Donnerstag, 15. August 2013

Filmkritik : "The Conjuring - Die Heimsuchung"


Wer sich für paranormale Sachen interessiert und sich bereits im Internet informiert hat, dürfte bereits früh auf die Warrens gestoßen sein. In den 60ern gründeten Ed und Lorraine Warren ein Institut zur Untersuchung paranormaler Ereignisse. Seitdem haben die beiden Eheleute weit mehr als 1000 Fälle von Heimsuchungen untersucht. Bereits in den 80ern wurde ihr wohl bekanntester Fall, "Der Amityville Horror", verfilmt und seitdem greift Hollywood immer wieder gern auf diese Trickkiste zurück, denn der Zusatz "basierend auf wahren Geschehnissen" ist mittlerweile ein gängiges Mittel zur Angsterzeugung. Natürlich handelt es sich hier mehr um Lug und Trug, als um eine detailgetreue Wiedergabe von tatsächlichen Ereignissen, zumal die Warrens sehr umstritten sind. Vielfach gab es den Vorwurf der Tatsachenfälschung und die meisten Kritiker sehen auch heute noch in den meisten Fällen Betrug. In "The Conjuring" wagt sich Kultregisseur James Wan ("Saw", "Insidious") nun an genau diese zwispältigen Figuren heran, bleibt dabei allerdings relativ unkritisch und leider auch ein wenig unkreativ.

Das Ehepaar Roger und Carolyn Perron (Ron Livingston und Lili Taylor) will mit seinen fünf Töchtern ein beschauliches Leben im neuen Haus auf dem Land führen. Damit ist es jedoch vorbei, als sich merkwürdige Vorkomnisse häufen. Langsam glauben die geplagten Perrons, dass ihr Haus im Griff einer unheimlichen unsichtbaren Macht ist. Weil sie sich nicht mehr anders zu helfen wissen, beschließen Roger und Carolyn wenig später, das Gebäude auf paranormale Phänomene untersuchen zu lassen. Dazu holen sie sich Hilfe bei den Eheleuten Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga), international bekannten Psi-Wissenschaftlern und Dämonologen. Schon bei ihrer Ankunft auf dem Grundstück der Perrons spürt Lorraine, dass dort eine Macht wirkt, die hasserfüllter und gefährlicher ist als alles, was sie und ihr Partner jemals erlebt haben. Trotzdem beginnen die Spezialisten für das Paranormale mit ihren Nachforschungen - und erlangen bald Gewissheit: Dies ist der schwierigste Fall ihrer Karriere. Er bringt schließlich alle Beteiligten an ihre Grenzen und darüber hinaus...

James Wan ist seit dem Revival des Torture-Horrors ein Phänomen. Seine günstig produzierten Horrorfilme sind jedesmal ein Garant für einschlagenden Kassenerfolg. Der Grund dafür ist einfach, denn Wan hat ein gutes Händchen für düstere Bilder, effektive Jump-Scares und seine Schauspielerführung ist bemerkenswert. So verwundert es auch nicht, dass "The Conjuring" in all diesen Disziplinen brilliert. Wie in klassischen Horrorfilmen üblich, steigt das Grauen immer weiter an, bis es sich in einem schaurigen Finale entlädt. Zu Beginn sind es seltsame Geräusche, blaue Flecken und stehen gebliebene Uhren. Doch später gibt es den ganz großen Terror. James Wan bleibt den klassischen Pfaden treu und verfeinert diese mit einigen ungewöhnlichen Kamerafahrten und einer düsteren Beleuchtung. Auch in Sachen Jump-Scares hat der Regisseur seine Hausaufgaben gemacht, zumal Wan immer wieder gerne mit der Erwartungshaltung der Zuschauer spielt. Gerade wenn man denkt jetzt kommt der große Schock, dann wechselt der Film die Perspektive und hinterlässt ein mulmiges Gefühl beim Zuschauer.

Mit Vera Farmiga und Patrick Wilson wurden dabei zwei fähige Schauspieler für die Geisterjäger gefunden. So wundert es auch nicht, dass die beiden für die nächsten Teile bereits den Vertrag unterzeichnet haben. Die wohl beachtlichste Leistung liegt aber bei Lili Taylor, die in "Das Geisterschloss" bereits Opfer einer Heimsuchung wurde. Ihr Charakter muss gerade in der zweiten Hälfte die wohl schlimmste Entwicklung durchmachen, doch Lily Taylor spielt das alles beklemmend realistisch und zutiefst beängstigend. Jetzt kommen wir aber zu dem Grund, warum "The Conjuring" nicht das erhoffte Meisterwerk geworden ist, als das es beworben wurde. Der große Schnitzer liegt nämlich im Drehbuch. Der Drehbuchautor vermischt nämlich zwei Fälle der Warrens, um auf der einen Seite das Leid der Familie Perron zu zeigen und um auf der Anderen die Sehnsucht der Warrens nach einem normalen Leben zu zeigen. Dabei schafft es der Autor allerdings nicht den Erzählstrang um die besessene Puppe Annabel zu einem befriedigenden Ende zu führen. Gerade deswegen fehlt oftmals ein solider Erzählrythmus, denn während beim Handlungsstrang der Perrons die Spannung immer weiter steigt, so sind die Szenen bei den Warrens eher zurückhaltend.

Dies fällt noch schlimmer ins Gewicht, wenn man bedenkt, dass beide Fälle nur vage miteinander verbunden wurden. Der weitaus größere Schnitzer ist allerdings die fast schon freche Art und Weise, in der James Wan von den großen Klassikern des Horrorfilms zitiert. Zwar gibt es immer wieder eigene verspielte Einfälle, aber eine unschuldige Familie, die in ein verfluchtes Haus zieht, hat man bereits zu oft gesehen. Dazu gesellen sich deutliche Anliehen bei "Der Exorzist" , "Die Vögel" und anderen Klassikern, die den Eindruck erwecken, dass den Mitarbeitern bei diesem Projekt die Ideen ausgegangen sind. Zudem stilisiert der Regisseur die Warrens fast schon zu Helden, obwohl die Realität eine kritischere Auseinandersetzung verlangt hätte. Doch auch wenn man das alles kritisieren könnte, so muss man dem Regisseur zugute halten, dass er es jedesmal schafft, die Spannung ins Unermessliche zu steigern. Zwar ist "The Conjuring" weniger gruselig und kreativ als Wans Vorgängerwerk "Insidious" und auch den direkten Vergleich mit Scott Derricksons Meisterwerk "Sinister" verliert "The Conjuring" ganz klar, doch wer sich mal wieder solide gruseln möchte, der sollte sich "The Conjuring - Die Heimsuchung" nicht entgehen lassen.

Fazit : "The Conjuring" bringt wenig innovatives, schafft dabei aber trotzdem eine beachtliche Atmosphäre. Leider verzettelt sich James Wan das ein oder andere mal bei der Handlung und bei der Darstellung der beiden Hauptcharaktere. So bleibt im Endeffekt ein solider Horrorfilm, der sein Werbeversprechen nicht vollends halten kann.

Bewertung :



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