Samstag, 16. November 2013
Filmkritik : "Ender´s Game"
Die Ausbildung zum Soldaten kann gerade in Amerika hart sein. Hier gibt es Drill, knallharte Disziplin und sportliche Höchstleistungen. Dass dabei die Psyche des Menschen auf der Strecke bleiben kann, zeigt Regisseur Gavin Hood eindrucksvoll in der Buchverfilmung des Klassikers "Ender´s Game". Hier müssen sich bereits Kinder, dem Druck des Militärs stellen und das ohne Rücksicht auf Verluste.
In der nahen Zukunft wird die Erde von den Formics attackiert, einer feindlichen Alien-Rasse. Ohne den legendären Flotten-Kommandanten Mazer Rackham (Ben Kingsley) wäre schon längst alles verloren. In Vorbereitung auf den nächsten Angriff der insektenartigen Außerirdischen sucht der hochangesehene Colonel Graff (Harrison Ford) für das Militär nach den talentiertesten Kindern, die in den Kampf gegen die Feinde aus dem All ziehen könnten. Ein schüchterner, aber strategisch brillanter Junge namens Ender Wiggin (Asa Butterfield) wird aus der Schule genommen, um der Eliteeinheit beizutreten. Beim militärischen Training meistert er unglaublich schwierige Kriegsspiele und gewinnt bald den Respekt seiner Mitstreiter. Graff sieht in Ender die neue große Hoffnung für seine Armee. Auf der Kommandanten-Schule bildet schließlich Mazer Rackham persönlich den Jungen weiter aus: Ender soll die Soldaten in eine epische Schlacht führen, die das Schicksal der Erde und der menschlichen Rasse bestimmen wird...
Nach den kommerziell erfolgreichen Jugendbuchverfilmungen "Die Tribute von Panem", "Twilight" und "Percy Jackson", kommt mit "Ender´s Game" der nächste hochbudgetierte Blockbuster. Allerdings verhält sich auch hier, wie bei den Tributen, denn "Ender´s Game" setzt zwar auf spektakuläre Schauwerte und reichlich Action, im Mittelpunkt steht aber das Leben des Jungen Ender, der nicht nur ein Genie zu sein scheint, sondern auch noch die letzte Hoffnung der Menschheit darstellt. Doch anstelle von Gehorsam bleibt Ender standhaft und bleibt seinem Charakter treu. Trotz aller Härte lässt sich der Kleine nie aus dem Konzept bringen. Doch mit der Zeit fällt es ihm immer schwerer, den Befehlen des Colonel zu widerstehen, was ihn am Ende zu der schlimmsten Tat seines Lebens verführt. Gavin Hood zeichnet Enders Entwicklung in spannenden Bildern nach. Die Trainingsduelle sind spannend inszeniert und die Special-Effects sind definitiv State of the Art.
Doch trotz aller visueller Schmankerl sind es die grandiosen Schauspieler und die packende Geschichte, die den Film sehenswert machen. Ender wird dabei von Asa Butterfield verkörpert, der in Martin Scorseses "Hugo Cabret" bereits sein Schauspieltalent unter Beweis stellen durfte. In "Ender´s Game" zeigt er Ender als sympathischen, aber auch zerbrechlichen Jungen, der als Spielball der Militärsmächte zugrunde zu gehen scheint. Ihm zur Seite steht die bezaubernde Oscargewinnerin Hailee Steinfeld, die als Petra Arkanian ebenfalls gute Leistungen erbringt. Diese beiden Jungdarsteller behaubten sich wacker gegen die Schauspielurgesteine Harrison Ford und Ben Kingsley, die im Film mehr oder weniger die Gegnerrolle einnehmen. So ist "Ender´s Game" nicht nur ein spektakulärer Blockbuster, sondern kritisiert zudem auf spannenden und intensive Art und Weise das Militärtum.
Fazit : "Ender´s Game" ist perfektes Blockbusterkino mit Hirn !
Bewertung :
Filmkritik : "You´re Next!"
