Sonntag, 16. Dezember 2012

Filmkritik : "Der Hobbit : Eine unerwartete Reise"

Der erste Teil der neuen Trilogie ist jetzt endlich auch in den deutschen Kinos zu sehen !
3 Filme aus einem eher dünnen Buch ? Geht das ? Nachdem vor neun Jahren die "Herr der Ringe" - Saga auf der Leinwand ihr Ende fand, kümmerten sich die Produzenten schnell um Nachschub und führten sich Tolkiens Prequel zur Reihe mit dem Namen "Der Hobbit" zu Gemüte. Nach etlichen Unklarheiten über den Regiestuhl nahm nach Guillermo del Toro nun endlich Peter Jackson wieder Platz und liefert die Antwort auf obige Frage. Seine "Hobbit" - Verfilmung ist wieder atemberaubendes Fantasykino, diesmal allerdings im bombastischen 3D - Gewand.

 Mittelerde, 60 Jahre vor den Ereignissen aus der "Der Herr der Ringe"-Trilogie: Bilbo Beutlin (Martin Freeman) ist ein angesehener Hobbit. Das heißt auch, dass er nichts lieber hat als gemütliche Ruhe und guten Tabak für seine Pfeife. Dass der große Zauberer Gandalf der Graue (Ian McKellan) mit 13 Zwergen in sein Haus einfällt, passt ihm da gar nicht. Aber Erebor, das Zuhause der Zwerge, wird von dem Drachen Smaug (Stimme: Benedict Cumberbatch) bedroht und Gandalf bittet den Hobbit um Hilfe. So kommt es, dass der kleine Mann die von dem legendären Krieger Thorin Eichenschild (Richard Armitage) angeführten Zwerge auf ihrer gefährlichen Reise begleitet. Diese führt die Gruppe durch Orkhöhlen und dunkle Wälder, wo es von gigantischen Spinnen, Pelzwechslern und Zauberern nur so wimmelt, bis hin zu ihrem Ziel, dem Hort des Drachen. In den Goblin-Tunneln begegnet Bilbo einem Wesen, das sein Leben für immer verändern wird: Gollum (Andy Serkis), der einen Ring besitzt, der über außergewöhnliche Kräfte verfügt. Es ist der Ring, den Bilbo später einmal an seinem 111. Geburtstag seinem Lieblingsneffen Frodo (Elijah Wood) vermachen wird, aber es ist vor allem ein Ring, der fest mit dem Schicksal von ganz Mittelerde verbunden ist. Doch das ahnt Bilbo natürlich noch nicht... 

Nachdem er mit den drei "Herr der Ringe" - Filmen drei oscarprämierte Meisterwerke erschaffen hat, tritt Jackson nun ein schweres Erbe an. Doch Jackson weiß, wie er mit dem Stoff umzugehen hat und macht genau da weiter, wo er zuvor aufgehört hat. Zwar ist "Der Hobbit" vorlagenbedingt weit weniger düster und brutal als seine "Geschwister" , doch die Atmosphäre die er in den vorherigen Teilen so gut einfangen konnte ist im neuen Ableger ebenfalls atemberaubend. Wie schon zuvor diente auch hier wieder die unberührte Natur Neuseelands als Drehort und liefert, zusammen mit beeindruckenden Kulissen und ausgefeilten Special - Effects, bahnbrechende Bilder. Die höhere Bildrate des Films mag für den ein oder anderen anfangs verwirrend wirken, doch die Qualität der Bilder und vor allem die der 3D - Effekte sprechen für sich.



