereits, als die ersten Kritiken in den Startlöchern standen, denn gerade in den USA wurde der Film stark kritisiert. Zudem ist auch das enttäuschende Einspielergebnis von gerade mal 22 Mio. Dollar in den USA ein waschechtes Indiz auf einen gigantischen Flop, denn mit Produktionskosten von knapp 175. Mio gehört dieser Blockbuster auch noch zu den teuersten der letzten Jahre. Doch woran liegt das ? Ist "47 Ronin" wirklich ein schlechter Film ? Definitiv nein, aber wirklich Neues wird einem hier auch nicht geboten.
Nachdem er unter dem Einfluss von schwarzer Magie vor den Augen des Shoguns Tsunayoshi (Cary-Hiroyuki Tagawa) sein Schwert gegen seinen Widersacher Lord Kira (Tadanobu Asano) erhoben hat, bleibt Lord Asano (Min Tanaka) nur noch ein ehrenvoller Ausweg: Seppuku, also ritueller Selbstmord! Die 47 nun herrenlosen Samurai (= Ronin) des Lords beschließen daraufhin, unter der Führung von Oishi (Hiroyuki Sanada) blutige Rache an Lord Kira und seinen Verbündeten zu üben. Unterstützung erhalten sie dabei von dem Halbblut Kai (Keanu Reeves), das die Samurai bisher nie als gleichrangig akzeptiert haben, das aber weiß, wo dringend benötigte Waffen herzubekommen sind. Bei den Vorbereitungen für die Stürmung der Festung des scheinbar übermächtigen Feindes müssen sich die Ronin jedoch nicht nur vor Lord Kiras Mannen und seiner verschlagenen Hexe Mizuki (Rinko Kikuchi) in Acht nehmen, sondern sich auch noch mit Piraten und allerlei fantastischen Fabelwesen herumschlagen...
Bevor ich hier näher auf den Film eingehe, möchte ich noch einmal loswerden, dass gerade hier der Trailer zum Film falsche Erwartungen hervorruft, denn laut Trailer verspricht der Film grandiose Fantasyunterhaltung ala "Hobbit" . Doch die Verantwortliche besinnen sich hier mehr auf die Grundpfeiler der Geschichte und so überwiegen im Film doch die Gespräche um Ehre, Rache, usw. Werbefilmer Carl Erik Rinsch hat damit als Regisseur Mut zum Anderssein bewiesen und pfeift auf Hollywoodkonventionen. Und das leider so sehr, dass ein gewisses Studio meinte, man müsse den Film ändern, um den Film in der Masse etablieren zu können. Zugegeben : Bei 175 Mio. Dollar hätte ich als Studiomanager ebenfalls auf einen Erfolg gehofft, doch leider verderben viele Köche auch den Brei. Schon allein die schwache Altersfreigabe von "12 Jahren" dürfte die ein oder andere interessante Szene ins Nichts aufgelöst haben. In "47 Ronin" wird nunmal gemordet, gekämpft und getötet. Dass allerdings typisch schnell und unübersichtlich geschnitten.
So kommt es, dass die Actionsequenzen selten überzeugen, zumal sie auch noch ungemein kurz sind. "47 Ronin" fehlt schlicht und ergreifend ein Höhepunkt bzw. ein besonderes Element, dass ihn vom Masseneinerlei abheben würde. Kämpfe gegen Drachen und Dämonen überzeugen in der heutigen Zeit fast niemanden mehr. Zwar gibt es ein paar beeindruckende Ideen, aber nach 3-5 Minuten findet auch die längste Actionsequenz im Film ihr Ende. Doch "47 Ronin" muss ja nicht unbedingt im Fahrwasser von "Underworld" und co. fahren, doch auch storytechnisch ergeben sich Probleme. Die Geschichte an sich ist nunmal keine 0815 Hollywoodgeschichte, in der ein Held die Welt rettet und sich alles zum Guten wendet. "47 Ronin" beweist Mut zur Ungewöhnlichkeit und denkt nicht an ein Happy End oder sonstige Gepflogenheiten Hollywoods, doch dadurch fehlt es "47 Ronin" leider auch an Emotionen.
Nachdem Keanu Reeves Charakter Kai zu Anfang der Produktion fast nur eine Nebenrolle einnahm, wurden vom Studio Universal Nachdrehs angeordnet, um diesen Charakter wenigstens ein bisschen als emotionalen Kern des Films auszubauen. Doch so ganz geht die Idee nicht auf. Die Liebesgeschichte wird zwar in unglaublich schmackhafte Bilder gehüllt, doch sie bleibt kurz und emotional kalt. So bleibt es an den Schauspielern hängen Akzente beim Zuschauer zu setzen. Und siehe da : Der Fantasy-Actioner macht im Nachhinein weniger falsch als gedacht. Zwar ist Keanu Reeves nicht wirklich markant und spielt gelangweilt, bis unnauffälig, aber gerade die östlichen Schauspieler bleiben dem Kinobesucher im Gedächtnis. Allen voran steht Rinko Kikuchi, die mich bereits in "Pacific Rim" überzeugt hat. Ihre Hexe ist böse, kalt, berechnend und auch sehr verrückt. Der Schauspielerin gelingt es diesem wirklich platten Bösewicht durch ihr Schauspiel Leben einzuhauchen. Mimik, Gestik und einfach alles ist angenehm verrückt und böse. Auch sonst gibt es beim japanischen Cast wenig auszusetzen, denn die Probleme finden sich auch hier wieder im Skript. Im Speziellen bei den Ronin selbst.
Denn es gibt zwar 2-3 Ronin/Samurai, die im Drehbuch ein wenig markanter gestaltet wurden, aber im Großen bleiben die Männer im Dunkeln. Ein wenig mehr Zeit mit Kai und der ganzen Truppe hätte dem Film deutlich mehr Emotionalität und Atmosphäre eingebracht, zumal das Ende hollywooduntypisch unverfälscht in den Film eingebunden wurde. Wer also mit einem Happy-End rechnet, der wird enttäuscht werden. Wer dagegen Ungewöhnliches schätzt, der wird hier einen deutlichen Pluspunkt erkennen. Doch auch wenn es einiges zu kritisieren gibt, so gibt es einen Bereich, in dem man wirklich keinerlei Haare in der Suppe finden kann. Die Optik und die Inszenierung ist grandios. Die Kulissen sind bombastisch und auch die Kostüme sind wunderschön. Es ist wirklich ein wahnsinniger Augenschmaus, den Regisseur Carl Erik Rinsch hier abfeuert. Irgendwo zwischen "Last Samurai", "Herr der Ringe" und Tim Burton.
Fazit : Optisch grandioser Fantasy-Actioner mit Mut zum Ungewöhnlichen, dem allerdings Höhepunkte und Emotionen fehlen.
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