Samstag, 27. Juli 2013

Filmkritik : "Imaginaerum by Nightwish"


Die Kombination aus Film und Musik spielt im Kino eine außerordentlich große Rolle oder was wäre "Herr der Ringe" ohne Howard Shore, "Avatar" ohne James Horner und "Inception" ohne den berühmten Hans Zimmer. Nicht vergessen darf man dabei, dass die Musik erst nach dem Bildmaterial entsteht. Bei "Imaginaerum" liegt die Sache dagegen komplett anders, denn vor einigen Jahren kam "Nightwish"-Bandmitglied Toumas Holopainen eine Geschichte in den Sinn, die die komplette Band letztendlich auf dem gleichnamigen Album "Imaginaerum" erzählt. Freilich sprechen manche Lieder mehr als tausend Bilder, aber in diesem Fall entschied man sich den finnischen Regisseur Stobe Harju ins Boot zu holen und mit einem Budget von unter 5 Mio. € ein Fantasydrama zu inszenieren, das die tragische Geschichte des Musikers und Poeten Thomas Whitman erzählt. Was sich als extrem schwierig anhört, wurde dabei allerdings von allen Beteiligten mit Bravour gemeistert. "Imaginaerum" ist eine der besten Independent und Genre-Produktionen der letzten Jahre !

Tom Whitman (Francis X. McCarthy), ein alternder Komponist, leidet unter schwerer Demenz. Immer wieder hat er Erinnerungslücken und kann sich plötzlich nicht mehr an vertraute Personen erinnern. Er ist bereits seit vielen Jahren krank und erinnert sich nicht mehr an sein Leben als Erwachsener, lediglich die Erinnerungen seiner Kindheit sind ihm geblieben. So reist er als zehnjähriger Junge (Quinn Lord) durch seine eigene Fantasie. Während Tom langsam ins Koma abdriftet, versucht seine Tochter Gem (Marianne Farley), sich dem ihr über die Jahre fremd gewordenen Vater wieder etwas anzunähern. Da jedoch die Hindernisse - Toms Koma und sein bevorstehender Tod - übermächtig sind, ist seine Tochter am Verzweifeln. Doch durch die dunkelsten Geheimnisse ihres Vaters entdeckt Gem einen Weg, der es ihr vielleicht ermöglicht, Tom wiederzufinden...

Das selbst mit kleinem Budget großartige Werke entstehen können, zeigt sich bereits am hochwertigen Bild und natürlich am perfekt eingespielten Soundtrack. Stobe Harju kleidet das teiftraurige Drama in sehr düstere, aber gleichzeitig atemberaubend schöne Bilder. Selbst die CGI-Effekte brauchen sich nicht zu verstecken. Diese sind natürlich nicht vergleichbar mit großen Hollywoodproduktion, aber die Bildkompositionen sind clever durchdacht. Die neuaufgenommenen "Nightwish"-Titel geben dabei eine hervorragende Klangkulisse für das bunte Treiben auf der Leinwand ab. Selbst auf der DVD ist die Qualität dieser Musikaufnahmen ausgesprochen klar und gleichzeitig kräftig. Man merkt, dass hier eine professionelle und alteingesessene Truppe am Werk war. Doch neben der tontechnischen Qualität sind es vor allem die verzaubernden Melodien und magischen Klänge, die aus den Boxen kommen. Selten fand ein Film eine derart gute Abstimmung zwischen Bild und Ton.

Dazu gesellt sich eine Geschichte rund um Reue, Tod, Schuldgefühle und Traumata. Holopainen erzählt davon anhand von Thomas Whitman, der sich auf die Reise macht, sein Leben in geordnete Bahnen zu bringen, bevor der Hauch des Todes nach ihm greift. Die Erzählung ist sicherlich nicht, wie das FSK-Cover uns weis machen will, ab 12 Jahren geeignet, denn hier geht es um tiefgründige, poetische Fragen des Lebens, die ein Kind in derartigem Alter sicherlich noch nicht ganz verstehen kann. Für die leider viel zu kurzen 82 Minuten Laufzeit wurde die Geschichte allerdings hervorragend ausgearbeitet und liefert keinerlei Langweile. Im Gegenteil : Einige Szenen gehen durchaus an die Nieren und stimmen nachdenklich. Alles perfekt also ? Nein, nicht ganz. Wie bereits angesprochen ist "Imaginaerum" , wahrscheinlich aufgrund des knappen Budgets, etwas zu kurz geraten. Zwar werden alle wichtigen Thematiken und Konflikte angesprochen, doch einige Details werden verschwiegen, so z.B. bleiben sowohl Gems Mutter, als auch Thomas Mutter nicht weiter als undetaillierte Erzählungen. Das Ganze liegt allerdings nicht ganz so schwer im Magen, wie die ein oder andere holprige Dialogzeile. Gerade die Gespräche zwischen Gem und Thomas Whitmans Bandkollegin Ann wirken manchmal gestelzt. Solche Kleinigkeiten fallen aber nur gering ins Gewicht, vor allem weil die schauspielerischen Leistungen als gelungen bezeichnet werden können.

Fazit : Das Gesamtwerk "Imaginaerum" ist ein nachdenkliches Meisterwerk mit viel Herz und Seele.
Wenn engagierte Musiker auch solche Filmprojekte stemmen können, dann sollten das ruhig auch noch andere versuchen oder was haltet ihr von einem "Blind Guardian" - Epos.......

Bewertung :

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