Von diesen gibt es aber in der ersten Stunde des Films noch recht wenig zu sehen, denn Jackson lässt sich viel Zeit um seine kauzigen kleinen Zwerge einzuführen. Viele Kritiker fanden diese Exposition zu lang, doch gerade diese Detailverliebtheit machen die Truppe zu so einem sympathischen Haufen. Mit viel Witz und Herz stellt uns Jackson die Truppe und ihre tragische Geschichte vor. Das sorgt für eine emotionale Bindung beim Zuschauer, vor allem weil auch die Schauspieler Glanzleistungen abliefern. Martin Freemann (auch bekannt als "Watson" aus der preisgekrönten BBC-Serie "Sherlock") spielt seinen Bilbo Beutlin so herrlich witzig und liebevoll, sodass man ihn sofort ins Herz schließt. Doch auch der Rest der Schauspielerriege überzeugt. Der bereits aus den vorherigen Teilen bekannte Ian McKellen, als weiser Zauberer Gandalf liefert wie immer eine amüsante Vorstellung und auch die Zwergentruppe unter der Leitung von Thorin Eichenschild, gespielt vom eher unbekannten Richard Armitage, versprüht Charme und Sympathie.

Martin Freemann glänzt in der Rolle des Bilbo Beutlin

Doch wie sieht es nun mit dem Inhalt aus ? Kann man aus rund 380 Buchseiten knapp 9 Stunden Film, verteilt auf 3 Teile, ziehen ? Die Antwort darf getrost mit ja beantwortet werden, denn Jackson nutzt die Gelegenheit, um jedes noch so kleine Detail liebevoll auszuschmücken. So ist z.B. das Treffen zwischen Bilbo und Gollum eine äußerst ausgiebe Konversation, die allerdings zu keinem Zeitpunkt langweilig wird, denn genau das ist es, was man von einem Film aus Mittelerde erwartet. Eine epische Geschichte über Mut, Helden, Tapferkeit und Freundschaft gekleidet in atemberaubenden Naturpanoramen und magischen Bildkompositionen. Genau das liefert der Regisseur, nur halt eben mit mehr Komik als zuvor. Gerade diese Leichtigkeit tut dem aber Film weitestgehend gut, liefert allerdings auch merkwürdige Situationen. Wenn zu anfangs z.B. Bilder von der Eroberung Morias durch die Orks gezeigt werden, bei der so einige Köpfe und andere Gliedmaßen abgeschlagen werden, und im Anschluss das freuchtfröhliche Treiben der Zwerge in Bilbos Haushalt dargestellt wird, so wirkt das das ein oder andere mal durchaus ein wenig merkwürdig. Schaden tut das dem Film aber zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil : "Der Hobbit : Eine unerwartete Reise" passt trotzdem hervorragend in die Vorweihnachtszeit.

Natürlich darf auch Gollum (gespielt vom grandiosen Andy Serkis) nicht fehlen !

 Und auch den 3D - Effekt setzt der Regisseur sehr liebevoll ein, denn die sehr gute Tiefendarstellung und einige wunderschöne Pop-Outs sorgen für ein tiefes Hinabgleiten in die Welt Tolkiens. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass "Der Hobbit" einer der wenigen Filme ist, bei dem die zusätzliche Dimension jederzeit passend und zu keiner Zeit aufdringlich oder effekthascherisch wirkt. Genauso verhält es sich mit dem ausgezeichneten, von Howard Shore komponierten Soundtrack. Dieser mischt gekonnt Motive der alten Stücke mit dem neuen "Hobbit" - Thema. Nostalgische Erinnerungen sind dadurch keine Seltenheit.

Fazit : Wenn man wieder mit Tränen und Gänsehaut im Kinosaal sitzt, sein Popcorn nicht essen möchte, weil einen das Essgeräusch so stört, und den Sitznachbarn am Liebsten verprügeln möchte, weil er gerade genüßlich seine Nachos vernascht, dann weiß man, dass Peter Jackson es wieder geschafft hat. Sein neues, episches Meisterwerk über die Reise eines kleinen und doch auch großen Hobbit knüpft nahtlos an seine vorherigen Erfolge an. Mit einer gehörigen Prise Komik und viel Detailverliebtheit entführt er uns in eine vom Bösen bedrohte und doch wunderschöne Welt, die einen sofort in ihren Bann zieht.
Man darf gespannt sein, wie man das noch steigern kann.....

Bewertung :                                            5/5 Sterne

Wer sich von der wieder hohen Qualität des Soundtracks überzeugen möchte, der kann das hier:






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen