Donnerstag, 29. Oktober 2015

Filmkritik: "The Last Witch Hunter"


Winterzeit heißt Fantasyzeit !
Mit "The Last Witch Hunter" erfüllt sich Actionstar Vin Diesel einen Traum. Der überzeugte Rollenspielfan wünschte sich bereits seit längerer Zeit ein neues Fantasy-Franchise mit ihm in der Hauptrolle. Als Unterstützung holte sich Vin Diesel dabei Regisseur Breck Eisner, der mit dem Actionabenteuer "Sahara" bereits Erfahrung mit Blockbustern hat. Interessanterweise stand das Drehbuch zum Film bereits 2010 in Hollywoods Blacklist. Eine Liste in der die besten bisher unverfilmten Drehbücher zu finden sind. Zusätzlich holte er sich mit Michael Caine und Elijah Wood auch noch hochkarätige Co-Darsteller an seine Seite. Die Grundelemente versprechen also ein Meisterwerk der Spitzenklasse. Letztendlich ist "The Witch Hunter" auch ein unterhaltsames Vergnügen geworden, aber leider bleibt der Film zu stark an der Oberfläche und verschenkt dadurch Möglichkeiten.

Hexenjäger Kaulder (Vin Diesel) wurde vor Jahrhunderten von der Hexenkönigin verflucht. Er konnte sie zwar töten, aber seitdem ist der Krieger unsterblich. Diese Unsterblichkeit nutzt Kaulder als Krieger von "Axt und Kreuz" nun, um in unserer heutigen Welt den Frieden zwischen Hexen und Menschen zu wahren. Unterstützung erhält er unter anderem von Father Dolan (Michael Caine). Kurz vor dessen Rente stirbt der alte Mann aber unter seltsamen Umständen und bald stellt sich heraus, dass die Hexen etwas mit dem Mord zu tun haben. Gemeinsam mit Dolans Nachfolger (Elijah Wood) und der Hexe Chloe (Rose Leslie, bekannt aus "Game of Thrones") macht sich Kaulder auf die Suche nach den Mördern.....

Der Bart steht Vin Diesel ausgesprochen gut
 Die Geschichte von "The Last Witch Hunter" startet mit dem Kampf gegen die Hexenkönigin und bereits hier zeigt sich eine große Stärke des Streifens. Trotz des für Hollywoodverhältnisse mittelmäßigen Budgets von rund 90 Mio. Dollar sind die Special Effects sehr gelungen und im Verlauf der Handlung gibt es einige davon zu sehen. Regisseur Eisner setzt aber entgegen der Erwartungen nicht auf einen Effekte-Overkill, sondern kümmert sich vielmehr um die liebevollen Ideen, die hier und da aufblitzen. So basiert zum Beispiel die Zauberei in der Welt von "The Last Witch Hunter" auf den vier Elementen und speist sich aus der Natur. Zudem haben sich die Hexen an die moderne Welt angepasst. Ähnlich wie in "Duell der Magier" vermischt der Film die Moderne mit magischen Elementen. Leider bleiben diese Ideen aber weitestgehend oberflächlich. Während z.B. "Chroniken der Unterwelt" von den vielen Details erdrückt wurde, liegt die Sache bei "The Last Witch Hunter" etwas anders.

Mit der mächtigen Hexenkönigin ist nicht zu spaßen!
 Der Drehbuchautor schafft es zwar Spannung zu generieren, aber die Handung wirkt wie so häufig in diesem Genre konstruiert. Da zaubert Kaulder alle paar Minuten wieder ein neues magisches Extra aus dem Nichts und auch die Gegebenheiten in der magischen Welt, werden genauestens erklärt. In einer Buchserie ist diese Detailfülle genau das Richtige. Für einen Film kann das aber, wenn derart platt präsentiert, erdrückend wirken. Generell ist die Handlung aber einfach gestrikt. Immerhin offenbart sie gegen Ende noch den ein oder anderen Twist, wobei der letzte zwar unvorhersehbar ist, aber auch nicht schockiert, weil die Drehbuchautoren ihre Charaktere zu sehr vernachlässigen.

