Mittwoch, 2. Januar 2013

Das Jahr 2012 im Kinorückblick : Januar - Juni

2012 ist vorbei und schon stehen neue potentielle Kinokracher in den Startlöchern. Von "Pacific Rim", über das beeindruckende Sektendrama "The Master" bis hin zu Tarantinos Huldigung an den Spaghetti-Western "Django Unchained" ist im neuen Kinojahr ordentlich Spannung garantiert. Doch wie war 2012 in dieser Hinsicht ? Eins steht fest : Auch 2012 war ein wahrer Blockbusterjahrgang. Grund genug für einen kleinen Rückblick !

Januar

1. Verblendung - David Fincher

Als verkündet wurde, dass mal wieder ein amerikanisches Remake eines europäischen Films ansteht, staunte man nicht schlecht, dass ausgerechnet Regie-Virtuose David Fincher ("Sieben") das Remake zum Stieg Larsson Krimi "Verblendung" inszenieren wird. Das Ergebnis übertrifft den bereits gelungenen Originalfilm vor allem in optischer Hinsicht. Die kühlen Bilder und die beklemmende Atmosphäre der Familieninsel geben dem grausamen Geschehen den passenden Handlungsort. Ebenfalls grandios agieren aber auch die Schauspieler. Die zuvor eher unbekannte Mimin Rooney Mara verleiht ihrer Rolle als Lisbeth Salander die nötige Zerbrechlichkeit in Kombination mit einer beängstigenden Kühle. Daniel Craig und der Rest der Darsteller (darunter Größen wie Stellan Skarsgard oder Christopher Plummer) überzeugen neben Mara aber ebenso. Einziger Kritikpunkt : Für eine Freigabe "ab 16 Jahren" ist der Krimithriller eindeutig zu brutal.



2. Ziemlich beste Freunde - Olivier Nakache, Eric Toledano

Mit weit mehr als 8 Millionen Zuschauern allein in Deutschland ist "Ziemlich beste Freunde" die erfolgreichste Komödie des Jahres gewesen. Dass das nicht von ungefähr kommt, liegt an der unkomplizierten und frischen Darstellung der Tragik. Ohne übertrieben auf die Tränendrüse zu drücken oder zwanghaft nach komödiantischer Aufmerksamkeit zu hecheln schildert der Film eine Freundschaft, wie sie skuriller nicht sein könnte. Mit zwei überragenden Hauptdarstellern und vielen witzigen und vor allem herzerwärmenden Szenen ist dem französischen Regieduo ein wahres Meisterwerk geglückt.



Weitere Kinostarts im Januar letzten Jahres : Drive, Die Muppets, The Artist

Februar

Nachdem der Januar mit einigen hochkarätigen Filmen das Kinojahr einleitete, verlief der Februar etwas ruhiger. Viele Independent - Produktionen fanden den Weg ins Kino und begeisterten die kleinen Massen. Einzige Ausnahme : Martin Scorseses "Hugo Cabret" . Seine liebevolle Hommage an das Kino ging auch bei den Oscars nicht leer aus. Ansonsten war der Monat im Großen und Ganzen eher unspektakulär. Ein paar Dramen hier, ein paar Thriller da. Nicht ganz in dieses Schema passt dabei "Ghost Rider : Spirit of Vengeance" der Crank-Macher. In den Ostblockstatten gedreht, entstand zwar auch hier, wie bereits bei Teil 1 kein Meisterwerk. Aber die dreckige Action und der neue, düstere und vor allem frechere Look des Films entsprach der Vorlage wohl eher, als der auf Hochglanz polierte Teil 1.

Weitere Kinostarts des Monats : Moneyball, Glück, Gefährten, Extrem laut und unglaublich nah


März

1. John Carter - Andrew Stanton

Leider ein Flop in den Kinos, aber dennoch nicht minder gut ist Andrew Stantons erster Realfilm "John Carter". Der zuvor bei Pixar Animations arbeitende Regisseur erschuf eine optisch gelungene und launige Verfilmung der Buchvorlage. Warum also kein Erfolg ? Disneys Werbekampagne ging schlicht und ergreifend deftig in die Hose. Schade, dass so ein Nachfolger in weiter Ferne zu schweben scheint.



