Sonntag, 4. August 2013
Filmkritik : "Pacific Rim"
Was haben wir "Hobbit"-Fans nicht gejammert, als der talentierte Regisseur Guillermo del Toro vom Peter Jackson - Projekt als Regisseur absprang. Der Mexikaner, der mit "Pans Labyrinth" und der "Hellboy" - Reihe zwei meisterhafte Fantasyprojekte stemmte, wollte sich lieber um ein anderes, ihm wichtigeres Projekt kümmern namens "Pacific Rim". Der erste Trailer ließ viele sprachlos zurück. Mit Power Rangers, die zusammen mit Godzilla auf Weltzerstörungstournee gehen hat man bei diesem Regisseur wirklich nicht gerechnet. Aber del Toro wäre nicht del Toro, wenn sich das Ganze nicht doch vom Krawallblockbustertum abheben würden. Und siehe da : Mit "Pacific Rim" veranstaltet der Regisseur ein voller liebevoller Details steckendes Actionfeuerwerk der Gigantonomieklasse inklusive anprechender Story und Charaktere.
Eine außerirdische Invasion völlig unerwarteten Ursprungs bricht über die Menschheit herein: Nicht aus dem All kommen die Feinde, sondern aus den Tiefen des Pazifischen Ozeans. Die monströsen Kreaturen, auch Kaiju genannt, attackieren weltweit Küstenstädte und dabei kommen Millionen von ums Leben. Um die Kaiju zu besiegen, entwickeln Wissenschaftler überdimensionale Maschinen namens "Jaeger". Jeweils zwei Piloten müssen diese gigantischen Roboter steuern, indem sie ihre Gehirne miteinander und mit der Maschine verknüpfen. Der Pilot Raleigh Becket (Charlie Hunnam) erzielt bei der Bekämpfung der Kaiju besonders gute Erfolge und zunächst scheint es, als würde die Verteidigungsstrategie aufgehen. Doch dies ist ein Irrtum, denn die Aliens gewinnen bald erneut die Oberhand und das nicht länger erfolgversprechende Jaeger-Programm soll eingestampft werden. Einzig Marshall Stacker Pentecost (Idris Elba) glaubt noch an die Roboter und holt Becket zurück, der nach einem folgenschweren Kampfeinsatz die Einheit verlassen hat. Zusammen mit der unerfahrenen Pilotin Mako Mori (Rinko Kikuchi) soll er "seinen" Jaeger in ein letztes Gefecht führen, um die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren. Denn obwohl die Kaiju übermächtig scheinen, so gibt es doch noch eine Möglichkeit, sie zu überlisten…
Ehrlicherweise muss man dazusagen, dass bereits die Openingszene einem waschechten Showdown gleicht. Hier treffen überdimensionierte Roboter auf überdimensionierte Alienechsen. Viele Produktionen verzetteln sich in solchen Situationen oftmals beim Bombastanteil. Nicht so del Toro. Im Gegensatz dazu schaltet der Regisseur nämlich in den nächsten Minuten deutlich zurück und das ist auch gut so, denn obwohl die Actionsequenzen wirklich toll anzusehen sind, so ist es doch etwas anderes, was "Pacific Rim" besonders macht. Der Detailreichtum ist nämlich wahrlich bewundernswert. Sei es in der Story oder in der Inszenierung, der Mexikaner findet immer wieder die Zeit sich um die liebevollen Kleinigkeiten zu kümmern. Wirklich grandios ist dabei unter anderem Nebenrollen-Legende Ron Perlman, als mafiöser Fischmarktbesitzer. Hierbei sei auch erwähnt, dass man unbedingt den Abspann sehen muss, denn dort gibt es noch die ein oder andere amüsante Szene zu sehen. Außerdem finden sich in den beiden Forschern Dr. Newton Geizler und Gottlieb herrlich witzige Sidekicks. Ihre Wortgefechte befinden sich zwar immer haarscharf in der Nähe zu übertrieben nervig, aber meistens findet das Drehbuch den richtigen Moment für einen Szenenwechsel.
Dieser Detailreichtum findet sich natürlich auch in der Inszenierung. Trotz gigantischer Schlachten, in denen gefühlt die halbe Welt das Zeitliche segnet, gibt es immer wieder überraschende Easter Eggs zu begutachten, die jedem achtsamen Zuschauer sofort ein Lächeln auf den Mund zaubern. Doch neben all diesen positiven Punkten ist es vor allem das clevere Drehbuch, dass "Pacific Rim" vor der Belanglosigkeit rettet. Zwischen all dem Krachbumm finden sich nämlich immer wieder sehr intensive Szenen, die die einzelnen Charaktere näher beleuchten. Zwar ist der Plot relativ linear, aber er arbeitet die vorhandenen Charaktere und Szenen hervorragend heraus. Am besten sind dabei die Szenen, die beim sogenannten "Driften" entstehen und in denen unsere Protagonisten ihre Gedankenwelt offenbaren. Allerdings muss man in diesem Zusammenhang erwähnen, dass sich "Pacific Rim" zu keinem Zeitpunkt Ernst nimmt, weswegen man einige übertrieben heroische Szenen schlicht und ergreifend als Karikatur ansehen muss, um nicht gleich den Kopf zu schütteln. Diese Szenen bilden aber zum Glück eine Seltenheit.
Auch auf schauspielerischer Ebene ist "Pacific Rim" gelungen. Zwar wirken die hierzulande relativ unbekannten Hauptdarsteller Rinko Kikuchi als Mako Mori und Charlie Hunnam als Raleigh Becket ein ums andere Mal etwas holprig, aber im Gesamten darf ihre Leistung als zufriedenstellend gewertet werden. Schauspielerische Höhepunkte finden sich dagegen in den Nebenrollen. Wie bereits erwähnt ist Ron Perlams Hannibal Chau ein grandioser Nebencharakter. Verrückt, durchtrieben, zäh wie eine Schuhsohle und vor allem hervorragend ironisch dargestellt. Genauso verhält es sich mit den beiden fast zur Karikatur verkommenden Forschern.
Fazit : "Pacific Rim" darf getrost in einem Zuge mit "Man of Steel" genannt werden, denn Guillermo del Toro zaubert ein Actionfeuerwerk auf die Leinwand, dass trotz allem Bombasts niemals seinen Humor verliert und immer wieder liebevolle Details dazwischenschiebt.
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