Das Grundproblem von "The Last Witch Hunter" liegt nämlich in den platten und einfach gestrickten Charakteren. Zwar lebt Kaulder bereits seit mehreren hundert Jahren und musste auch seine eigene Familie begraben, aber diesen Schmerz bekommt man nur wenig zu sehen und wenn dann nur in Traumsequenzen, die aber zugegeben schön umgesetzt wurden. So bleibt Vin Diesels Charakter blass. Ähnlich verhält es sich auch mit Michael Caines Rolle. Zwar führen die beiden zu Beginn ein wirklich amüsantes Gespräch über ihre gemeinsame Vergangenheit, aber um Eindruck zu hinterlassen reicht es nicht. So verliert der Film auf emotionaler Ebene seine Wirkung.

Game of Thrones - Darstellerin Rose Leslie gibt als Chloe eine gute Figur ab
 Die Schauspieler gleichen aber auch hier einiges aus. Vin Diesel steht nicht unbedingt für große Schauspielkunst, aber man merkt jederzeit, dass Diesel diese Rolle spielen wollte. So kommt es auch, dass man zu seinem Kaulder trotz schwacher Charakterzeichnung Sympathie aufbaut. Die Schauspielgrößen Michael Caine und Elijah Wood dagegen haben einfach zu wenig Leinwandzeit, um ihre Stärken zu präsentieren. Überraschend natürlich spielt dagegen Rose Leslie. Leslie und Diesel geben gerade am Ende ein wunderbares Team ab und man kann sich gut vorstellen, dass diese Partnerschaft in weiteren Filmen ausgebaut wird.

Fazit: Man darf hoffen, dass dieser Film im Gegensatz zu vielen ähnlich gelagerten Streifen nicht floppt, denn trotz blasser Charaktere und manchem Handlungsdefizit ist "The Last Witch Hunter" wirklich gute Fantasy-Unterhaltung und legt den Grundstein für ein vielversprechendes Franchise.

Bewertung:

Montag, 28. September 2015

Filmkritik: "The Visit"


"Ein Film von M. Night Shyamalan"
Was zu Anfangszeiten des Regisseurs wahre Freudenstürme auslöste, ist heute vielmehr eine Warnung. Mit Meisterwerken wie "The Sixth Sense", "Unbreakable" oder "Signs" bewies der Regisseur ein Gespür für Suspense und setzte mit gelungenen Schlusstwists neue Maßstäbe im Mystery-Bereich. Das ist allerdings Jahre her und sein unverkennbares Markenzeichen verkam über die Jahre zum reinen Selbstzweck. Zwar durfte der Regisseur auch zahlreiche Hollywoodblockbuster inszenieren, doch seine beiden Epen "After Earth" (mit Will Smith) und "Die Legende von Aang" (Verfilmung der gleichnamigen Zeichentrickserie) floppten nicht nur kolossal an den Kinokassen, sondern fielen auch bei den Kritikern ausnahmslos durch. 2015 ist es nun an der Zeit, den eigenen Ruf wiederherzustellen und darum kehrt Shyamalan zurück zu seinen Thriller/Mystery-Wurzeln. Das Skript stammt dabei von ihm selbst und auch die Finanzierung kam aus eigener Tasche. Zusammen mit Erfolgsproduzent Jason Blum ("Insidious", "Sinister", "Whiplash"), der später auf den Film aufmerksam wurde und zur Produktion dazustieß, inszeniert der Regisseur einen kleinen und fiesen Horrorschocker, der wieder frischen Wind in das Genre des Found-Footage Horrors bringt.

Die beiden Kinder Becca und Tyler dürfen das erste Mal in ihrem Leben eine Woche mit Oma und Opa verbringen. Grund genug für die ambitionierte Hobbyfilmerin Becca das ganze Geschehen mit ihrer Kamera zu dokumentieren. Die beiden Großeltern gestalten sich dabei als liebevoll und zuvorkommend. Doch nach und nach wird die trügerische Idylle getrübt, als Oma Nana und Opa Pop pop sich immer merkwürdiger zu benehmen scheinen. Die beiden Kinder gehen der Sache auf den Grund.....

Die Grundidee ist so einfach wie clever. Mit der Hobbyfilmerin Becca kommt ein Element mit ins Spiel, das dem Found-Footage eine weitaus logischere Erklärung gibt, als all die Opfer, die in vielen Filmen zuvor die Kamera nicht ausschalten wollten. Zudem nutzt Shyamalan die Ausgangslage auch für viele persönliche Momente, indem er gegen Ende alte Aufnahmen mit dem Vater der Kinder verschneidet. Generell wirkt die Familie sehr dynamisch, denn das Fehlen des Vaters hinterließ bei beiden Kindern sichtbare Spuren, die auch im späteren Verlauf des Films noch eine gewichtige Rolle spielen. Dadurch erhält der Zuschauer die Möglichkeit mit den Kindern mitzufühlen.

