Montag, 28. September 2015

Filmkritik: "The Visit"


"Ein Film von M. Night Shyamalan"
Was zu Anfangszeiten des Regisseurs wahre Freudenstürme auslöste, ist heute vielmehr eine Warnung. Mit Meisterwerken wie "The Sixth Sense", "Unbreakable" oder "Signs" bewies der Regisseur ein Gespür für Suspense und setzte mit gelungenen Schlusstwists neue Maßstäbe im Mystery-Bereich. Das ist allerdings Jahre her und sein unverkennbares Markenzeichen verkam über die Jahre zum reinen Selbstzweck. Zwar durfte der Regisseur auch zahlreiche Hollywoodblockbuster inszenieren, doch seine beiden Epen "After Earth" (mit Will Smith) und "Die Legende von Aang" (Verfilmung der gleichnamigen Zeichentrickserie) floppten nicht nur kolossal an den Kinokassen, sondern fielen auch bei den Kritikern ausnahmslos durch. 2015 ist es nun an der Zeit, den eigenen Ruf wiederherzustellen und darum kehrt Shyamalan zurück zu seinen Thriller/Mystery-Wurzeln. Das Skript stammt dabei von ihm selbst und auch die Finanzierung kam aus eigener Tasche. Zusammen mit Erfolgsproduzent Jason Blum ("Insidious", "Sinister", "Whiplash"), der später auf den Film aufmerksam wurde und zur Produktion dazustieß, inszeniert der Regisseur einen kleinen und fiesen Horrorschocker, der wieder frischen Wind in das Genre des Found-Footage Horrors bringt.

Die beiden Kinder Becca und Tyler dürfen das erste Mal in ihrem Leben eine Woche mit Oma und Opa verbringen. Grund genug für die ambitionierte Hobbyfilmerin Becca das ganze Geschehen mit ihrer Kamera zu dokumentieren. Die beiden Großeltern gestalten sich dabei als liebevoll und zuvorkommend. Doch nach und nach wird die trügerische Idylle getrübt, als Oma Nana und Opa Pop pop sich immer merkwürdiger zu benehmen scheinen. Die beiden Kinder gehen der Sache auf den Grund.....

Die Grundidee ist so einfach wie clever. Mit der Hobbyfilmerin Becca kommt ein Element mit ins Spiel, das dem Found-Footage eine weitaus logischere Erklärung gibt, als all die Opfer, die in vielen Filmen zuvor die Kamera nicht ausschalten wollten. Zudem nutzt Shyamalan die Ausgangslage auch für viele persönliche Momente, indem er gegen Ende alte Aufnahmen mit dem Vater der Kinder verschneidet. Generell wirkt die Familie sehr dynamisch, denn das Fehlen des Vaters hinterließ bei beiden Kindern sichtbare Spuren, die auch im späteren Verlauf des Films noch eine gewichtige Rolle spielen. Dadurch erhält der Zuschauer die Möglichkeit mit den Kindern mitzufühlen.

Bereits im Trailer gab es diese amüsante Szene zu begutachten
 M. Night Shyamalan baut bei "The Visit" auf langsame und unblutige Spannung. Die FSK-Freigabe "ab 12" ist in meinen Augen aber dennoch ein wenig zu niedrig angesetzt, denn Kindern ist das Gezeigte einfach zu gruselig. Die Geschichte entwickelt sich dabei sehr langsam. Ähnlich wie bei "Paranormal Activity" steigern sich die gruseligen Momente immer weiter, bis zum schockierenden Finale. Shyamalan verzichtet zwar nicht auf seinen Twist, doch dieser ist diesmal logisch nachvollziehbar und fügt sich wunderbar in den Film ein. Zwar schleichen sich zu Anfang einige Längen ein, aber dafür entschädigt das Finale mit einer flotten Inszenierung.

Was befindet sich denn da bloß in dieser Scheune ?
 Der Regisseur setzt aber nicht nur auf Spannung. Was den Film besonders macht ist die Leichtigkeit, mit der Shyamalan schwarzen Humor und subtilen Grusel vermischt. Das funktioniert, weil Deanna Dunagan als psychopatische Oma eine wahre Glanzleistung abliefert. Bei vielen Szenen im Film weiß man nicht, ob man Lachen oder schockiert sein soll aufgrund der Surrealität der Szenen. Der restliche Cast ist ebenfalls gut gewählt und vermittelt trotz unbekannter Darsteller die nötigen Emotionen. Es scheint, dass kleinere Produktionen dem Regisseur mehr liegen, als Blockbuster.

Der nächste Besuch bei den Großeltern, wird nach Sichtung des Films sicherlich spannend
Fazit: "The Visit" ist ein guter Thriller geworden, der gekonnt zwischen Komödie und Horror balanciert. Zwar sind einige Längen nicht wegzureden, aber dafür entschädigt eine geniale Psycho-Oma ! Man darf gespannt sein, was M. Night Shyamalan als Nächstes abliefert.

Bewertung:

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