2. Türkisch für Anfänger - Bora Dagtekin

Was als Serie bereits Kritiker und Publikum begeisterte, lockte auch als Kinofilm Millionen Deutsche in die Kinos und das vollkommen zurecht. Mit viel intelligentem und stellenweise auch deftigem Witz, spaßigen Schauspielern und einem für die Serie unverbrauchtem Setting gelingt dem Team ein erfolgreicher Angriff auf die Lachmuskeln.



3. Die Tribute von Panem - Gary Ross

Teil 1 der erfolgreichen Romanreihe wurde ein Welterfolg, trotz einiger Patzer. So ist z.B. die wackelige Kamera als Stilmittel für Authentizität oftmals ein wenig zu wacklig - zum Glück aber nicht auf dem Niveau eines "World Invasion : Battle Los Angeles" - und auch inhaltlich zeigt der Film einige Längen. Aber dennoch ist die Atmosphäre eindringlich und die Bilder erschütternd. Zudem fand sich in Jennifer Lawrence eine neue Starlett am Sternenhimmel von Hollywood. Zusammen mit weiteren ambitionierten Jungdarstellern täuscht diese nämlich über die wenigen Schwächen gekonnt hinweg. 



Weitere interessante Kinostarts im März : Take Shelter, Die Frau in Schwarz

April 

1. Spieglein Spieglein - Tarsem Singh

Tarsem Singh ist ein Künstler. Seine Filme immer Garant für atemberaubende Bildkompositionen, die bis ins kleinste Detail durchdacht sind. Das ändert sich auch nicht mit Singhs intelligenter Märchenparodie, die gekonnt Themen wie Emanzipation und Schönheitswahn abhandelt. Selten war ein Märchenfilm intelligenter und vor allem schöner, denn während "Snow White and the Huntsmen" , die zweite große Interpretation des bekannten Märchens in diesem Jahr in Richtung "Herr der Ringe" schlägt, trumpft "Spieglein Spieglein" mit verrückten Kostümen, tollen Effekten und wahnwitzigen Kulissen auf. Ein typischer Singh - Film eben !



2. Marvels The Avengers - Joss Whedon

Auch wenn ich persönlich enttäuscht war, so ist Joss Whedons Zusammenkunft der Marvel Superhelden ein wahnwitziger Mix aus Action und Wortwitz. Und auch wenn das Ganze am Ende nicht immer zünden wollte, so ist "The Avengers" am Ende aber immer noch Garant für launige Unterhaltung. Und wer gefallen am Film fand, der wird erfreut sein zu hören, dass die Arbeiten an Teil 2 bereits begonnen haben.



Weitere Filmstarts : Chronicle - Wozu bist du fähig, Devil Inside, The Grey, Battleship, Iron Sky


Mai

1. Dark Shadows - Tim Burton

Auch Altmeister Burton lud 2012 ein zu einem besonderem Film. Seine Aufguss der 70er Jahre Serie "Dark Shadows" ist ein herrlich absurder Mix aus Horror und Komödie, der besonders von den vielen Ideen lebt, die eben nur ein Tim Burton haben kann. Sei es das böse M von McDonalds oder leckere Hippies als Snack für Zwischendurch. "Dark Shadows" bietet Skurilles und Witziges bis zum Abwinken und genau das ist gut so.



2. Der Diktator - Larry Charles

Larry Charles "Der Diktator" verursacht bei mir Kontroversen. Zwar enthält der Film durchaus unglaublich intelligenten und vor allem derben Humor, der gekonnt die politischen Systeme und vor allem die USA kritisiert, aber das alles wird überschattet von plumpen Kalauern der Marke peinlich. Zudem wirkt die vom Film erzählte Romanze irgendwie deplatziert und hindert "Der Diktator" letztlich daran eine intelligente Satire zu sein. Für einen witzigen Filmabend ist das Werk aber absolut brauchbar.



