Sonntag, 14. Juli 2013

Filmkritik : "The Purge - Die Säuberung"


Jeden Tag begleiten uns zahlreiche Meldungen über gewaltsame Auseinandersetzungen. Sei es in Ägypten, Syrien oder in anderen Teilen der Welt : Die physische Gewalt ist tagtägliche Begleitung in unserem Leben. Es stellt sich daher die Frage, ob wir Menschen von Natur aus gewalttätig sind oder ob nicht doch das Umfeld eine Rolle spielt. Auch in der Filmproduktion spielt Gewalt eine "gewaltige" (Verzeihung für den Wortwitz) Rolle, dient sie doch als Ausdruck von Radikalität und Schrecken. Allerdings widmen sich einige wenige herausragende Werke auch den Ursprüngen und den Mustern der Gewalt. Ein solches Beispiel findet sich in Michael Hanekes "Funny Games". Mit zurückhaltender Kamera und einem sehr dokumentarischen Stil schuf der Österreicher ein erschreckendes Werk. James DeMonacos "The Purge" versucht nun ebenfalls eine kleine Studie der Gewalt zu verfassen und zwar in einem Amerika, das einmal im Jahr alle Verbrechen inklusive Mord legalisiert. Den Einen dient es zur Verbesserung der Wirtschaft, den Anderen zur Befreiung von sämtlichen Aggressionen. Diese unglaublich kluge Grundidee verschenkt der Regisseur allerdings schnell zugunsten eines stellenweise unlogischen und jederzeit voraussehbaren Skripts.

In einem von der Kriminalität beherrschten Amerika sieht sich die Regierung riesigen Problemen ausgesetzt: Weil die Gefängnisse überfüllt sind und die Anzahl der Straftaten anders kaum noch in den Griff zu bekommen ist, greift man zu einer radikalen Maßnahme: Es wird einmal im Jahr eine 12-Stunden-Frist eingeführt, in der jedes Verbrechen, egal ob Diebstahl oder Mord, legal wird und damit auch keine Strafe nach sich zieht. Die Polizei kann nicht gerufen werden und auch die Krankenhäuser verweigern jede Hilfe innerhalb dieser zwölf Stunden. Das soll den Bürgern die Möglichkeit geben, ihre Probleme zu lösen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Als ein Einbrecher das Versteck von James Sandin (Ethan Hawke), seiner Frau Mary (Lena Headey) und ihren gemeinsamen Kindern entdeckt, wird eine schicksalsträchtige Kette von Ereignissen in Gang gesetzt: Für James und seine Familie scheint es fast unmöglich zu sein, die Nacht zu überstehen ohne selbst zu Tätern zu werden.

"The Purge" spielt in seinen besten Momenten mit der Frage ob und ab wann Gewalt anwendbar ist. Jedes erwachsene Mitglied der Familie Sandin kommt im Film an dem Punkt in dem es mit sich selbst hadert und dann früher oder später doch zum Täter wird. Diese Szenen sind dann mitunter das mutigste, was der Regisseur zu bieten hat, denn nachdem das komplette Szenario in den ersten 10 Minuten ausführlich besprochen wird, verwandelt sich "The Purge" in einen 0815-Invasionsthriller, der leider auch mit einigen Logiklücken zu kämpfen hat. Es ist z.B. sehr merkwürdig, dass die Familie Sandin sich nur selten im Haus trifft und wenn dann nur zum richtigen Zeitpunkt. Auch auf Hilferufe usw. wird nicht reagiert. Erst gegen Ende kommen plötzlich alle auf Ruf angelaufen. Solche Ungereimtheiten dienen natürlich der Dramaturgie, allerdings springen diese dem Zuschauer derart schnell ins Auge, sodass man nicht darüber hinwegsehen kann. Auch die Auflösung der Handlung ist leider bereits zu Beginn erahnbar.

Dafür fand man in Ethan Hawke ("Sinister") und der "Game of Thrones" - Schauspielerin Lena Headey zwei handwerklich wirklich gute Schauspieler, die in manchen Szenen allerdings auch nicht alles retten können, da das Drehbuch einige Stolpersteine bereithält. So z.B. fehlt nahezu jedem Charakter ...nun ja.....Charakter bzw. Profil. Dies ist jetzt entweder ein Kunstgriff, um die Gewalt als etwas darzustellen, das sich auch gegen Fremde richtet oder es ist dem schwächelnden Drehbuch zu verdanken. Als positiv denkender Mensch gehe ich durchaus vom Ersteren aus, zumal die Grundidee und der dystopische Ton des Films ebenfalls dafür sprechen. Beim blonden Bösewicht mit Maske, dem wohl interessantesten Charakter (zumal er von Rhys Wakefield verkörpert wird, der eine unglaubliche Ähnlichkeit zu den "Funny Games" Darstellern zeigt), empfinde ich das als enttäuschend, was mitunter aber auch an der beängstigend guten schauspielerischen Leistung liegt. Jede Geste, jedes Lachen und jede Bewegung wirken verrückt und erschreckend.

Unterstützt wird diese morbide Atmosphäre von der düsteren Kameraarbeit. Wie bei Horrorfilmen üblich sind die Bilder auch hier in kühlen Farbtönen gehalten und spielen ausschließlich in nächtlicher Dunkelheit. DeMonaco nutzt diese Dunkelheit allerdings für sehr plumpe Schreckmomente, die so gar nicht zum eigentlichen Thema des Films passen wollen. Hätte der Regisseur und Drehbuchautor sich hier mehr auf die Charaktere und die Probleme der titelgebenden "Purge" gestützt, dann wäre aus einem durchschnittlichen Thriller mit cleverer Grundidee womöglich sogar ein kleines Meisterwerk geworden. Vereinzelte Szene beweisen das !

Fazit : "The Purge" beginnt interessant und baut nach und nach immer mehr ab. Engagierte Schauspieler und eine zündende Idee sind eben leider kein Garant für gute Filme.

Bewertung :

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