Bereits im Trailer gab es diese amüsante Szene zu begutachten
 M. Night Shyamalan baut bei "The Visit" auf langsame und unblutige Spannung. Die FSK-Freigabe "ab 12" ist in meinen Augen aber dennoch ein wenig zu niedrig angesetzt, denn Kindern ist das Gezeigte einfach zu gruselig. Die Geschichte entwickelt sich dabei sehr langsam. Ähnlich wie bei "Paranormal Activity" steigern sich die gruseligen Momente immer weiter, bis zum schockierenden Finale. Shyamalan verzichtet zwar nicht auf seinen Twist, doch dieser ist diesmal logisch nachvollziehbar und fügt sich wunderbar in den Film ein. Zwar schleichen sich zu Anfang einige Längen ein, aber dafür entschädigt das Finale mit einer flotten Inszenierung.

Was befindet sich denn da bloß in dieser Scheune ?
 Der Regisseur setzt aber nicht nur auf Spannung. Was den Film besonders macht ist die Leichtigkeit, mit der Shyamalan schwarzen Humor und subtilen Grusel vermischt. Das funktioniert, weil Deanna Dunagan als psychopatische Oma eine wahre Glanzleistung abliefert. Bei vielen Szenen im Film weiß man nicht, ob man Lachen oder schockiert sein soll aufgrund der Surrealität der Szenen. Der restliche Cast ist ebenfalls gut gewählt und vermittelt trotz unbekannter Darsteller die nötigen Emotionen. Es scheint, dass kleinere Produktionen dem Regisseur mehr liegen, als Blockbuster.

Der nächste Besuch bei den Großeltern, wird nach Sichtung des Films sicherlich spannend
Fazit: "The Visit" ist ein guter Thriller geworden, der gekonnt zwischen Komödie und Horror balanciert. Zwar sind einige Längen nicht wegzureden, aber dafür entschädigt eine geniale Psycho-Oma ! Man darf gespannt sein, was M. Night Shyamalan als Nächstes abliefert.

Bewertung:

Montag, 21. September 2015

Filmkritik : "Sinister 2"


Wenn es in den letzten Jahren einen Film gab, der einem wirklich das Fürchten lehren konnte, dann war das "Sinister". Scott Derricksons fieses und dreckiges Horrorfilmchen erzeugte mit seinem grandiosen Soundtrack und verstörenden Snufffilmen eine einzigartige Atmosphäre. Den Regeln Hollywoods folgend, muss also auch hier eine Fortsetzung her. Da Teil 1 in sich geschlossen ist, bestand genug Grund zum Zweifeln. Doch als klar wurde, dass Derrickson sich wieder für das Drehbuch verantwortlich zeigt und der talentierte Newcomer Ciaran Foy ("Citadel") den Regisseurposten besetzte, kam neue Hoffnung auf. Und letzten Endes ist Foys Fortsetzung auch kein  schlechter Film, aber der "Punch" und die Atmosphäre des Erstlings werden leider zu keiner Zeit erreicht.

Detektiv So & So sucht nach dem grausamen Mord immer noch nach Spuren des Dämons Bughuul. Fündig wird er dabei in einem altem Haus, das neben einer Kirche gebaut wurde, in der Schreckliches passierte. Als er den Tatort untersuchen will, entdeckt er, dass in dem eigentlich leerstehenden Haus bereits wieder eine Familie wohnt. Und So & So erkennt viel zu spät, dass die Kinder bereits dem Bösen verfallen.....

Die neuen Snufffilmchen lassen euch schnell das Blut in den Adern gefrieren !

Foy und Drehbuchautor Derrickson gehen diesmal in eine andere Richtung als beim Vorgänger und verbinden den Horror mit einem handelsüblichem Drama. Eigentlich eine interessante Idee, wären da nicht zwei klischeehafte Hauptcharaktere, die mit handelsüblichen Storyfetzen dargestellt werden. Der langsame Verfall des Hauptcharakters in den Wahnsinn in "Sinister" versprühte weitaus mehr Atmosphäre und Esprit. Dass die Mischung dennoch aufgeht liegt vor allem an Shannyn Sossamon und James Ransone. Deren Spiel wirkt sehr natürlich und verleiht dem klischeehaften Geschehen Authentizität.

