Dienstag, 24. Dezember 2013

Filmkritik : "Saving Mr. Banks"

Walt Disney hat mit seinen Filmen und Figuren die Kindheit von so vielen Menschen weltweit geprägt, dass es längst abzusehen war, dass eine solche Erfolgsgeschichte bibliografisch aufgearbeitet werden muss. Doch anstatt sich einzig und allein auf das Leben des umstrittenen Ausnahmetalents zu stürzen, nahmen sich die Produzenten von "Saving Mr. Banks" vielmehr eine einzige wichtige Etappe zu Herzen. Mit "Mary Poppins" kam nämlich in den 70ern der Klassiker der Kinderstuben schlechthin in die Kinos und dahinter verbirgt sich allerdings auch eine ganz besondere Geschichte. Diese herzerwärmende Geschichte über die Verarbeitung von Traumata und über eine Freundschaft zweier unterschiedlicher Menschen ist der wohl beste Disney Realfilm seit Langem !

1940 verspricht Walt Disney (Tom Hanks) seinen beiden Töchtern einen Film über Mary Poppins zu realisieren. Dazu muss er sich mit P.L. Travers (Emma Thompson), der Autorin des Original-Romans, einigen. Nach jahrelangen Verhandlungen reist Travers 1961 schließlich von London nach Hollywood, um mit Disney über dessen Vorhaben zu sprechen. Doch es stellt sich heraus, dass Travers kaum bereit ist Kompromisse bei der Adaption ihres Romans einzugehen. Denn während Walt an ihrer Starrköpfigkeit verzweifelt, stellt sich heraus, dass Travers enger mit ihrer Geschichte verbunden ist, als gedacht. Marry Poppins kam nämlich nicht, um die Kinder in der Geschichte zu retten, sondern den unsensiblen Mr. Banks zu befreien, die Figur, die auf Travers früh verstorbenem Vater Goff (Colin Farrell) basiert. Zusammen mit Walt begibt sich Travers mit der Neuinszenierung ihres Werkes auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit.

"Saving Mr. Banks" beginnt verwirrend. Ständig wechselt das Geschehen zwischen Kindheit und Gegenwart von P.L.Travers. Erst nach und nach erkennt man die Zusammenhänge und versteht, warum die "Mary Poppins" - Bücher so sind wie sie sind. Sobald Travers auf Walt Disney höchstpersönlich trifft, beginnt sich in ihr etwas zu verändern und aus der anfangs gefühlskalten Dame wird eine lebenslustige Frau. Die Original-Tonbandaufnahmen aus den Walt Disney Studios standen Pate für die amüsanten Dialoge während der Vorbereitung zur Verfilmung und generell fühlt sich der Film äußerst authentisch an. Das liegt zum Einen an der tollen Ausstattung des Films, die die 70er Jahre gekonnt auf die Leinand zaubert und zum Anderen auch an der perfekten Besetzung.

Liest man sich durch die Darstellerliste trifft man auf bekannte Namen, wie Paul Giamatti (als liebevoller Chauffeur), Colin Farell (als fürsorglicher und träumerischer Vater) oder auch Tom Hanks, der Walt Disney höchstpersönlich verkörpern darf. Dafür hat er augenscheinlich ein paar Pfunde zugelegt. Sein Walt ist eine liebevolle Figur, die sich um andere sorgt und vor allem seine und die Kinder auf der ganzen Welt glücklich sehen will. Da mag man angesichts der Gerüchte, die man hier und da hört dem Film ein wenig Euphemismus vorwerfen, denn antisemitische Äußerungen und die Tatsache, dass sich Walt Disneys Leiche nicht auf einem Friedhof befindet, sondern eingefroren wurde, weil Walt Disney sich das wünschte, lassen den Strahlemann etwas weniger glänzen. Aber das ist kein Unding, denn schließlich will "Saving Mr. Banks" an vorderster Stelle Berühren und zum Nachdenken anregen, was angesichts des schicken Inszenierung und des cleveren Drehbuchs auch gelingt.

In warmen Farbtönen gehalten, erscheint P.L. Travers Kindheit, wie ein wunderschöner Traum, ohne jedoch kitschig zu werden, denn in dieser Familie ist leider bei weitem nicht alles Gold, was glänzt.
Nach und nach wird das Bild der idyllischen Familie dekonstruiert und es zeigt sich der dramatische Kern der Geschichte. Als absoluter Glücksfall erweist sich dabei die Besetzung der Autorin mit der wunderbaren Emma Thompson. Thompson liefert die Verwandlung glaubhaft ab und wirkt durch und durch sympathisch mit ihrer nicht immer charmanten Art. Schon allein ihre Darstellung macht den Film sehenswert und man darf gespannt sein, ob da nicht vielleicht wieder eine kleine goldene Statuette dabei herausspringt.

Fazit : "Saving Mr. Banks" ist eine liebevolle Tragikomödie, die nicht nur an die eigene Kindheit erinnert, sondern dank toller Schauspieler, grandiosem Drehbuch und einer wunderbaren Inszenierung ein interessantes Stück Geschichte aufarbeitet.
Kleiner Tipp : Unbedingt beim Abspann sitzen bleiben !

Bewertung :

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