Montag, 3. März 2014

Filmkritik : "Pompeii 3D"

Neben Uwe Boll und Michael Bay gibt es wohl keinen noch so gehassten Regisseur wie Paul W.S. Anderson. Für viele Gamer hat der Ehemann von Kampfamazone Milla Jovovich das "Resident Evil" - Franchise zu Grabe getragen und auch mit seinen anderen Werken wie z.B. der missglückten Neuinterpretation der "Drei Musketiere" konnte der Regisseur bei den Wenigsten überzeugen. Dabei lässt sich nicht verleugnen, dass Anderson ein Gespür fürs Visuelle besitzt und bei allen seinen Werken einen tollen Look zaubert, der über die vielen dramaturgischen Mängel hinwegtröstet. Andersons erstes Werk "Event Horizon" , ein genialer Sci-Fi Geheimtip, zum Beispiel hat bewiesen, dass dieser Mann mit einem guten Skript auch einen guten Film stemmen kann. Bei "Pompeii 3D" konnte man deswegen auch schon aufhorchen, als feststand, dass diesmal kein eigenes Skript von Anderson als Grundlage für den Film dient. Stattdessen haben sich gleich drei Drehbuchautoren für Anderson Herzensprojekt gefunden. Doch lustigerweise leidet auch "Pompeii 3D" an der klassichen "Anderson" - Krankheit, wenn auch diesmal weit weniger tragisch, als sonst.

Als seine Eltern grausam von den Männern des Senator Corvus (Kiefer Sutherland) ermordet werden, beginnt für den jungen Milo (Kit Harrington) eine einzige Tortur. Gefangen von römischen Sklavenhaltern muss er sich fortan als Gladiatorenkämpfer in der Arena durchkämpfen und beweist dort sein Talent als kaltblütiger Krieger. Beeindruckt von dieser Leistung, wird Milo zusammen mit anderen Sklaven in die blühende Metropole "Pompeii" verschleppt, in der Dekadenz ein alltäglicher Begriff ist. Auf dem Weg dorthin lernt er die junge adelige Cassia (Emily Browning) kennen. Der Beginn einer besonderen Liebe. Doch wie kann das alles gutgehen, wenn im Hintergrund der Vesuv eine Vorahnung der nahenden Katastrophe gibt ?

Kein anderes Unglück dürfte der Menschheit so geläufig sein, wie der Vulkanausbruch des Vesuv, der eine komplette Stadt dem Erdboden gleich machte und Tausende von Menschen unter einer Schicht aus Asche begrub. Laut den alten Geschichtsschreibern der damaligen Zeit, war Pompeii eine blühende Handelsmetropole und vor allem ein Ort voller Reichtum und Dekadenz. Der Dichter Plinius der Jüngere hielt die Geschichte Pompeiis zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs fest und so beginnt auch Andersons Werk mit einem Zitat Plinius, nur um dann gleich darauf zu Milo zu springen, der wie alle anderen Charaktere im Film einem wandelnden Klischee entspricht. Hier haben wir den rachsüchtigen Sklaven, der seine Freiheit erkämpft, eine Adelige, die sich in einen armen Sklaven verliebt und natürlich auch noch den intriganten Politiker. So beginnt das ganze Skript also auch wieder ähnlich unausgegoren wie Andersons vorangegangene Werke, aber dennoch schafft er diesmal etwas, was ihm seit "Event Horizon" verwehrt blieb.

Anderson schafft eine packende Spannungskurve und schafft mit dem jungen, tragischen Paar einen emotionalen Anker, der die nachfolgenden Actionsequenzen positiv unterstützt. Zugegeben, die Geschichte wirkt wie eine Mischung aus "Titanic" und "Gladiator", aber warum etwas ändern, was sich bereits bewährt hat und die Mischung geht zum Glück auch auf. Zwar fehlt der Liebesgeschichte die Tragik und der Tiefgang von "Titanic" , aber der sonst eher durchschnittliche Kit Harrington und die wunderschöne Emily Browning geben ein solides Paar ab und die ruhigen Szenen mit den beiden Charakteren wurden einfühlsam und schick inszeniert. Allerdings gerät die Metropole an sich durch diesen Fokus auf die Liebesgeschichte ein wenig verloren. Zwar lässt sich hin und wieder erahnen, wie prunkvoll es dort zugegangen sein muss, aber mehr als bloße Randnotizen liefern Anderson und sein Drehbuchteam nicht ab. So kommt es auch, dass es vor dem Vulkanausbruch hauptsächlich Gladiatorenkämpfe zu bestaunen gibt, die selten so blutleer ausfielen, wie hier. Um eine FSK 12 Freigabe für höhere Gewinnchancen zu erhalten, gibt es keinerlei Blutspritzer und die Kämpfe wirken wie in den meisten derart herabgestuften Filmen übertrieben künstlich.

Interessanter sind diese Szenen erst, nachdem Senator Corvus die Bühne betritt. Der Senator ist zwar ebenfalls ein wandelndes Klischee, aber Kiefer Sutherland gibt überzeugend, wenn auch hin und wieder etwas übertrieben einen durchtriebenen und egoistischen Politiker, der nicht damit leben kann nicht alles bekommen zu haben, was er wollte. In diesen rund 70 Minuten Handlung bekommt man immer wieder Bilder des brodelnden Vulkans zu sehen, die reichlich für Spannung sorgen, denn die Katastrophe wird so bereits greifbar. Der Ausbruch an sich ist dann auch wahnsinnig gut gelungen. Die Effekte sind dank eines 100 Mio. Dollar Budgets bombastisch und die Handlung wird dank kleiner Wendungen geschickt beschleunigt, ohne unglaubwürdig zu wirken. Beim Vulkanausbruch kümmert sich Anderson dann auch erstmals richtig um die Bürger und um das Leid, dass diese erleben mussten. Massenpanik tötet auf den Straßen zahlreiche Menschen, die reichen Bürger genießen ihre Privilegien und lassen herzlos das Fußvolk zurück, und und und. Die Katastrophe ist schlichtweg sehr gut inszeniert und bleibt auch weitestgehend den Aufzeichnungen treu. Und nach knapp zwei Stunden ist das Spektakel auch schon um und schließt mit einem mutigen und rundem Ende ab. Zwei Stunden, die definitiv nie langweilig wurden und dank gelungenem 3D-Einsatz auch visuell ansprechend gestaltet wurden.

Fazit : Trotz wenig innovativer Figuren, Handlung und der zu starken Fokussierung auf die Liebesgeschichte, besticht Andersons Herzensprojekt "Pompeii 3D" durch eine straffe Dramaturgie, grandiose Aufnahmen und einer guten Schauspielarbeit. "Pompeii 3D" ist somit seit "Event Horizon" endlich wieder ein überzeugender Anderson-Film.

Bewertung :

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