Kernstück des Geschehens bilden aber die Zwillinge Robert und Dartanian Sloan, die als Collin-Geschwister nach und nach von Bughuuls Kindern zum Bösen verführt werden. Die Jungdarsteller wirken glaubhaft und schaffen mit ihrer Gegenseitigkeit einiges an Spannung. Und mit den Kindern kommt auch das zentrale Kernelement der Reihe zurück: Die Snufffilme. Bei ihrem Treffen mit Bughuuls Kindern, werden die Geschwister gezwungen sich allerlei Mordfilme anzusehen. Im Vergleich zum Vorgänger haben diese an Härte gewonnen und auch in Teil 2 wird hier mit Musik und Bild gespielt, sodass in diesen Szenen die gewohnte Atmosphäre eintritt.

Bughuul entkommt so schnell keiner

Doch Ciaran Foy setzt auch viel zu oft auf Altbewährtes. Bereits zu Beginn serviert uns der Regisseur klassische Jumpscares, die man in dieser Art und Weise viel zu oft sieht. Erst viel später baut der Regisseur auf langsam aufbauende Spannung und erreicht diese durch kreative Kameraeinstellungen und Inszenierungskniffe. Der finale Showdown überzeugt dadurch mit einer straffen Dramaturgie. Leider bricht der Regisseur diese aber auch wieder mit einem vollkommen überzogenem Schlussschocker.

Fazit: "Sinister 2" erreicht zu keinem Zeitpunkt das Niveau seines grandiosen Vorgängers. Ein ansehnlicher Horrorfilm ist es aber dennoch geworden und gerade weil die neuen Snufffilme wieder durch Mark und Bein gehen, sollten Fans des Erstlings einen Blick riskieren.

Bewertung:

Filmkritik : "Fack Ju Göhte 2"


Mehr als zwei Millionen Zuschauer am Startwochenende, ausverkaufte Vorstellungen in allen Lichtspielhäusern und eine Promotiontour, die z.B. in Nürnberg in einem absoluten Massenauflauf endete, der nur dank der Polizei gestoppt werden konnte. Das kann nur eines bedeuten : Die Fortsetzung zum Überraschungshit "Fack Ju Göhte" erreicht die Leinwand. Mit mehr als sieben Millionen Zuschauern, war Teil 1 der erfolgreichste deutsche Film 2013 und daher eine Fortsetzung beschlossene Sache. Man kann von dem Hype um Elyas und co. zwar halten, was man will, aber auch an der Fortsetzung, die ebenfalls wieder vom "Türkisch für Anfänger" - Autoren und Regisseur Bora Dagtekin inszeniert wurde, kann man wieder ordentlich seine Lachmuskeln trainieren.

Zeki Müller (Elyas M´Barek) ist nun endgültig im Lehrerdasein angekommen und fühlt sich überfordert bis zum geht nicht mehr. Da kommt es ihm gerade Recht, dass ein Teil der alten Beute in Form von Diamanten auftaucht. Der Traum einer eigenen Bar scheint nah. Leider gelangen die Diamanten aber durch ein Missgeschick nach Thailand. Doch zum Glück steht eine Klassenfahrt nach Thailand bevor, um dem Konkurrenzgymnasium die Partnerschule abzujagen. Doch dabei gerät einiges schief und das nicht nur wegen den Pennälern der berüchtigten 10b.....

Der neue Superstar am deutschen Schauspielhimmel: Elyas M´Barek

Während der Vorgänger seine Geschichte gemächlich aufbaute, geht es bei "Fack Ju Göhte 2" direkt in die Vollen. Hier folgt Gag auf Gag ohne Verschnaufpause. Dabei beweist Dagtekin auch hier wieder eine hohe Trefferquote. Zwar gibt es auch wieder eine Menge Klamauk, aber die Dialoge wissen dank guter Pointen zu gefallen. Mit dem Erreichen von Thailand zeigt sich aber, dass der Regisseur diesmal eine andere Richtung einschlägt. Während der Vorgänger noch zielsicher das Bildungssystem auseinandernahm, kümmert sich der Nachfolger mehr um die beliebten Nebencharaktere Danger, Chantal und co. Dabei gibt es Spitzen auf Problemeltern, spießige Lehrer und sogar Social Media kommt nicht zu kurz. Dagtekin versteht es einfach seinen Klamauk mit einer gehörigen Prise Herz und auch Aktualität zu verbinden.

