Montag, 2. Juli 2012

Filmkritik : "Chernobyl Diaries"

Top oder Flop ? Naja, wohl irgendwo dazwischen...
Oren Peli, Schöpfer des Überraschungshits "Paranormal Activity", fühlt sich im Horror sichtlich wohl, denn mit "Chernobyl Diaries" bringt der Regisseur bereits sein zweites Horrordrehbuch auf die große Leinwand. Doch anstatt sich selber auf den Regiestuhl zu bequemen, überlässt er die Arbeit den noch unbekannten "Bradley Parker". Das Resultat aus dieser Arbeit ist zwar durchgehend gruselig und toll inszeniert, doch fehlt es gerade gegen Ende an Eigenständigkeit.

UdSSR, 26.April 1986: Im AKW Tschernobyl ereignet sich ein katastrophaler Zwischenfall und große Mengen atomar strahlenden Materials verseuchen weite Teile von Europa. Die Einwohner der angrenzenden Stadt Prypjat werden erst einen Tag nach dem Unglück evakuiert, erfahren fast nichts über die Ursache und haben kaum Zeit, ihren Besitz zu packen. Ein Vierteljahrhundert später beschließt eine Gruppe junger Amerikaner um Chris (Jesse McCartney) und Paul (Jonathan Sadowski), ihren Europatrip mit einer Sehenswürdigkeit der besonderen Art zu beenden. Fasziniert von der Geschichte der Atomkatastrophe reisen sie ins nahegelegene Prypjat, die verlassene Stadt der Tschernobyl-Arbeiterschaft. Geleitet vom Fremdenführer Uri (Dimitri Diatchenko) besichtigen sie das Gelände. Als sie schließlich die Heimfahrt antreten wollen, bemerken sie, dass ihr Auto fahruntüchtig gemacht wurde. Und plötzlich scheinen die drückenden Häuserschluchten doch nicht so verlassen… 

Bereits der Schauplatz für den Horrortrip hinterlässt ein mulmiges Gefühl.
Die verlassenen Häuser, die Totenstille, das zurückgelassene Inventar der geflüchteten Menschen.
All das bringt dem Zuschauer eine wohlige Gänsehaut und auch bei unseren Protagonisten breitet sich schnell Angst aus, nachdem ihr Bus einem unbekannten Etwas zum Opfer gefallen ist.

Die Location ist alles!
Und auch die ersten Schockmomente sitzen. Das Grauen sieht man dabei nur bruchstückhaft und man rätselt, was denn so in der Dunkelheit lauern würde. Sind es Geister, Zombies, Aliens oder auch einfach nur wilde Tiere ? Diese Ungewissheit gepaart mit der dokumentarischen Inszenierungsweise verleihen dem Film gerade in der ersten Hälfte eine enorme Spannung.
Doch leider verlässt das Drehbuch diese Schemenhaftigkeit recht schnell und verliert sich dann zunehmends in einem klischeehaften Zombie/Mutantenfilm.

Ja, wer lauert denn da hinten ?
Zwar werden die Muntanten nur immer kurz gezeigt, um einen gewissen Schockmoment zu erhalten, aber letztendlich wird der Film ab dann weniger gruselig, sondern schlicht und ergreifend hetzend.
Die letzten Überlebenden laufen dann von Tunnel zu Tunnel und versuchen sich irgendwie vor den Verfolgern zu retten.
Man muss zwar zugute halten, dass auch diese Etape spannend ist, doch ein derart beklemmendes Gefühl, wie in der ersten Hälfte mag nur selten aufkommen.
Dabei hat Parker doch zu Beginn so schön bewiesen, wie man echten Horror fabriziert.
Schattenspiele in der Dunkelheit, extrem gut platzierte Schockmomente und die beklemmende Stimmung des Städtchens Prypjat vermengt er zu einem gelungen Horrorthriller.

Und auch die weitestgehend unbekannten Darsteller überzeugen.
Sie agieren meist glaubwürdig und vermitteln dem Zuschauer die Angst der Charakter meist sehr effektiv.
Doch spätestens, als das Finale über die Leinwand flimmert, wird man das Gefühl nicht los, das Ganze bereits irgendwie gekannt bzw. gesehen zu haben.

Fazit:
Was als stimmungsvoller und innovativer Horrorthriller beginnt, entpuppt sich mit zunehmender Spieldauer zum klischeebehafteten Zombie/Survivalhorror. Zwar immer noch spannend und atmosphärisch, aber weitaus weniger effektiv, als zuvor.
Somit bleibt "Chernobyl Diaries" etwas hinter den Erwartungen zurück und verpasst es gegen Ende aus seinen guten Ideen das Beste herauszuholen.
Ein überdurchschnittlicher Horrorstreifen ist "Chernobyl Diaries" dennoch geworden!

Bewertung:


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