Montag, 21. September 2015

Filmkritik : "Sinister 2"


Wenn es in den letzten Jahren einen Film gab, der einem wirklich das Fürchten lehren konnte, dann war das "Sinister". Scott Derricksons fieses und dreckiges Horrorfilmchen erzeugte mit seinem grandiosen Soundtrack und verstörenden Snufffilmen eine einzigartige Atmosphäre. Den Regeln Hollywoods folgend, muss also auch hier eine Fortsetzung her. Da Teil 1 in sich geschlossen ist, bestand genug Grund zum Zweifeln. Doch als klar wurde, dass Derrickson sich wieder für das Drehbuch verantwortlich zeigt und der talentierte Newcomer Ciaran Foy ("Citadel") den Regisseurposten besetzte, kam neue Hoffnung auf. Und letzten Endes ist Foys Fortsetzung auch kein  schlechter Film, aber der "Punch" und die Atmosphäre des Erstlings werden leider zu keiner Zeit erreicht.

Detektiv So & So sucht nach dem grausamen Mord immer noch nach Spuren des Dämons Bughuul. Fündig wird er dabei in einem altem Haus, das neben einer Kirche gebaut wurde, in der Schreckliches passierte. Als er den Tatort untersuchen will, entdeckt er, dass in dem eigentlich leerstehenden Haus bereits wieder eine Familie wohnt. Und So & So erkennt viel zu spät, dass die Kinder bereits dem Bösen verfallen.....

Die neuen Snufffilmchen lassen euch schnell das Blut in den Adern gefrieren !

Foy und Drehbuchautor Derrickson gehen diesmal in eine andere Richtung als beim Vorgänger und verbinden den Horror mit einem handelsüblichem Drama. Eigentlich eine interessante Idee, wären da nicht zwei klischeehafte Hauptcharaktere, die mit handelsüblichen Storyfetzen dargestellt werden. Der langsame Verfall des Hauptcharakters in den Wahnsinn in "Sinister" versprühte weitaus mehr Atmosphäre und Esprit. Dass die Mischung dennoch aufgeht liegt vor allem an Shannyn Sossamon und James Ransone. Deren Spiel wirkt sehr natürlich und verleiht dem klischeehaften Geschehen Authentizität.

Kernstück des Geschehens bilden aber die Zwillinge Robert und Dartanian Sloan, die als Collin-Geschwister nach und nach von Bughuuls Kindern zum Bösen verführt werden. Die Jungdarsteller wirken glaubhaft und schaffen mit ihrer Gegenseitigkeit einiges an Spannung. Und mit den Kindern kommt auch das zentrale Kernelement der Reihe zurück: Die Snufffilme. Bei ihrem Treffen mit Bughuuls Kindern, werden die Geschwister gezwungen sich allerlei Mordfilme anzusehen. Im Vergleich zum Vorgänger haben diese an Härte gewonnen und auch in Teil 2 wird hier mit Musik und Bild gespielt, sodass in diesen Szenen die gewohnte Atmosphäre eintritt.

Bughuul entkommt so schnell keiner

Doch Ciaran Foy setzt auch viel zu oft auf Altbewährtes. Bereits zu Beginn serviert uns der Regisseur klassische Jumpscares, die man in dieser Art und Weise viel zu oft sieht. Erst viel später baut der Regisseur auf langsam aufbauende Spannung und erreicht diese durch kreative Kameraeinstellungen und Inszenierungskniffe. Der finale Showdown überzeugt dadurch mit einer straffen Dramaturgie. Leider bricht der Regisseur diese aber auch wieder mit einem vollkommen überzogenem Schlussschocker.

Fazit: "Sinister 2" erreicht zu keinem Zeitpunkt das Niveau seines grandiosen Vorgängers. Ein ansehnlicher Horrorfilm ist es aber dennoch geworden und gerade weil die neuen Snufffilme wieder durch Mark und Bein gehen, sollten Fans des Erstlings einen Blick riskieren.

Bewertung:

Filmkritik : "Fack Ju Göhte 2"


Mehr als zwei Millionen Zuschauer am Startwochenende, ausverkaufte Vorstellungen in allen Lichtspielhäusern und eine Promotiontour, die z.B. in Nürnberg in einem absoluten Massenauflauf endete, der nur dank der Polizei gestoppt werden konnte. Das kann nur eines bedeuten : Die Fortsetzung zum Überraschungshit "Fack Ju Göhte" erreicht die Leinwand. Mit mehr als sieben Millionen Zuschauern, war Teil 1 der erfolgreichste deutsche Film 2013 und daher eine Fortsetzung beschlossene Sache. Man kann von dem Hype um Elyas und co. zwar halten, was man will, aber auch an der Fortsetzung, die ebenfalls wieder vom "Türkisch für Anfänger" - Autoren und Regisseur Bora Dagtekin inszeniert wurde, kann man wieder ordentlich seine Lachmuskeln trainieren.

