Samstag, 30. Juni 2012

Game-Review : "Risen 2 : Dark Waters"

Teil zwei des neuen Rollenspielfranchises "Risen"
Vor rund 2 Monaten war es soweit und Deutschlands bekannte Spieleschmiede "Piranha Bytes" veröffentlichte Teil 2 der neuen Serie namens "Risen".
Während letzteres ein klassisches Fantasyrollenspiel alter Schule war, versucht sich "Risen 2 : Dark Waters" nun an einer 180 Grad Wendung und macht aber leider auch Rückschritte.


Schiffbruch mal anders

"Risen 2" startet eigentlich wie gewohnt : nämlich mit einem Schiffbruch !
Doch diesmal ist es nicht unser Held, der fast das Zeitliche segnet, sondern unsere Flamme aus Teil 1, mit dem klangvollen Namen Patty.
Deren Schiff wurde von einem gigantischen Kraken angegriffen, weswegen sie sich an den Strand von Caldera rettet, an der wir sie aufgabeln und Ungeheuerliches erfahren.
Während auf Caldera zwei befreite Titanenlords um die Herrschaft kämpfen gilt es eine andere Bedrohung zu bekämpfen, gegen die uns nur Kapitän Stahlbart helfen kann, Pattys Vater.
Diese Bedrohung nennt sich Mara, die die Meere blockiert und mit Angst und Schrecken nach Macht ringt.
Darüberhinaus scheint die weibliche Davy Jones auch nicht gerade begeistert darüber, dass die 4 Piratenlords ihr Versteck geplündert haben, weswegen ihre Wut gleich doppelt so stark ist.
Die aus ihrem Tempel stammenden Artefakte sollen unserem Helden nun im Kampf gegen das Ungetüm helfen, weswegen unsere Aufgabe darin besteht, die Piratenlords zu finden und ihnen die Beute abzujagen.
Doch vorsicht, denn einige schwarze Schafe sind nicht die, die sie zu sein scheinen !


Der Bruch mit den Gewohntem

Vergleicht man also nun mit dem Vorgänger stellt man bereits hier fest, dass diesmal deutlich mehr Mühe in die Story und in das Storytelling geflossen ist. Selbst einige atmosphärische Zwischensequenzen haben es diesmal in das Spiel geschafft und lockern das ansonsten starre, piranha-bytes typische Storytelling mehr als auf. Doch im Vergleich zu aktuellen Rollenspielblockbustern, wie dem "Witcher", sieht "Risen 2" doch sehr hölzern aus, denn es fehlt etwas an Emotionen.

Doch nicht nur bei der Story hat sich einiges geändert. Auch die Spielmechaniken haben sich grundlegend verändert.
Während man früher Lernpunkte und Gold gegen Talente eintauschen musste, reicht heute nur noch Gold und eine gewisse Stufe in den 5 Grundattributen "Voodoo", "Härte", "Gerissenheit", "Klingen", "Feuerwaffen", die allesamt nochmal in 3 Unterarten unterteilt werden.
Dieses neue System ist sehr motivierend und auch für Anfänger leicht verständlich, weswegen man diese Veränderung als Verbesserung ansehen kann, doch leider ist das nicht überall so.


Mit Ach und Krach in die Belanglosigkeit

Die Kämpfe in "Risen 2 : Dark Waters" machen nicht immer Spaß
 Nehmen wir z.B. das neue Kampfsystem. Im Grunde ein Reinfall aller erster Güte.
Zwar wurde per Patch mittlerweile das Blocken von Tierattacken erlaubt, aber das anspruchslose Grundprinzip blieb unverändert. Denn meistens reicht es stur auf den Feind zu hauen und schon wird das Gefecht zum Klacks.
Bei Gefechten gegen mehrere Gegner dreht sich der Spieß allerdings um.
Hier wird es nahezu unmöglich sich auf alle Gegner zu konzentrieren, was zum Einen am schlechten Anvisieren der Spielfigur liegt, als auch zum Anderen an der recht trägen Steuerung.
Nicht selten geht ein Schlag daneben und die Kontrahenten haben die Möglichkeit unserem Alter Ego in den Rücken zu fallen.

Auch bei den Quests gibt es leider mehr Negatives zu berichten, denn hier wurde eindeutig auf Klasse statt Masse geachtet.
Selten weichen die Entwickler von Schema F ab und sind sogar so dreist einige Quests gleich dreimal anzubieten (z.B. absolut ödes Strandgut sammeln).
Wenn dann aber doch mal etwas Kreativität übrig war, dann darf man auch durchaus einige nette Quests erleben, wie z.B. das Suchen nach Schätzen oder auch die Quests mit möglichem Voodooweg, der aber leider auch zu oft und platt wiederholt wird.