3. Men in Black 3 - Barry Sonnenfeld

"Back in Black" hieß es mal wieder und genau das war es. Mit dem neusten Ableger kehrt das verrückte Agentenduo zurück zu alten Stärken und liefert nebenbei auch einige neue wunderbare Einfälle. Zwar is der Plot aufgrund der Zeitreisethematik nicht nur unlogisch, sondern auch stellenweise langweilig, aber das alles kaschiert der Regisseur mit viel Liebe und Charisma der beiden Hauptdarsteller. Sicherlich nicht der beste Blockbuster des Jahres, aber bei weitem ein guter.



4. Snow White and the Huntsman - Rupert Sanders

Nach "Spieglein Spieglein" hat es der Film natürlich schwer eine gute Bewertung einzuheimsen, klaut er doch zudem allzu offensichtlich bei bekannten Fantasy-Vorbildern, wie der "Herr der Ringe" - Trilogie. Dennoch ist auch diese Interpretation gelungen, denn anstatt Schneewittchen als hilfloses fast dümmliches Mädchen zu zeigen, gleicht sie hier einer gebrochenen Frau, die sich zur Kampfamazone wandelt und auch in diesem Film zeigt sich der Schönheitswahn von seiner gräßlichen Seite. Doch wo Tarsem Singh mit kunterbunten Farben hantierte, übt sich Sanders in Düsternis und Betrübtheit. Zwar gibt es auch hier einige wundervolle Szenen im Wald der Feen, doch das Hauptaugenmerk liegt in der Dunkelheit und Grausamkeit der Erzählung, die hier gekonnt umgesetzt wurde. Eine weitere Überraschung ist Kristen Stewart, die zwar immer noch gehörig an ihrer Mimik arbeiten muss, aber in den entscheidenden Momenten so etwas wie schauspielerisches Können durchblitzen lässt. Somit bleibt im Großen und Ganzen ein mehr als brauchbares Fantasyepos.



Weitere Kinostarts : Moonrise Kingdom, Lachsfischen im Jemen, Das Hochzeitsvideo, Project X, 21 Jump Street 

Juni

1. Chernobyl Diaries - Bradley Parker

Der Hype, den "Paranormal Activity" entfachte, hielt auch 2012 noch an und so ist auch "Chernobyl Diaries" eine Found-Footage Produktion. Doch hier spielte man einen entscheidenden Trumpf aus, denn anstatt auf gängige Locations zu setzen, spielt der Film im atomverseuchten Prypyat und genau das gibt dem Film die besondere Note. Dazu gesellen sich einige nette Schockeffekte und eine mehr als bedrohliche Atmosphäre, was dem ganzen Würze gibt. Die Qualität der Schauspieler geht dabei in Ordnung und auch das Mittendrin - Feeling wurde gut eingefangen. Allerdings ahnt man als geneigter Horrorfan bereits früh, was hier los ist und langweilt sich dann durchaus das ein oder andere Mal. Dafür entschädigt dann immerhin wieder das bitterböse Finale, das zwar nicht unbedingt originell ist, aber dafür äußerst konsequent und schockierend den Zuschauer wieder aus dem Kinosaal entlässt.



2. The Amazing Spider - Man - Marc Webb

Nur wenige Jahre nach der originalen Trilogie kam mit Marc Webbs Reboot der Spinnenmann wieder zurück in die Kinos. Webb liefert damit eine ernstere, erwachsenere Version des Stoffs, die oftmals im Kontrast zu Sam Raimis verspielter Inszenierung steht und somit zum Glück diese nicht wiederholt. Auch die neuen Darsteller machen ihren Job ausgezeichnet und somit dürfen wie uns alle auf eine neue Trilogie freuen, die uns vielleicht ein wenig tiefer hinter den Charakter Peter Parker blicken lässt, als es Sam Raimi zuvor mit seinen Filmen vermochte. 



Weitere Kinostarts im Juni : Noch tausend Worte, Rock of Ages, Street Dance 2
 
----Fortsetzung Folgt----   

  

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