Die Clique übernimmt in Bangkok das Ruder, nachdem Zeki zu viele Schlaftabletten erwischt hat

Dabei kommt ihm zugute, dass nahezu alle Schauspieler unglaublich sympathisch agieren. Zwar halte ich Elyas M´Barek in seiner derzeitigen Dauerbesetzung, als liebevoller Macho mit Migrationshintergrund, nicht unbedingt für den besten deutschen Schauspieler, aber in diese Rolle passt er wie der berüchtige Arsch auf den berühmten Eimer. Weitaus interessanter empfinde ich dagegegen Karoline Herfurth, deren Rolle zwar stark gekürzt wurde, aber in ihrer begrenzten Leinwandzeit, die perfekte Mischung aus Mauerblümchen und Rigorosität zeigt. Bewährt haben sich auch Maximilian von der Gröben und Jella Haase, deren Chantal diesmal mehr Profil gewinnt. Man könnte fast sagen, dass Chantal diesmal eine Hauptrolle einnimmt, was dem Film aber nicht unbedingt schadet. Zwar löst ihr dümmliches Verhalten oft Fremdscham aus, aber in entscheidenden Szenen ist man auch emotional bei ihr. Irgendwoher muss ihr Verhalten ja auch kommen.

Aavanciert zum Hauptcharakter : Jella Haase als Chantal

Die Story angelt sich dabei von einer skurillen Situation zur Anderen und ist auch nicht immer glaubwürdig. Hier hatte Teil 1 mehr zu bieten. Genauso verhält es sich auch mit der Inszenierung. Dagtekin weiß, wie er seine Zielgruppe zu bedienen hat und das geht auch mal nach hinten los. Neben dem aufdringlichen Product Placement ("Mc Dive"), gibt es wieder zahlreiche schicke Montagesequenzen unterlegt mit schmerzlosem Allerweltspop. Hier und da gibt es auch noch einen oberkörperfreien Elyas und schon sind die jungen Mädchen und ihre Mütter begeistert. Sowas nennt man Kalkül.

Fazit : Zwar ist "Fack Ju Göhte 2" maßgeschneidertes Zielgruppenkino geworden, aber die Mischung aus Humor, Emotion und einem spielfreudigem Cast funktioniert auch im zweiten Anlauf. Wer also den Vorgänger mochte, wird auch den neuesten Ableger mögen.

Bewertung :

Mittwoch, 2. September 2015

Filmkritik: "Das Märchen der Märchen"


Der Märchenboom ist auch nach zahlreichen Verfilmungen immer noch nicht abgebrochen. Die Mischung aus bildgewaltiger Fantasy gepaart mit einer meist ansprechenden Moral kommt beim Publikum einfach zu gut an. Wen wunderts ? Nachdem die letzten reinen Fantasyverfilmungen wie z.B. "Seventh Son" keine großen Jubelstürme hervorrufen, besinnt sich Hollywood lieber wieder auf klassische Märchen. Doch nicht nur in Amerika ist diese Bewegung zu spüren. Letztens gab es mit der Neuverfilmung von "Die Schöne und das Biest" von Christophe Gans ("Pakt der Wölfe", "Silent Hill") ein bildgewaltiges Epos, das Zuschauer und Kritiker gleichermaßen begeisterte. Von der Effektgewalt eines Gans ist der Italiener Matteo Garrone ("Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra) zwar meilenweit entfernt, aber dafür verzaubert uns der Regisseur mit traumhaften Bildern in barocker Ästhetik und mit Geschichten, die mit ihren Irrungen und Wirrungen oftmals überraschen.

Die drei miteinander verwobenen Geschichten basieren dabei auf Giambattista Basiles "Das Pentameron", einem italienischen Autor des frühen 17. Jahrhunderts:

Die Königin eines Reiches (Salma Hayek) lässt sich einfach nicht aufmuntern. Ihr einziger Wunsch ist ein Baby. Dieser Wunsch kann aber nur durch das Verzehren des Herzes eines Seemonsters erreicht werden.
Ein anderer König (Toby Jones) beschäftigt sich lieber mit einem Floh, als mit seiner Tochter. Als diese ihn aber bittet nach einem Mann für sie zu suchen, kommt dem König die Idee eines unlösbar scheinenden Wettbewerbs. Doch ausgerechnet ein Ogerähnlicher Mensch kann das Rätsel lösen.
Der dritte König (Vincent Cassel) im Bunde dagegen macht aus seiner Liebe zu Frauen keinen Hehl. Als dieser jedoch die Stimme von Dora (Hayley Carmichael) hört, verliebt sich der König sofort in den Engelsgesang. Um das Aussehen der Dame ist es allerdings nicht unbedingt gut bestellt...