Wer bei dem Poster von "You´re Next!" zunächst an eine Kopie von "The Purge" denkt, der sollte vielleicht wissen, dass Adam Wingards herrlich ironisches Splatterfest bereits vor zwei Jahren auf einigen Filmfesten seine Uraufführung feierte. Damals konnte der Film die Zuschauer begeistern und es gab Standing Ovations zu Hauf. Dennoch dauerte es weitere zwei Jahre, bis man das Werk endlich auch in den normalen Kinos begutachten konnte, aber das Warten hat sich definitiv gelohnt ! Adam Wingard führt uns durch ein Familientreffen, das schwarzhumoriger und spannender nicht sein könnte.
Die Davison-Familie ist genauso reich wie dysfunktional. Als die gesamte
Sippe in einem mondänen Landhaus zusammenkommt, um den Hochzeitstag der
Eltern zu feiern, bringt Crispian (AJ Bowen) zum ersten Mal seine neue
Freundin Erin (Sharni Vinson) mit – natürlich nicht ohne sie zu warnen,
dass die Dinge aus dem Ruder laufen könnten, da man sich in der Familie
leidlich hasst. Doch was dann geschieht, übertrifft die schlimmsten
Befürchtungen: Während sich Crispian in einer handfesten
Auseinandersetzung mit seinem Bruder Drake (Joe Swanberg) befindet,
segeln plötzlich Armbrust-Pfeile durch die Fenster auf die
Festgesellschaft nieder. Die Familie wird aus dem Hinterhalt attackiert
und die Intention der unbekannten Angreifer ist schnell klar: Am Ende
dieser Nacht soll der gesamte Davison-Clan tot auf dem Boden liegen.
Doch nicht alle Familienmitglieder sind so wehrlos, wie es auf den
ersten Blick scheinen könnte...
Bereits der Beginn ebnet den Weg für die weitere Richtung des Films, denn gerade anfangs wirken die Kabbeleien der einzelnen Familienmitglieder herrlich erfrischend und witzig. Hier werden die zwei kleinen Brüder schamlos vom Älteren gemobbt, der nicht nur von sich selbst überzeugt ist, sondern auch noch die hübscheste (aber nicht schlagfertigste!!!) Freundin mit an den Start bringt. Den Kontrast dazu bildet die verängstigte und von Selbstzweifeln zerfressene kleine Schwester, die sich in ihrer Haut nicht nur unwohl fühlt, sondern auch von den eigenen Geschwistern müde belächelt wird. Wingard hat hier eine nette Kombination geschaffen und zeigt eine Familie, die "verkorkster" nicht sein könnte. Für Horrorfanatiker dürfte bereits jetzt ins Auge stechen, dass Ti West, Regisseur von Independent Meisterwerken wie "The Innkeepers" eine kleine Rolle als Filmemacher ergattern konnte. Auch hier kommt zu einem ganz netten Wortgefecht zwischen großem Bruder und Freund der Schwester.
Nach diesem gemütlichen Einstieg dauert es aber auch nicht lang, bis die ersten Toten auftauchen. Auch hier spielt der Regisseur gekonnt mit schwarzhumorigen und schockierenden Elementen. Zwar sind die Splatterelemente gelungen und kreativ konstruiert, aber sie allesamt stehen meist in einem herrlich ironischen Kontext, der dem Film fast schon eine satirische Note verleiht. Wer seine Familie also noch nie leiden konnte, sollte von vornherein eine Karte lösen. Er wird überrascht sein, welche fiesen Fantasien Menschen aufgrund von Hass entwickeln *zwinker* . Kreativ ist auch die Geschichte, die sich aus dem Familientreffen entwickelt. Einige Wendungen sind zwar vorhersehbar, aber das Ende hätte besser und "schlagkräftiger" nicht sein können. Dazu muss man auch noch die Schauspieler positiv hervorheben. Zwar spielen hier allesamt unbekannte Mimen mit, aber keiner leistet sich hier einen größeren Fauxpas. Zudem gibt es auch in "You´re Next!" ein wahres Naturtalent zu bewundern. Während es in "Evil Dead" Jane Levy war, die den Film aufgrund ihres faszinierenden Schauspiels trug, ist es hier nun Sharni Vinson, die als Erin wirklich alle Register zieht.
Fazit : "You´re Next!" ist ein dreckiger kleiner Genrebeitrag, der mit seinem schwarzen Humor, seinen tollen Darstellern und einer gekonnten Inszenierung die Horrorfans überzeugen wird.
Bewertung :
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