Zeki Müller (Elyas M´Barek) ist nun endgültig im Lehrerdasein angekommen und fühlt sich überfordert bis zum geht nicht mehr. Da kommt es ihm gerade Recht, dass ein Teil der alten Beute in Form von Diamanten auftaucht. Der Traum einer eigenen Bar scheint nah. Leider gelangen die Diamanten aber durch ein Missgeschick nach Thailand. Doch zum Glück steht eine Klassenfahrt nach Thailand bevor, um dem Konkurrenzgymnasium die Partnerschule abzujagen. Doch dabei gerät einiges schief und das nicht nur wegen den Pennälern der berüchtigten 10b.....

Der neue Superstar am deutschen Schauspielhimmel: Elyas M´Barek

Während der Vorgänger seine Geschichte gemächlich aufbaute, geht es bei "Fack Ju Göhte 2" direkt in die Vollen. Hier folgt Gag auf Gag ohne Verschnaufpause. Dabei beweist Dagtekin auch hier wieder eine hohe Trefferquote. Zwar gibt es auch wieder eine Menge Klamauk, aber die Dialoge wissen dank guter Pointen zu gefallen. Mit dem Erreichen von Thailand zeigt sich aber, dass der Regisseur diesmal eine andere Richtung einschlägt. Während der Vorgänger noch zielsicher das Bildungssystem auseinandernahm, kümmert sich der Nachfolger mehr um die beliebten Nebencharaktere Danger, Chantal und co. Dabei gibt es Spitzen auf Problemeltern, spießige Lehrer und sogar Social Media kommt nicht zu kurz. Dagtekin versteht es einfach seinen Klamauk mit einer gehörigen Prise Herz und auch Aktualität zu verbinden.

Die Clique übernimmt in Bangkok das Ruder, nachdem Zeki zu viele Schlaftabletten erwischt hat

Dabei kommt ihm zugute, dass nahezu alle Schauspieler unglaublich sympathisch agieren. Zwar halte ich Elyas M´Barek in seiner derzeitigen Dauerbesetzung, als liebevoller Macho mit Migrationshintergrund, nicht unbedingt für den besten deutschen Schauspieler, aber in diese Rolle passt er wie der berüchtige Arsch auf den berühmten Eimer. Weitaus interessanter empfinde ich dagegegen Karoline Herfurth, deren Rolle zwar stark gekürzt wurde, aber in ihrer begrenzten Leinwandzeit, die perfekte Mischung aus Mauerblümchen und Rigorosität zeigt. Bewährt haben sich auch Maximilian von der Gröben und Jella Haase, deren Chantal diesmal mehr Profil gewinnt. Man könnte fast sagen, dass Chantal diesmal eine Hauptrolle einnimmt, was dem Film aber nicht unbedingt schadet. Zwar löst ihr dümmliches Verhalten oft Fremdscham aus, aber in entscheidenden Szenen ist man auch emotional bei ihr. Irgendwoher muss ihr Verhalten ja auch kommen.

Aavanciert zum Hauptcharakter : Jella Haase als Chantal

Die Story angelt sich dabei von einer skurillen Situation zur Anderen und ist auch nicht immer glaubwürdig. Hier hatte Teil 1 mehr zu bieten. Genauso verhält es sich auch mit der Inszenierung. Dagtekin weiß, wie er seine Zielgruppe zu bedienen hat und das geht auch mal nach hinten los. Neben dem aufdringlichen Product Placement ("Mc Dive"), gibt es wieder zahlreiche schicke Montagesequenzen unterlegt mit schmerzlosem Allerweltspop. Hier und da gibt es auch noch einen oberkörperfreien Elyas und schon sind die jungen Mädchen und ihre Mütter begeistert. Sowas nennt man Kalkül.

Fazit : Zwar ist "Fack Ju Göhte 2" maßgeschneidertes Zielgruppenkino geworden, aber die Mischung aus Humor, Emotion und einem spielfreudigem Cast funktioniert auch im zweiten Anlauf. Wer also den Vorgänger mochte, wird auch den neuesten Ableger mögen.

Bewertung :