Drei Geschichten mit jeweils drei unterschiedlichen Moralen präsentiert uns Matteo Garrone in "Das Märchen der Märchen". Nichtsdestotrotz schwirren weit mehr Themen durch den Film, als in einem Märchen normalerweise angesprochen werden. Es geht um Vergänglichkeit, Schönheit, die Lust am Leben, aber auch um Freundschaft und Tod. Die Geschichten entwickeln sich aus einer einfachen Grundlage oftmals hin zu einem bitterbösen Ende, das den Humor, der die vorherigen Szenen durchzog, durch ein Gefühl von Unsicherheit und Schock ersetzt. Das Drehbuch versteht es Spannung aufzubauen, aufgrund der Dreiteilung wird aber nicht auf einen gemeinsamen Höhepunkt hingearbeitet, was ungefähr in der Mitte des Films das eine oder andere Langeweileloch aufschlägt. Zudem sei zu erwähnen, dass die einzelnen Episoden nicht wirklich clever miteinander verbunden sind. Meist geschehen die Szenewechsel nur durch einfaches Abblenden.
Das hat man bereits kreativer gesehen (z.B. in "Cloud Atlas" von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern).

John C. Reilly und Salma Hayek als Königspaar von Longtrellis

Abgesehen von den kleinen Drehbuchschwächen, ist aber die visuelle Gestaltung über jeden Zweifel erhaben. Fast jede Einstellung kommt einem Gemälde gleich. Seien es die wunderbaren Kulissen oder die herrlichen, vom Barock angehauchten Kostüme. Die Kameraarbeit erinnert dabei stellenweise an Tarsem Singhs Meisterwerk "The Fall", mit seinen nach Symmetrie suchenden Totalen und dem cleveren Bildaufbau. Und auch die wenigen Kreaturen, die das Filmgeschehen erweitern, sehen noch nach echter Handarbeit aus. Zwar gibt es auch Szenen, in denen die Monster komplett am Computer erstellt wurden, doch dazwischen finden sich auch viele Aufnahmen mit realistischen Attrappen. Die Gestaltung der Kreaturen reicht dabei von kreativ bis leicht trashig. Den positiven Eindruck kann das aber nicht trüben.


Vincent Cassel als lüsterner König bei einer seiner freizügigen Feierlichkeiten

Auch bei den Schauspielern erlaubt sich Garrone keine Ausrutscher. Salma Hayek ist und bleibt mit ihrer Anmut und Präsenz ein wahrer Augenschmaus, während sie gleichzeitig auch mit ihrem guten Spiel überzeugen kann. Die meisten Pluspunkte aber sammeln die beiden Könige gespielt von Vincent Cassel und Toby Jones. Während Cassel in seiner Rolle als "sexsüchtiger" König viele Lacher abstauben kann, sorgt Toby Jones mit der Interaktion mit seinem tierischen Liebling für herrlich skurille Anblicke. Gegen Ende des Films profiliert sich aber vor allem eine Darstellerin:
Bebe Cave, die im Film die Tochter des von Toby Jones verkörperten König spielt, beweist in ihrer Rolle einiges an Stärke, als sie versucht ihren ungewünschten Ehemann abzuschütteln. Ganz großes Kino !

Die Tochter des Königs von Highhills (Bebe Cave) versucht sich mit ihrem Ehemann zu arrangieren

Fazit: Matteo Garrone bringt stilsicher und mit viel Humor, aber auch Skurrilität ein Märchen auf die Leinwand, dass rein gar nichts mit den weichgespülten Disneymärchen gemein hat. Stattdessen setzt er voll und ganz auf seine Geschichten und liefert damit einen Film für Freunde des Düsteren, der aber mit minimalen Schwächen beim Drehbuch zu kämpfen hat. "Brothers Grimm" lässt grüßen !

P.S.: "Das Märchen der Märchen", im Original "Tale of Tales" lief auf den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes und läuft derzeit in ausgewählten Kinos.

Bewertung: