Mittwoch, 2. Oktober 2013

Filmkritik : "Lost Place 3D"

 

Das deutsche Genrekino ist mittlerweile ziemlich in der Versenkung verschwunden. Dabei gab es gerade in den letzten Jahren immer wieder tolle und vor allem kreative Beiträge aus unserem Lande. Vor allem im Bereich der Science-Fiction setzte z.B. ¨Hell¨ im vorletzten Jahr einen kleinen Marker für das deutsche Filmtum. Da fällt es umso schlimmer auf, das der Großteil der deutschen Produktionen sich auf Schweigersche Komödien und anspruchsvolle Dramen beschränkt. Zwar existieren gerade im letzteren Bereich tolle Beiträge, aber wenn ein deutscher Regisseur einen Horrorfilm mit einer unverbrauchten Grundidee ins Kino bringen möchte und noch dazu in real gedrehtem 3D und Dolby Atmos, dann ist das nicht nur ambitioniert, sondern ebenfalls schwierig, muss man im unserem Land doch mit einem wesentlich kleineren Budget zurechtkommen als in den USA. Umso erstaunlicher ist es dann, das das Endergebnis produktinstechnisch ein kleines Meisterwerk geworden ist, erzählerisch aber deutliche Schwächen aufweist.

Der 17-jährige Daniel (François Goeske) lernt in einem Internetchat die gleichaltrige Elli (Jytte-Merle Böhrnsen) kennen. Beide begeistern sich für Geocaching, eine Art elektronischer Schatzsuche, bei der man Rätsel lösen und mit Hilfe eines GPS-Gerätes Koordinaten ermitteln muss, die den Weg zu einem "Schatz" weisen. Zur ersten gemeinsamen Schatzsuche bringt Daniel seinen Kumpel Thomas (Pit Bukowski) mit. Elli hat ihre Smartphone-fixierte Freundin Jessica (Josefine Preuß) an ihrer Seite. Ihre Schatzsuche führt die vier Teenager in den scheinbar endlosen Pfälzer Wald. Doch der idyllische Herbsttag findet ein abruptes Ende, als ein mysteriöser Mann (Anatole Taubman) im Strahlenschutzanzug auftaucht. Seinen Warnungen vor einer unsichtbaren Gefahr in diesem Teil der Wälder wollen die vier keinen Glauben schenken. Erst als Jessica plötzlich verschwindet, eskaliert die Situation. Ob der zwielichtige Mann hinter Jessicas Verschwinden steckt oder ob noch eine weitaus größere Bedrohung existiert, wissen die Freunde nicht. Entgegen der Warnungen machen sich die Jugendlichen auf die Suche nach ihrer Freundin und stoßen in den Tiefen des Waldes auf eine ehemalige geheime Militäranlage, aus deren Mitte sich ein gewaltiger Funkturm in pulsierendem Licht erhebt...

Im Gegensatz zu vielen anderen Genrekollegen wurde "Lost Place" tatsächlich mit demselben Kamerasystem gedreht, mit dem bereits James Cameron sein Meisterwerk "Avatar" inszenierte. Trotz weniger effekthascherischen Pop-Outs merkt man das dem Film allerdings jederzeit an, denn die Tiefenschärfe ist beeindruckend und gerade lästige Unschärfen, die oftmals beim nachträglichen konvertieren auftreten finden sich nicht einmal ansatzweise. Und das ist auch gut so, denn sonst wären die wirklich tollen Aufnahmen völlig umsonst gewesen. Regisseur Thorsten Klein spielt gekonnt mit Licht und Schatten und setzt die spärlichen Special-Effects im richtigen Moment ein. Der wirkliche Star in dieser Produktion ist aber der "Dolby Atmos" - Ton. Zwar gibt es weltweit erst 50 Filme, die diese neue Technik unterstützen und nur wenige Kinos, aber wer die Möglichkeit bekommt den Film damit zu sehen, sollte nicht zögern, denn die Töne klingen erstaunlich realistisch in den Raum platziert und unterstützen die hervorragende visuelle Gestaltung des Streifens. Bild und Ton in Perfektion und das aus Deutschland.

Leider waren das auch die größten Stärken des Films, denn gerade auf erzähltechnischer Ebene ist "Lost Place" im besten Falle durchwachsen. Zwar ist die Grundidee des Geocaching sehr intelligent und wird gerade durch das Ende in ein beängstigendes Licht gerückt, aber dazwischen herrscht gähnende Langeweile. Das große Problem liegt dabei nicht unbedingt an den wenig markanten Charakteren, die allesamt nur wenig mehr als Stereotypen repräsentieren, sondern vielmehr am Fehlen eines Bösewichts. Die ständig auftretende Strahlung sorgt zwar dank kluger Tontechnik und kleineren Drehbuchkniffen für Spannungsspitzen, aber eigentlich passiert nichts weiter, als dass die beiden Hauptprotagonisten Daniel & Elli, die zudem noch eine gestelzt wirkende Liebesgeschichte überstehen müssen, durch leere Räumlichkeiten stampfen. Zwar sind die dunklen Gänge des Bunkers inszenatorisch ein Hochgenuss, aber abseits davon bleibt das Geschehen stets langweilig. Es fehlt schlicht an einem greifbaren Antagonisten. Dieser Part wird zwar streckenweise vom undurchsichtigen Anatole Taubman übernommen, der seinen Strahlungsforscher überzeugend mysteriös darstellt, aber um den ganzen Film zu tragen, hätte dieser mehr Leinwandzeit benötigt

So schwach "Lost Place" stellenweise aber auch ist, so engagiert versuchen sich die deutschen Jungdarsteller daran ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Am besten gelingt das Josefine Preuß, die gekonnt die Egozentrik von Jessica wiedergibt. Ihr Charakter ist es auch, der eine der unvorhersehbarsten Szenen überhaupt abliefert und somit einen der wenigen Höhepunkte abliefert. Deutlich übers Ziel hinausgeschossen ist dagegen Pit Bukowski, der Thomas dank übertriebener Jugendsprache zum wandelnden Klischee verkommen lässt. Da schlagen sich die beiden Hauptdarsteller Francois Goeske und Jytte-Merle Böhrnsen schon besser, aber gegen die schwache Charakterzeichnung kommt auch ihr Spiel nicht an.

Fazit : Was am Ende übrig bleibt, ist leider zwispältig, denn einerseits überzeugt die Inszenierung mit tollen Bildern und einer hervorragenden Soundkulisse in Dolby Atmos, aber andererseits wurde die kreative Grundidee nur schwach ausgearbeitet. Hoffentlich war das nicht der letzte kreative deutsche Beitrag in diesem Filmgenre......

Bewertung :

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