Sonntag, 9. Juni 2013

Filmkritik : "After Earth"



Mit "The Sixth Sense" drehte M. Night. Shyamalan eine Mystery-Meisterwerk, das auch noch Jahre danach begeisterte. Der finale Twist war es, der das Werk so gut machte. Der Regisseur erhob daraufhin dieses Spannungsmittel zur Kunstform und lieferte darauf hin immer schlechtere Werke ab, deren Tiefpunkt für viele "Die Legende von Aang" bildete. Doch ein weiteres Merkmal des Regisseurs ist auch sein Hang zum Spiritualismus. In jedem seiner Filme (beim vorher genannten wohl am meisten) geht es um Naturerlebnisse und die Magie in der Welt. So verwundert es nicht, dass in der Will Smith Produktion "After Earth", bei der wir Menschen die Erde zerstört haben, ebenfalls der Spiritualismus eine große Rolle spielt. Leider macht Will Smith, der die Story für dieses Werk entwickelte dem Regisseur einen Strich durch die Rechnung. So ist das vorliegende Werk im Gesamten eine halbgare Mischung geworden.

Es ist eintausend Jahre her, dass die Menschheit nach einer verheerenden Katastrophe die Erde verlassen musste und Nova Prime ihre neue Heimat wurde. Der legendäre General Cypher Raige (Will Smith) kehrt nach Jahren der Abwesenheit und Dienstpflicht zu seiner Familie zurück, zu der er mittlerweile ein entfremdetes Verhältnis hat. Doch nun ist er bereit, ein guter Vater zu sein und sich um seinen dreizehnjährigen Sohn Kitai (Jaden Smith) zu kümmern. Als ein Asteroidenhagel Cyphers und Kitais Schiff zerstört, müssen die beiden auf einem bisher unbekannten und gefährlichen Planeten notlanden. Bei dem Zusammenprall wird Cypher schwer verletzt. Nun liegt es an Kitai, schnell das feindselige Gelände zu erkunden und die Rettungsaktion zu leiten. Sein ganzes Leben lang hat sich Kitai nichts anderes gewünscht, als in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und wie dieser ein großer Soldat zu werden. Jetzt bekommt er seine Chance. Doch um ihn herum lauern unbekannte Gefahren, hochentwickelte Tiere greifen ihn an und eine feindselige Alien-Kreatur ist ihm auf den Fersen...

Die Hauptrollen in diesem Film gehen an Will Smith und Sohn Jaden, was angesichts der Vater-Sohn-Geschichte durchaus geschickt ist, selbst wenn "After Earth" keine Smith Produktion gewesen wäre, denn dadurch können beide Schauspieler ihre Emotionen aus dem echten Leben nehmen. Angesichts des Bekanntheitsgrades des Schauspielers, scheint es sogar nicht einmal abwegig zu sein, dass der Großteil von Jaden Smiths Erziehung auf Will Smiths Ehefrau zurückfiel. Die schauspielerischen Leistungen können sich dadurch sehen lassen, vor allem Jaden macht eine mehr als gute Figur. Zu anfang wirkt sein Spiel (womöglich sogar unfreiwillig) unfertig und gestelzt, doch über die Filmlänge hinweg wächst sein Charakter Kitai über sich hinaus, was sich auch im intensiveren Schauspiel abbildet. Will Smith dagegen wirkt mit seiner Kühle, die sein Charakter mit sich bringt durchwegs stimmig und vermittelt so ein autoritäres Bild von sich, das sich ebenfalls im Laufe des Filmes ändert.

Die Story konzentriert sich nicht auf die im Trailer dominanten Actionsequenzen, vielmehr geht es hier darum einen lange zurückliegenden Vater-Sohn-Konflikt zu lösen. Dieser Konflikt wird durch das stimmige und interessante Szenario von Survival-Thriller-Elementen unterstützt, die das recht langatmige Drehbuch etwas aufwerten. Kitai muss sich aufgrund des Unfalls alleine durch die unwirtliche Natur der Erde schlagen, in der er auch einigen Tieren begegnet. In diesen Begegnungen spiegelt sich Shyamalans spirituelle Ader wider und in diesen bringt er auch seine Öko-Botschaft voran : "Hört auf mit der Umweltverschmutzung/Umweltzerstörung und rettet unsere Erde". Das Ganze ergibt eine durchaus ordentliche Mischung, doch dazu gesellt sich auch noch eine merkwürdige Alienrasse.
Bei diesen sogenannten Ursas, die die Menschen durch ihre Angst erkennen, kommen jetzt auch scientologische Elemente mit ins Geschehen, was dem Film leider den Eindruck von Propaganda für eine sehr umstrittene Sekte gibt.

