Donnerstag, 14. Juli 2016

Filmkritik: "Independence Day: Wiederkehr"


20 Jahre ist es nun her, als in "Independence Day" gnadenlose Aliens unsere Welt angegriffen haben.
Roland Emmerich inszenierte damals einen zwar arg platten, aber immerhin sehr spaßigen Film, der gerade wegen seinem augenzwinkernden Humor zum Kulthit avancierte und Will Smith zu großem Erfolg verhalf. 20 Jahre später also kommt nun "Independence Day: Resurgence" (diesmal ohne Will Smith), der nur der zweite Teil einer Trilogie sein soll. Emmerich konzentriert sich in der Fortsetzung vorrangig auf seine Kerndisziplinen und zerlegt unseren schönen Planeten wieder in alle erdenklichen Einzelteile. Erzählerisch hat der Regisseur allerdings auch nach 20 Jahren immer noch nichts dazugelernt und so bleibt "Independence Day: Resurgence" ein weitgehend unfreiwillig komischer Nostalgietrip, der mit einem geschätzten Budget von gut 200 Millionen Dollar so ziemlich alle produktionstechnischen Grenzen sprengt.

Liam Hemsworth macht als Held des Films eine ordentliche Figur
 Vor 20 Jahren griffen Aliens die Erde an und versuchten den Erdkern anzubohren. Dieses Vorhaben konnte allerdings in letzter Sekunde unterbrochen werden. In der Gegenwart angekommen haben sich die Menschen der Welt nun zusammengeschlossen und die Alientechnik für sich angepasst. Doch die trügerische Sicherheit weicht schnell Panik, als ein neues Mutterschiff am Himmel auftaucht. Der Forscher David (Jeff Goldblum) und eine Gruppe von ausgebildeten Kampfjetpiloten, darunter Jake Morrison (Liam Hemsworth) und Hillers Sohn Dylan (Jessie Usher), versucht mit aller Kraft das Schiff zu zerstören. Doch inmitten des riesigen Schiffes wartet ein weiterer unberechenbarer Gegner......

Man mag es kaum glauben, aber ganze fünf (!!!) Autoren waren an der Drehbuchentwicklung beteiligt. Zu sehen ist davon im kompletten Film allerdings nicht viel. Die Geschichte wirkt oftmals schwach konstruiert, riesige Logiklücken klaffen an allen Ecken und Kanten (hier ist nicht die Rede von Realismus, sondern von innerer Logik) und die Charaktere sind allesamt blass und klischeehaft. Zudem wird die eigentlich simple Geschichte um den Vergeltungsschlag der Aliens unnötig verkompliziert. Fast alle Charaktere aus dem Vorgänger bekommen ihren eigenen kleinen Handlungsstrang, der aber oftmals nur lieblos abgehakt wird. Zwar wird das alles immer mit einem Augenzwinkern präsentiert und auch der Humor stimmt an vielen Stellen, doch das alles täuscht nicht über den vielen Leerlauf hinweg. Eigentlich tragische Szenen wirken dazu im Effektegetümmel geradezu unspektakulär und wirken dank dämlicher Dialoge noch lächerlicher.
Was vor 20 Jahren sympathisch und herrlich trashig wirkte, ist in der heutigen Zeit nach unzähligen ähnlich gelagerten Blockbustern einfach nur noch langweilig und anstrengend.


Einige Szenen sind durchaus spektakulär

"Independence Day: Wiederkehr" macht eigentlich immer dann am meisten Spaß, wenn Jeff Goldblum als durchtriebener Wissenschaftler zu sehen ist oder wenn Emmerich der Zerstörung freien Lauf lässt und die Kinoleinwand in einen gigantischen Trümmerhaufen verwandelt. Die Effekte sind einwandfrei und toll anzusehen. Zudem sorgt der 3D-Effekt in einigen Weltraumschlachten für wohlige Schreckmomente, wenn eines der Schiffe plötzlich auf den Zuschauer zurast. Passend dazu dröhnen die Geräusche und der bombastische Soundtrack dank Dolby Atmos jederzeit glasklar aus den Boxen. Generell empfiehlt es sich den Film in einem hochwertig ausgestattenen Kino anzusehen, denn nur so macht er im Endeffekt auch Spaß. Doch auch bei der Zerstörungsorgie zeigen sich mittlerweile Abnutzungserscheinungen. Dabei hatte Emmerich mit Filmen wie "Anonymus" oder auch in seinem kürzlich erschienenen Schwulendrama "Stonewall" bereits beweisen, dass er auch gediegener inszenieren kann. Hier kopiert er allerdings oftmals Szenen aus seinem trashigen Machwerk "2012". Wenn ein futuristisches Flugzeug durch das zerstörte London fliegt und ringsherum die Häuser auf das Flugzeug niederprassen, dann erinnert das nicht nur auf dem Papier an "2012". Zudem wirken viele Szenen aus anderen Filmen zusammengeklaut: Das Design der Aliens erinnert einmal mehr an den Klassiker "Alien", die Erkundung des Raumschiffes lässt kurzzeitig "Prometheus" mit seinen kühlen und blaustichigen Bildern aufleben und die Weltraumschlachten erinnern mit ihrem gemäßigten Schnitt und Inszenierung oftmals an "Star Wars".

Ridley Scotts "Prometheus" lässt grüßen
Ein Blick auf die Darsteller führt dann ebenfalls zu Kopfschütteln, denn hier werden viele tolle Darsteller nahezu verheizt. Während Jeff Goldblum noch einigermaßen sympathisch durch die Gegend gehetzt wird, fällt gerade Charlotte Gainsbourgs Auftritt viel zu blass aus. Die talentierte Mimin kann gegen ihren flachen Charakter leider nur selten ankämpfen und geht so im Geschehen weitestgehend unter. Positiv hingegen fällt Liam Hemsworth auf. Der jüngere Brüder von "Thor-" Star Chris Hemsworth avanciert zum sympathischen Helden, der mit flotten Sprüchen und Lässigkeit einiges an Land gewinnt. Zwar kommt er damit nicht an Will Smiths Figur aus dem Vorgänger heran, aber Hemsworth trägt viel dazu bei, dass der Film nicht glänzlich auseinanderbricht. Komplett blass dagegen bleibt ironischerweise Jessie Usher, der als Sohn von Captain Steven Hiller (Will Smith), mit dem Verlust seines Vaters zu kämpfen hat. Seine Rolle wird vom Drehbuch stark vernachlässigt und so hinterlässt auch dieser Darsteller keinen bleibenden Eindruck. Die beiden heimlichen Helden finden sich dagegen beim herrlich verrückten Dr. Brakish Okun (Brent Spiner) und seinem liebevollen Partner. Die beiden sorgen nicht nur für einige humorvolle Szenen, sondern bringen auch erstmals das Thema Homosexualität in einen derart großen Blockbuster. Der ebenfalls homosexuelle Roland Emmerich sorgt damit tatsächlich kurzzeitig für frischen Wind.

Fazit: Wie man trashige Alienaction sehr unterhaltsam inszeniert, zeigte Guillermo del Toro vor wenigen Jahren in "Pacific Rim". "Independence Day: Wiederkehr" ist dagegen nach 20 Jahren ein mehr als unnötiges Sequel zu einem Kultfilm, das höchstens für einen bierlastigen Filmabend mit Freunden zu empfehlen ist. Ein Fall für den Award "Actiongurke des Jahres"!

Bewertung:
Das Jahr ist zwar erst zur Hälfte vergangen, aber im Moment ist diese Auszeichnung mehr als angebracht.