Dies führt uns auch gleich zum nächsten Thema : Inquisition oder Eingeborene ?


Shaga.........wer ?

Die Shaganumbi verstehen sich auf Voodoo-Magie

 Im Verlauf der mit einigen Wendungen gespickten und nett inszenierten Hauptstory hat man nämlich die Möglichkeit sich einer Fraktion anzuschließen.
Entscheidet man sich für die Inquisition darf man sich fortan Waffen/Flinten bauen lassen, während man bei den Shaganumbi die Voodoomagie erlernt.
Beide Wege spielen sich durchaus etwas anders, wobei man aber sagen muss, dass es keine wirkliche Alternative zu den Voodoopuppen gibt, weswegen der Weg der Inquisition oftmals langweiliger ausfällt.


Von Fuerteventura bis Gran Canaria

Die Spielwelt ist einfach nur grandios!

Doch bevor dies alles geschieht, gilt es die Piraten aufzuspüren. Besser gesagt : Kapitän Stahlbart, der mehr über die geheimnisvollen Artefakte weiß.
Ab dann darf man mit jeweils unterschiedlichen Schiffen die Welt bereisen, mit der sich Piranha Bytes selber ein Denkmal erschaffen hat.
Selten sah man ein so unverbrauchtes Setting so herrlich umgesetzt, wie in diesem Spiel.
Denn nicht nur grafisch ist "Risen 2" gelungen, sondern auch im Weltendesign.
Zwar spielt sich der Nachfolger durchaus linearer, doch jede einzelne Insel und jede einzelne Küste versprühen ein eigenes Flair.
Sei es der düstere Tempel der Erde an der Schwertküste oder das geheime Tal in der Bucht von Maracai.

Auch zu entdecken gibt es wieder einiges, wobei auch hier leider wieder mehr auf Masse anstatt auf Klasse geachtet wurde, denn v.a. gegen Ende gibt es fast alle 2 Meter Felsformationen, an denen man klettern kann und auf denen sich irgendein Gegenstand oder Gold befindet. Diese Offensichtlichkeit und Unlogik lassen das Spiel stellenweise sehr unglaubwürdig wirken, tun dem Spielspaß aber nur wenig Abbruch, im Gegensatz zum schwachen und v.a. gehetzt wirkendem Finale und der relativ kurzen Spielzeit von rund 30h ohne DLC´s.


DLC steht für "Drei Laster Cash!"

Es ist eigentlich wirklich schade, dass mittlerweile auch deutsche Publisher auf DLC's setzen, denn ohne diese dazugekauften Mini-Addons wirkt "Risen 2" irgendwie kastriert und vor allem kurz.
Trotz Vorbesteller DLC habe ich nicht einmal 30h gebraucht, was für die eigentliche Größe der Spielwelt eigentlich ein Witz ist.
Gut, ich habe vor lauter Langweile ein paar wenige Quests liegen lassen, doch 35h sind auch nicht gerade ein Umfangswunder.
Die anderen beiden erhältlichen DLC's hätte das Hauptspiel durchaus noch vertragen können, dauert doch selbst "Stahlbarts Schatz" gerade einmal läppische 3 Stunden maximal.

Doch nicht nur die DLC-Politik ist negativ zu bewerten, sondern auch einige Bugs, von denen aber Gott sei Dank nur einer gravierend war. Denn meistens handelt es sich um einfache Grafikbugs, die aber die Atmosphäre durchaus stören, wie z.B. das zoomende Gras.


Fazit

Man merkt dem Spiel deutlich an, dass PB endlich mal neue Wege einschlagen wollte, doch leider ist das Ergebnis nicht immer überzeugend. Die Story und das Storytelling gehören zwar zum Besten, was die Gothic-Macher jemals fabriziert haben, doch das ist immer noch weit davon entfernt zu berühren oder gar zum mitfiebern anzuregen.
Dies liegt aber nicht nur an der schwachen Klischeebösewichtin, sondern auch an den viel zu spärlich eingesetzten Zwischensequenzen, die aber immerhin sehr gut umgesetzt wurden und die spannenden Storywendungen erfolgreich untermalen.
Auch bei den Quests ist man von den Piranhas deutlich besseres gewohnt und gerade beim Kampfsystem gibt es noch starkes Verbesserungspotenzial. Ebenso auch bei der KI !

Allerdings muss man zugute halten, dass das neue Skillsystem sehr gelungen ist und auch das Weltendesign an alte Größe heranreicht.

Somit ist "Risen 2" wohl mehr "Arcania" geworden, als ein "Risen 2".
Zwar kein Meisterwerk, aber ein unterhaltsames Rollenspielhäppchen !

Bewertung:

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