Will Smith, der sich zwar offiziell nicht zur Sekte bekennt, hat angeblich bereits mehrfach Organisationen finanziell unterstützt, die im Verdacht stehen mit Scientology zusammenzuarbeiten. Desweiteren hat er mit Tom Cruise eine Schule gegründet, an der Scientologen unterrichten. Ich muss zugeben, dass ich selbst nicht sonderlich versiert bin in den Lehren der Sekte, aber im Rahmen des Filmes habe ich mir einige Informationen aus dem Internet besorgt. So nimmt zum Beispiel der Vulkan, der am Ende der Geschichte von "After Earth" eine zentrale Rolle spielt, eine wichtige Rolle bei den Scientologen an, zumal er auch das Cover eines Buches von Sektengründer L. Ron Hubbard bildet. Laut den Scientologen sind in diesen Vulkanen also sehr böse Geister (Tetane) eingesperrt, die die Menschen verderben und die besiegt werden müssen. Wer den Film gesehen hat, der bekommt hiermit eine mächtige Parallele geliefert.

Ein weiteres scientologisches Merkmal ist anscheinend auch die Überwindung der Angst. Kitai wird dadurch von seinem Vater "trainiert", indem er ihm Tipps gibt, wie sich das am Besten anstellen lässt. Gerade unzählige US-Kritiker sehen in diesem zentralen Thema eine Parallele zu den sogenannten Auditings, also den Sitzungen, bei denen versucht wird die Menschen von Geburtsängsten usw. zu befreien. Wer sich nicht mit der Sekte auseinandersetzt, der dürfte bei den vorangegangenen Punkten keine Probleme sehen. Sollte man sich allerdings aus Interesse dafür ein wenig Material zusammensuchen, dann bekommt "After Earth" einen sehr merkwürdigen Beigeschmack.

Doch auch abseits von dem ganzen Scientology-Gerede bleibt der Film spannungsarm, was vor allem daran liegt, dass die Handlung arg konstruiert wirkt und gerade gegen Ende sehr vorhersehbar wird. Dadurch nimmt sich der Film einiges an Spannung, obwohl die Grundidee ein anspruchsvolles Drama in der Zukunft zu entwickeln tatsächlich lobenswert ist. Auch die bereits oben beschriebene Öko-Botschaft ist zwar vorhanden, wird aber zum Glück anders als in "Avatar : Aufbruch nach Pandora" oder "The Happening" (ebenfalls ein Film von M. Night Shyamalan) nicht mit erhobenen Zeigefinger vorgeführt. Somit sind die wohl besten Szenen diejenigen, in denen Kitai sich mit der veränderten Umwelt auseinandersetzen muss oder in denen der Vater-Sohn-Konflikt ausführlich behandelt wird. Der Rest vom Drehbuch dümpelt dabei mal mehr, mal weniger vor sich hin.

Dafür bietet "After Earth" auf der visuellen Seite überzeugende Aufnahmen. Die Special-Effects sind zwar deutlich als solche zu erkennen, aber gerade die Tatsache, dass sich diese Zukunftsvision der Erde vom jetzigen Zustand nicht allzu weit wegbewegt, heben den Film aus dem Sci-Fi-Einerlei positiv hervor, denn der Regisseur nutzt diese Tatsachen für teils sehr schöne Naturaufnahmen. Auch die Ursas mit ihrem insektenähnlichen Aussehen wirken beängstigend und sehen solide animiert aus.

Fazit : Was am Ende übrig bleibt ist problematisch zu beurteilen, denn Shyamalans spirituelle Herangehensweise dürfte nicht jedem gefallen und die deutlichen Parallelen zu Scientology stoßen mehr als sauer auf. Und auch wenn man diese zwei Punkte außer Acht lässt, so ist im Grunde nur die visuelle Gestaltung und das Vater-Sohn-Gespann der Smiths als positiv hervorzuheben, denn auch das Drehbuch wirkt konstruiert und langatmig, vor allem da die im Trailer versprochene Action nur selten Verwendung im Film findet. So ist "After Earth" im Endeffekt ein halbgares Machwerk.

Bewertung :

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